Branković Katharina Katakuzina; Frau Graf Ulrichs II. von Cilli (†1456)
Geb. ?
Gest. um 1490

Herkunft, Verwandtschaften: Eltern: Vater Georg (Djuradj) Branković, Despot der Serben (†1456) und dessen zweite Ehefrau Irene (Jerina) Kantakuzina (†1456), Tochter des Theodoris Kantakuzenos; Geschwister: Mara (†1487), Lieblingsfrau des Sultans Murad II. (1421-1444; 1446-1451); Todor (†1429), Grgur (†1459), Mönch; Stephan, Teilherrscher der Serben, Despot (1458-1459; 1459 vertrieben) (†1476), verheiratet mit Angeljina Araniti (†1516); Lazar, Despot der Serben (1456-1458), verheiratet mit Helena (Jelena) Palaiologina (†1473); verheiratet mit Graf Ulrich II. von Cilli, seit 1436 gefürsteter Graf von Cilli und Ortenburg-Sternberg, Statthalter von Böhmen 1438/39 und 1438 Ungarn, 1445 Banus von Slawonien, 1454-1456 Banus von Kroatien und Dalmatien, 1456 Statthalter von Ungarn (†1456); Kinder: Hermann (†1452), Georg (†1445), Elisabeth (†1455).

Laufbahn: Unter Graf Hermann II. von Cilli (†1435) hatten die einstigen Freien von Sannegg (1130 erstmals erwähnt) in enger Verbindung zu Sigismund von Luxemburg (1368-1437; seit 1387 König von Ungarn, seit 1410/11 römisch-deutscher König, seit 1420 böhmischer König, seit 1433 Kaiser) einen glänzenden Aufstieg in die Reihe der internationalen Hocharistokratie insbesondere des südosteuropäischen Raumes vollzogen, gekrönt durch die Erhebung in den Reichsfürstenstand 1436. Die Herrschaftsgebiete der Cillier erstreckten sich von der Steiermark, Kärnten und Krain bis Kroatien und Ungarn. Die politische Bedeutung dieses mächtigen Adelsgeschlechts fand im letzten männlichen Vertreter dieser Familie Graf Ulrich II. von Cilli, dem sehr ehrgeizigen und wohl skrupellosesten Vertreter der Familie den Höhepunkt und Schlusspunkt.
1434 heiratete Ulrich K. K., die Tochter des serbischen Despoten Georg Brancović. Reichtum und Macht dieser Familie spiegelt die Esfigemenische Urkunde, ausgestellt anlässlich der Krönung Georg Brankovićs, da er sich zu Schenkungen an das Kloster auf den Hagion Oros (Athos) verpflichtete. Die im Kloster Žiča 1429 hergestellte Urkunde ist die letzte und gleichzeitig am prunkvollsten illuminierte Urkunde ihrer Art. Die Urkunde in einem Ausmaß von 115×28 Zentimeter wird von einer Miniatur beherrscht, die zwei Drittel des Dokuments einnimmt. Georg Branković ist mit seiner Familie, seiner Frau und zwei seiner Töchter in feierlicher Aufmachung mit allen Herrscherinsignien und Gewändern aus kostbaren Stoffen dargestellt, darunter auch K.. Durch die Ehe mit K. hatte auch Ulrich Verbindung zur Pforte, da K.s Schwester Mara, die Lieblingsfrau des Sultans Murad II. (1421-1444; 1446-1451) war. Mara übte auch nach seinen Tod auf dessen Sohn Sultan Mehmed II. der Eroberer (1444-1446; 1451-1481) einen beträchtlichen Einfluss aus. Doch ist bislang noch ungenügend erforscht, in welchem Maße die Cillier diese Verbindung nutzten.
K. ist in ihrer neuen Umgebung nie heimisch geworden. Sie hat weiterhin ihren orthodoxen Glauben beibehalten. Aus der Zeit ihres Aufenthaltes am Hof der Cillier stammt auch eine Handschrift, die sogenannte Praksapostol, eine Abschrift der Apostelbriefe, die ein anonymer orthodoxer Mönch in Varaždin 1454 im Auftrag von K. gemacht hat, vermutlich als Lehrbuch für ihre Tochter Elisabeth, die aufgrund einer Abmachung der Familie Branković mit den Cilliern im orthodoxen Glauben erzogen wurde. Das Buch ist das älteste, auf kroatischen Boden entstandene Buch in kyrillischer Schrift. Varaždin gehörte damals zum Herrschaftsbereich des mächtigen Grafen Ulrich II. von Cilli. Das Buch ist heute in den Sammlungen des Museums der serbisch-orthodoxen Kirche in Belgrad aufbewahrt.
Die Verbundenheit K.s mit der orthodoxen Kirche wird auch dokumentiert durch eine Mitra, die K. um Mitte des 15. Jahrhunderts in Auftrag gegeben hat oder möglicherweise selbst gestickt hat. Die der orthodoxen Liturgie entsprechende kuppelförmige Mitra aus dunkelblauer Seide für die Metropole in Belgrad ist mit Perlen, Gold- und bunten Seidenfäden reich bestickt ist. Das Stirnband zieren zwei in kyrillischen Lettern gestickte Verse aus dem 25. Psalm Davids. Die Buchstaben sind ob ihrer großen Beschädigung nur schwer zu entziffern. Im Mittelteil befindet sich auf vier Medaillons die Inschrift, die K. als Auftraggeberin oder sogar als Herstellerin der Mitra ausweist: „Diese Mitra hat Frau Katakuzina für die Belgrader Metropole gemacht.“ Ihr Name ist an recht prominenter Stelle platziert, nämlich dort, wo üblicherweise ein thronender Christus angebracht ist. Das darauffolgende dritte Feld im Rankenornament zeigt die Inschrift: „Gottesmutter Jungfrau Maria, empfange diese meine Geschenke.“ Die mit Perlen bestickten Tulpenblüten zwischen den Medaillons sind möglicherweise die frühesten in ganz Europa, da die Mitra um Mitte des 15. Jahrhunderts angefertigt wurde. Die Mitra, ursprünglich im Kloster Krušedol aufbewahrt, befindet sich heute im Museum der serbisch-orthodoxen Kirche in Belgrad.
K.s Mann hatte sich ganz der großen Politik verschrieben. König Albrecht II. (1438-1439) ernannte Ulrich 1438 zu seinem Landverweser in Böhmen mit umfangreichen Vollmachten. 1439 trat er von diesem Amt zurück. In den am 20. Februar 1440 posthum geborenen Sohn von König Albrecht und seiner Cousine Elisabeth von Luxemburg (†1442) Ladislaus sah er Möglichkeiten zum Aufstieg. Bei der im Mai 1441 vollzogenen Krönung zum König von Ungarn spielte er eine Hauptrolle. Sein weiteres Engagement für den minderjährigen König brachte ihn in Gegensatz zu Johann/János Hunyady, dem Gubernator und Generalkapitän von Ungarn (1446-1453; 1453-1456). Es kam zwar formell zur Aussöhnung und Elisabeth, die Tochter Ulrichs und K.s, wurde mit den Söhnen des Johann Hunyady verlobt, 1451 mit Ladislaus/Lásló, 1455 mit Matthias. Doch erkrankte Elisabeth bald nach ihrer zweiten Verlobung und starb noch im selben Jahr. 1456 starb auch Johann Hunyady. Nach der Ernennung Ulrichs zum Statthalter in Ungarn bestanden die Spannungen mit den Hunyadys weiter fort. Was nun folgte, war ein von Intrige und Gegenintrige gezeichnetes Schauspiel, das mit der Ermordung Ulrichs im November 1156 in Belgrad durch Ladislaus Hunyady und seine Leute endete.
Nach der Ermordung ihres Mannes verteidigte K. erfolglos ihr Erbe gegenüber Kaiser Friedrich III. (1440-1493), der sich ihre österreichischen Besitzungen aneignete. 1460 ging sie auch ihrer Güter in Ungarn und Kroatien verlustig. Anschließend zog sie über Ragusa (Dubrovnik) zu ihrer Schwester Mara nach Ježevo (Daphni/Ostmakedonien), wo sie sich mit Erlaubnis des Sultans niederließ. Während des venezianisch-türkischen Krieges (1463-1479) übernahmen beide Schwestern zwischen 1470-1475 eine wichtige Vermittlertätigkeit und wurden mit diplomatischen Missionen betraut. Nach dem Tod ihrer Schwester Mara war sie vor Übergriffen des Sultans nicht gefeit, sodass sie aus dem osmanischen Reich wegstrebte, was ihr aber nicht gelang. Wann und wo sie genau starb liegt im Dunkeln. Begraben ist sie in Konča westlich von Strumica /Makedonien.

L.: Babinger 1962, Dopsch 1974/75, Europäische Stammtafeln 1984, Fugger Germadnik 1999, Grdina 1994, Trapp/Beyer 1985, Trapp/Beyer/Kaplaneres 1989; Trapp/Beyer/Leontiades 1995

Ingrid Roitner