Bolterauer Hedwig

geb. Fuchs
* 1902, Berlin, Deutschland, † 2001
Psychologin und Psychoanalytikerin

H. B. begann 1923 ihre Studien der Philosophie, Germanistik und Kunstgeschichte an der Universität Berlin. Ab dem Wintersemester 1925 studierte sie an der Universität Wien. Sie war Absolventin des Psychologischen Instituts der Universität Wien 1927. H. B. promovierte bei Karl Bühler und wurde in Psychoanalyse bei Dr. August Aichhorn ausgebildet. Außerdem erwarb sie eine Zusatzausbildung zur Wissenschaftlichen Bibliothekarin.
Aufgrund des Doppelverdienergesetzes musste H. B. ihre Stellung in der Nationalbibliothek aufgeben. Ihr Mann war Mittelschulprofessor und sein Einkommen reichte nur schwerlich für eine fünfköpfige Familie. In den 1930er Jahren baute H. B. die Arbeiterbüchereien in Wien auf und übernahm bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten die Leitung. Nachdem sie zwei Semester Medizin an der Universität Berlin studiert hatte, erhielt sie die Information, dass in Wien Psychoanalytikerinnen durch August Aichhorn, einem Schüler Freuds, ausgebildet würden. Darin sah sie die Chance ihr eigentliches Interesse − die Psychologie − zu ihrem Beruf zu machen. Bis in ihr 90. Lebensjahr sollte sie schließlich als Psychoanalytikerin tätig bleiben.
H. B. war nach 1945 Mitglied der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung.
Sie war verheiratet mit Dr. Lambert Bolterauer (1903-2000), Psychologe und Psychoanalytiker. Das Paar hatte 3 Kinder.

Literatur / Quellen

Fallend, K.: Abgerissene Fäden. Psychoanalyse in Österreich nach 1938. Biographische Einsichten. In: Werkblatt. Zeitschrift für Psychoanalyse & Gesellschaftskritik. 20. Jg. Nr. 51., 2003. S. 101.
Reulecke, J. (Hg.): Generationalität und Lebensgeschichte im 20. Jahrhundert. Oldenbourg Verlag, München, 2003.
Weitzel, U.: Psychologinnen in Wien. Wien, 2000.

Werke

Die Sprache des Jugendlichen im Tagebuch. Phil. Diss., Wien, 1927. Ersch. in: Zeitschrift f. angew. Psychologie, Bd. 20, 1927.