Citron Olga
Geb. Przemysl, Galizien (Polen), 1893
Gest. ? (wahrscheinlich Opfer des Holocaust (Dorota Leviner spricht von ihrer „extermination“)
Herkunft, Verwandtschaften: Mutter: Deborah „Dora“ Citron, geb. Ehrlich, gründete 1920 in Przemysl einen Verein für die berufliche Ausbildung junger JüdInnen unter dem Namen „Towarzystwo warsztatow dla mlodziezy zydowskiej“; die erste Aktivität des Vereines waren Ausbildungs-Workshops in einer gemieteten Wohnung in der Dworski Str., die Schülerinnen waren vorwiegend jüngere Frauen, die während des 1. Weltkriegs zu Waisen wurden; FachlehrerInnen unterrichteten im Nähen, Stickerei, etc. und die TeilnehmerInnen wurden für ihre Arbeit bezahlt.
Ausbildungen: Mädchengymnasium in Przemysl (Galizien), 1910 Matura, 1911 Gymnasialreifeprüfung als Externistin in Krakau, Studium der Philosophie/Mathematik an der Universität Lemberg, Teilnahme an Seminaren bzw. Proseminaren der Prof. Twardowski, Wartenberg und Puzyna; aufgrund der über „Die Psychologie in Descartes Meditationes der prima philosophia“ in ein Seminar von Prof. Twardowski aufgenommen (Arbeit über „Die Rolle des Willens in der Philosophie Maine de Biraus‘ und Schopenhauers“), im Studienjahr 1913/14 Absolvierung der philosophisch-pädagogischen Vorprüfung, 1914 Philosophische Fakultät der Universität Wien, 1916 Promotion bei Prof. Stöhr und Höfler.
Laufbahn: 1913/14 Durchführung einer Reihe von psychologischen Laborexperimenten (Sammlung von Material zu einer Arbeit über Einfluss der unwillkürlichen Aufmerksamkeit auf die Reproduktionsfähigkeit der mechanisch assoziierten Vorstellungen), infolge der Kriegsereignisse (1. WK) Unmöglichkeit zur Weiterführung der Arbeiten, Unterbrechung der Tätigkeit an der Universität Lemberg und Übersiedlung nach Wien, dort Studium der Philosophie und Mathematik. In den 1920er Jahren Lehrerin in einem Mädchengymnasium, daneben 1924 Gründung eines Ausbildungs-Workshops (allg. Unterricht im Rahmen einer Grundschule) als eigentliche schulische Basis für den von der Mutter gegründeten Verein; die Schule dauerte 3 Jahre und entsprach den Wünschen des damaligen Ministeriums für Unterricht und Kultur; hebräische Studien waren obligatorisch, außerdem lernten die TeilnehmerInnen Nähen, Stickerei, Weben und Teppichknüpfen. 1931 kamen nationalökonomische Fächer dazu, es gab Abendunterricht in Nähen und Kochen für ältere SchülerInnen. In den ersten Jahren des Bestehens bewohnte die Schule ein gemietetes Appartement (Vermieter: Y. Thumim), später übersiedelte sie in das Haus Lukasinskiego Str. 12, das 1929 mit finanzieller Unterstützung der Firma „Ika“, öffentlicher Gruppen sowie einiger Sponsoren errichtet wurde. Das Budget der Schule deckte der Unterricht und Einnahmen der Workshops; „Ika“ sowie das Unterrichtsministerium statteten sie mit einer fixen jährlichen Summe aus, es gab ein beratendes Gremium (7 Mitglieder) des Schuldirektoriums in budgetären und organisatorischen Belangen: Dr. Jacob Glanz, Shmuel Babad, Prof. G. Teich, Dr. A. Schutzmann, Dr. I. Sohn (Sekretärin: Chana Seldowitz-Epstein), Lehrkörper: Dr. Olga Citron, Ms. Karua, Ms. Rosa, Ms. Hecht, Mgr. Schwadron, Zisie Taub, Jacob Koritan; 1938 gab es an die 170 SchülerInnen.
Werke
„Axiome in ihrem Verhältnisse zu den Definitionen. Phil. Diss. Univ. Wien“ (1916)
Literatur / Quellen
Qu.: UA Wien, Rigorosenakten (PN 4271).
L.: Dissertationsverzeichnis, www.jewishgen.org/vizkor/przemysl/