Bondy Ottilie, geb. Jeitteles (Jeiteles); Fachschriftstellerin, Vereinsgründerin und Frauenrechtsaktivistin
Geb. Brünn, Mähren (Brno, Tschechien), 26.7.1832
Gest. München, Deutsches Reich (Deutschland), 5.12.1921
Herkunft, Verwandtschaften: Mutter: Johanna, geb. Brüll, kam aus einer Familie mit 14 Kindern und wurde mit 14 Jahren mit einem 50-jährigen Onkel verlobt, mit 17 Jahren heiratete sie, ihr erster Ehemann starb nach sieben Jahren; Vater: Dr. Alois Jeitteles (1794-1858), Arzt, Schriftsteller und Redakteur, Schriftleiter der „Brünner Zeitung“; zwei Brüder. Die Familie Jeitteles war eine sehr angesehene Gelehrtenfamilie, mit Grillparzer, Goethe und Tieck bekannt. Nach einer Familienüberlieferung erhielt O. B. ihren Namen in Erinnerung an Goethe, der kurz vor ihrer Geburt gestorben war.
LebenspartnerInnen, Kinder: Heiratete 1856 den Prager Kaufmann Israel Bondy, der sich später Ignaz Bondy nannte; Sohn Ernst (*1865), Tochter Helene, verh. von Gumppenberg (*1868), erste österreichische Lehrerin, die die Fachprüfung für den Blindenunterricht ablegte.
Ausbildungen: Erhielt wahrscheinlich Privatunterricht. In einem Nachruf für die etwa gleich alte Lina Morgenstern beklagt sie sich über die unzureichende Bildung für Mädchen.
Laufbahn: Kam 1856 nach Wien, war 1872 bis 1878 führendes Vorstandsmitglied der Israelitischen Kinderbewahrungsanstalt. Leiterin des israelitischen Mädchen-Waisenhauses in Wien, mit Marianne Hainisch und Johanna Meynert eine Führerin der österreichischen Frauenbewegung. Gründete mit J. Meynert in den siebziger Jahren den Wiener Hausfrauenverein, den sie von 1879 bis 1909 leitete und an den sie eine unentgeltliche Stellenvermittlung für Hausbedienstete und Heimarbeit sowie eine Koch- und Haushaltungsschule in Verbindung mit einem Gaststättenbetrieb mit abgestuften festen Menupreisen anschloss. Dieser Verein mit seinen Zweigstellen wurde erst in der Inflationszeit geschlossen. Sie setzte sich für den Fröbelschen Kindergarten ein und war Vertreterin des Wiener Vereins für Kindergartenwesen bei der Weltausstellung in Chicago 1893. Lebte ab 1909 in München. Sie war Mitarbeiterin zahlreicher Zeitschriften, u. a. der „Wiener Hausfrauen-Zeitung“, schrieb zu Themen der Frauenfragen. Bereiste als Journalistin zahlreiche Länder. Außerdem verfasste sie Beiträge für die „Dokumente der Frauen“ und den „Bund“. Gemeinsam mit ihrer Tochter arbeitete sie am „Deutschen Schulverein“ mit. Sie ließ sich wenige Wochen vor ihrem 70. Geburtstag römisch-katholisch taufen. 1909 legte sie ihre Ämter nieder und zog zu ihrer Tochter nach München und betreute ihre fünf Enkelkinder. Sie schrieb jedoch weiterhin Artikel für den „Bund“, und informierte u. a. die Leserinnen über verschiedene Entwicklungen deutscher Frauenvereine.
Ausz., Mitglsch.: Leiterin des Vereins „Caritas“ und des Dienstbotenasyls, Mitglied des Verbandes der auswärtigen Presse. 1894 Verdienstkreuz mit der Krone. Zu ihrem 70. Geburtstag im Jahr 1902 wurde vom Wiener Hausfrauenverein eine Stiftung auf ihren Namen errichtet. Mitglied des Vereins der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien, Präsidentin des Wiener Hausfrauen-Vereins.
W.: „Die Theorie und Praxis auf häuslichem Gebiete“ (1883), „Bericht über die gymnasiale Mädchenschule. Jahresbericht des Vereins für erweiterte Frauenbildung“ (1883), „Haus- und Familienbuch“ (1886), „ Die zehn Gebote des Hauswesens. Fromme‘s Haushaltungs- und Merkbuch“ (1891), „Das Märchen von der Caritas. Den jugendlichen Vereinsmitgliedern erzählt“ (( 1892), „Erziehung auf der Weltausstellung in Chicago. Offizieller Bericht der k. k. österreichischen Central-Commission für die Weltausstellung in Chicago“ (1893)
L.: Bruckmann 2001, Czeike 2004, Eisenberg 1889, Kürschner 1914, Keckeis/Olschak 1953/54, Nigg 1893, ÖBL, ÖNB 2002, Pataky 1898, Remy 1999, Schmid-Bortenschlager 1982, www.aeiou.at, www.onb.ac.at/ariadne/