Böhmer-Zechmeister Hilde, verh. Böhmer; Pädagogin, Fürsorgerin und Horterzieherin
Geb. Wien, 14.4.1906
Gest. Wien, 16.3.2003

LebenspartnerInnen, Kinder: 1934 Heirat mit Josef Böhmer (*1905), aufgewachsen in der Kinderfreunde-Bewegung, Absolvent der Schönbrunner Schule, Hortleiter in Wien-Brigittenau und Wanderlehrer der Kinderfreunde. Verlor durch das Verbot der sozialistischen Organisationen 1934 seine Anstellung und versuchte, mit seiner Tätigkeit als Schmalfilmproduzent das Familieneinkommen zu sichern. Bereiste mit dem Motorrad viele Länder Europas und sammelte Filmmaterial. Unternahm 1935 gemeinsam mit seiner Frau eine Motorradexpedition durch Afrika. H. B.-Z. publizierte 1936, nach der Rückkehr nach Wien, ihre Impressionen in dem Buch „Mit 14 PS durch Afrika“. In den USA wurde Josef Böhmer technischer Direktor der Abteilung für Filmproduktion am Psychology Department des Vassar College. Tochter: Helen (*1941).
Ausbildungen: Bürgerschule, Kinderfreundeschule Schönbrunn; ab 1941 Studium der Ernährungslehre sowie Social Work an der Columbia University.
Laufbahn: War bereits als Kind in Sommerlagern der Kinderfreunde. 1923 Absolventin der Schönbrunner Schule und Mitglied der Arbeitsgemeinschaft sozialistischer Erzieher. War über längere Zeit in einem Hort im 20. Wiener Gemeindebezirk und gemeinsam mit Hedy Reicher auch zeitweise in Schwechat tätig. Leitete 1928 bis 1930 das erste Arbeiterkinderheim in der Hagenmüllergasse in Wien-Landstraße. Die Idee des „Arbeiterkinderheimes“ wurde entwickelt, um das bestehende Hortsystem zu erweitern und um auch Eltern für die neuen reformpädagogischen Erziehungsmethoden zu begeistern. Das starre System der Horterziehung sollte gelockert werden, um so den Kindern die Möglichkeit zu geben, entsprechend ihrer Neigung aus den angebotenen Aktivitäten frei wählen zu können. Bis 1934 wurden in verschiedenen Wiener Gemeindebezirken derartige Einrichtungen eröffnet. H. B.-Z. absolvierte 1931 die Fürsorgerinnenschule der Stadt Wien und war 1930 bis 1939 Fürsorgerin bei der Gemeinde Wien. Bis 1934 weiterhin freiwillige Mitarbeiterin bei den Kinderfreunden. Hatte verschiedene Funktionen in der Landesorganisation und im Reichsverein inne. In den Jahren 1936 bis 1939 nutzte das Ehepaar gemeinsame Vortragsreisen zu Kurierdiensten für die Revolutionären Sozialisten (so verbrachte H. B.-Z. etwa verbotene Druckschriften von Paris nach Wien) und half deren Obmann Joseph Buttinger sich bis zu seiner Emigration nach Frankreich im März 1938 zu verstecken.
1939 folgte H. B.-Z. ihren Mann in die USA. 1941 Geburt der Tochter Helen. Ab 1941 Studium der Ernährungslehre an der Columbia-University. 1950 Rückkehr nach Österreich zur Durchführung einer für die „Food and Agriculture Organization“ der UNO beauftragten Untersuchung über die Situation der Bergbauern. Später Master Degree in Social Work an der Columbia University. Widmete sich in der Folge dem Adoptions- und Pflegekinderwesen in den USA. 1965 „Consultant for Project Head Start“ in Washington. Diese Aufgabe erforderte ausgedehnte Reisen und fokussierte in der Beratung von Vertretern diverser Institutionen, die sich der Erziehung von Kindern der armen Bevölkerungsschichten widmeten. H. B.-Z. beteiligte sich gelegentlich auch an der Arbeit ihres Mannes und veröffentlichte 1978 mit ihm gemeinsam einen Film über das Hortwesen in Philadelphia (USA), Chian (China) und Wien. Nach dem Tod der gemeinsamen Tochter Helen verbrachte das Ehepaar Böhmer-Zechmeister seine letzten Lebensjahre in Wien.

W.: „Gem. m. Bindel, Jakob/Zwacek, Willi u. a. (Hg.): Die Schönbrunner. Vision-Erfüllung-Ausklang. Die Erzieherschule des Landesvereines Niederösterreich der sozialdemokratischen Kinderfreunde im Kaiserschloss Schönbrunn. 1919-1925: 70 Jahre nachher“ (1990)
L.: Auer 1997, Gardiner 1989, Kotlan-Werner 1982, Weiss 2008, http://www.dasrotewien.at/