Cernajsek Sofie Theresia
Geb. Wien, 3.5.1915
Gest. Perchtoldsdorf, NÖ, 16.7.2005
Herkunft, Verwandtschaften: Sie ist die jüngste Tochter des Johann Steger (1875-1961), Schuhmachermeisters in Wien, und seiner Frau Adele, geb. Napravnik aus Lyssa, Bezirk Jung-Bunzlau. Ihre um 1905 geborenen Zwillingsgeschwister starben schon 1907 bzw. 1910.
LebenspartnerInnen, Kinder: Sie heiratete am 24.9.1939 in Wien Professor Mag. Fritz Cernajsek, akademischen Maler und Graphiker (Wien, 13.11.1910 – Mödling, 13.11.1996), Sohn des Wiener Emailleurs Rudolf Cernajsek und seiner Frau Wilhelmine Antonia Cernajsek, geb. Hums. Aus dieser Ehe stammen drei Kinder: Bibliotheksdirektor Hofrat Dr.phil. Tillfried Cernajsek, geb. 24.11.1943 in Wien, Roswitha Bittner, geb. am 21.10.1945 in Aschach, Dr.med.univ. Ulrike Ohlms, geb. 31.3.1958 in Wien. Sie hatte insgesamt acht Enkel: Uwe (geb. 1974), Werner (geb. 1975), und Gernot (geb. 1977) Cernajsek, Heidelinde (geb. 1967) und Roland (geb. 1977) Bittner, die Zwillinge Moritz und Laura Ohlms (geb. 1993). 2004 erlebte sie die Geburt ihrer Urenkelin Clara Cernajsek.
Beziehungen, Freundschaften, Bekanntschaften: Ihre große Liebe galt ihrer engeren Familie. Sie pflegte ebenso den Umgang mit ihren Verwandten, wie ihrer Stiefmutter Anna Steger, geb. Doblinger, und den Verwandten ihres Mannes, darunter seiner Nichte dritten Grades, Dr. Astrid und ihres Mannes Dr. Willi Drofenik, beide Lehrer für höhere Schulen. Mit ihnen verband sie auch das große Interesse des Sammelns von Kinderbüchern. Besonders eng befreundet waren sie und ihr Mann mit Dr. Richard Krottendorfer, Juristen, Bibliophilem und Pianisten, und dessen Frau Anna, Assistentin im Pädagogischen Institut der Stadt Wien. Freundschaftliche Beziehungen bestanden auch zu den KünstlerkollegInnen ihres Mannes, wie Elisabeth Buzek, Maria Grassl, geb. Reumann, Max Kislinger, Anna Perner, geb Sturmayer, und Walter Schwarzl, und auch zu Univ.-Prof. Dr. Hedwig Kenner, der Tochter des Lehrers ihres Mannes, Anton von Kenner. Im Alter kannte sie namhafte Sammler und Forscher, wie Friedrich C. Heller und Ernst Seibert, und Antiquare, wie Sabine Keune, Hans Lindner und Andrea v. der Osten.
Ausbildungen: Humanistisches Gymnasium Rahlgasse in Wien VI., Matura 1934; von 1934 bis 1937 Gasthörerin an der Akademie der Bildenden Künste in Wien; von 1937 bis 1939 (3 Semester) Studium der Germanistik und Kunstgeschichte an der Universität Wien. Ausbildung zur Volksschullehrerin im Rahmen einer Ergänzungsmatura. Ausbildung zur Hauptschullehrerin am Pädagogischen Institut der Stadt Wien und Ablegung der Lehrbefähigungsprüfungen für Deutsch, Bildnerische Erziehung und Musikerziehung.
Laufbahn: Nach der Matura war sie zunächst im Haushalt ihres verwitweten Vaters tätig, da die Mutter am Tag der Griechischmatura verstorben war, dann als Hauslehrerin der Familie Schönborn in Wien. Ab 1936 begann sie sich für die Ergänzungsmatura für VolksschullehrerInnen vorzubereiten und wurde 1938 als Lehrerin angestellt. 1939 heiratete sie und gab das Studium auf. 1942 begleitete sie ihren Mann, der den Rompreis gewonnen hatte, nach Italien. 1943 wurde ihr Sohn in Wien geboren und 1945 ihre Tochter in Aschach an der Donau, wo die Familie nach der Flucht aus Wien schließlich eine Bleibe gefunden hatte. Hier unterrichtete sie von 1949-1956 in der Volksschule. Nach dem Tod des Schwiegervaters übersiedelte die Familie 1956 in dessen Wohnung nach Wien VII. Sie fand als Hauptschullehrerin eine Stelle in Fischamend. Ihr jüngstes Kind wurde 1958 in Wien geboren. Sie machte die Hauptschullehrerprüfung. Dabei war sie immer bemüht, ihrem Mann alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen, damit dieser sich voll seinem künstlerischen Schaffen widmen konnte. Sie teilte seine Interessen, wie das Sammeln von Kunstgegenständen, Büchern und antiken Möbeln, sowie die Beschäftigung mit Musik. Sie finanzierte fast ausschließlich allein den Bau eines großen Eigenheimes in Perchtoldsdorf, wobei sie auch selbst bei Maurer- und Anstreicherarbeiten Hand anlegte. Sie tapezierte Möbel, schneiderte die Kleidung der Kinder und versorgte die Familie mit eigenem Gemüse. Sie gab auch Nachhilfestunden und betreute mehrere Jahre ihre beiden ältesten Enkelkinder. Als, wenn auch strenge, Lehrerin war sie von ihren Schülern sehr geschätzt, da sie es verstand, sie für ihre Gegenstände zu begeistern. 1966 war die Familie nach Perchtoldsdorf-Tirolerhof gezogen. S. C. unterrichtete nun an der Hauptschule in Mödling und zuletzt bis zu ihrem Ruhestand an der Hauptschule Perchtoldsdorf. Sie ging nur ungern in Pension. Ab 1967 war sie Mitglied der Gemeindevertretung und des Kirchenchores der Evangelischen Gemeinde Perchtoldsdorf. Nach einem im November 2004 erlittenen schweren Schlaganfall verstarb sie am 16. Juli 2005 im Beatrixheim in Perchtoldsdorf und wurde im Familiengrab in Perchtoldsdorf bestattet.
Wirkungsbereich: Ihre erste bibliophile Errungenschaft war eine alte Homer-Ausgabe, die sie noch in ihrer Schulzeit erworben hatte. Zeitlebens sammelte sie Bücher. In der Pension und nach dem Tod ihres Mannes widmete sie sich vermehrt ihren speziellen Interessen: dem Sammeln von Spielzeug, Schulvereinskarten, der Insel-Bücherei und vor allem von illustrierten Kinderbüchern, wobei sie sich in ihren persönlichen Bedürfnissen einschränkte, um ihre Sammelleidenschaft zu befriedigen. Die Insel-Bücherei besaß sie fast vollständig. Bei den illustrierten Kinderbüchern sammelte sie zunächst alles, was ihr in Kurrent- und Frakturschrift begegnete, doch sehr bald wurde sie kritischer, befasste sich mit Literatur über Kinderbücher und kontaktierte auch erfahrene Sammler. Neben Zufallsbeständen besaß sie etliche Reihen, teilweise vollständig, wie „Das Deutsche Kinderbuch“ (Josef Scholz-Mainz), „Der deutsche Spielmann“, „Deutschösterreichische Jugendhefte“, „Gerlachs Jugendbücherei“, „Herzblättchens Zeitbertreib“, „Konegens Kinderbücher“, „Sesam-Bücher“ und „Volksschatz“, aber auch fast vollständig die Pixi-Bücher aus jüngerer Zeit. Sie sammelte ABC-Bücher und Fibeln und von bestimmten Künstlern illustrierte Bücher, wie von Fritz Baumgarten, Ida Bohatta-Morpurgo, Gertrud Caspari, Ernst Kreidolf, Ernst Kutzer, Lothar Meggendorfer, Oscar Pletsch und Else Wenz-Victor. Sie besaß Kostbarkeiten, wie Maria Grenggs aquarellierte Federzeichnungen zu „Purzelpeter“ oder den Privatdruck „Heinzis Geschichte“ von Judith Laub. Ihre liebevoll zusammengetragene Sammlung bereitete ihr große Freude und war eine Brücke zum geistigen Austausch mit Gleichgesinnten. Sie wusste sehr viel über ihr Sammelgebiet, hinterließ aber keine schriftlichen Aufzeichnungen – sie hatte bloß einen sehr einfachen Zettelkatalog angelegt. Von Anfang an war S. C. Mitglied der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendliteraturforschung.
Nachlass: Ihre Kinderbuchsammlung wurde durch Erbteilung aufgelöst und gelangte teilweise in den Handel und teilweise an andere SammlerInnen.
Ausz.: 1975: Ernennung zur Schulrätin durch den Bundespräsidenten, 1976: Dank und Anerkennung durch den Bezirksschulrat Mödling für die „fesselnde Gestaltung“ der Staatsvertragsfeier am 25.10.1976, 1978: Dank und Anerkennung durch den Bezirksschulrat Mödling für die ausgezeichneten Unterrichts- und Erziehungserfolge und langjährige einsatzbereite Tätigkeit an der HS Perchtoldsdorf, 1988: Dank von Superintendent Hellmut Santer für die Jahrzehnte lange Mitarbeit in der Evangelischen Gemeinde Perchtoldsdorf A.B., 2005: Ehrengabe des Landes Niederösterreich anlässlich des 90. Geburtstags.
Werke
Literatur / Quellen
Frank 2005, Heller 2006