Blend Martha, geb. Martha Immerdauer; Lehrerin und Zeitzeugin
Geb. Wien, 2.1.1930
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Elias Immerdauer (Buchhalter); Mutter: Paula Immerdauer. Keine Geschwister. Die Eltern wurden beide von den Nazis umgebracht.
LebenspartnerInnen, Kinder: Sie ist mit einem Arzt verheiratet. 1954 und 1957 Geburt ihrer Söhne.
Ausbildungen u. Laufbahn: M. B. besuchte die Schule in Wien, sie wohnte mit ihren Eltern im 5. Bezirk. Nach dem „Anschluss“ musste sie eine jüdische Schule besuchen, erhielt nebenbei Englischunterricht. Als der Vater von den Nazis verhaftet worden war, wurden auch die Mutter und sie selbst in ein Gefängnis deportiert. Am 20. Juni 1939 wurde sie mit einem Kindertransport nach England geschickt wo sie bei jüdischen Pflegeeltern in London aufwuchs. Die Kriegszeit verbrachten sie in Devon. Nachdem sie die englische Sprache mühelos erlernt hatte besuchte sie das Gymnasium in London. Schon bald hatte sie sich gut eingelebt und konnte aktiv an Theateraufführungen in der Schule mitwirken. Daneben war sie Mitglied des zionistischen Vereins. Sie besuchte das Queen Mary College und das Lehrerausbildungsseminar. 25 Jahre lang arbeitete sie als Lehrerin, zunächst unterrichtete sie ein Jahr lang an einer Abendschule und war einige Zeit in der Arztpraxis ihres Mannes tätig. 23 Jahre davon unterrichtete sie an der Skinners‘ Schule Englisch. Daneben bemühte sie sich auch um eine bessere Völkerverständigung an der Schule, so war sie unter anderem auch daran beteiligt, einen antirassistischen Lehrplan auszuarbeiten. Seit ihren Eintritt in den Ruhestand, 1990, widmet sie viel Zeit um Kinder und Jugendliche über Rassismus und Antisemitismus zu unterrichten. Unter anderem ist sie für das Holocaust Survivor Centre tätig, spricht in Schulen und Colleges über ihre Erfahrungen und schrieb zahlreiche Artikel darüber. Immer wieder versuchte sie mehr über das Leben ihrer Eltern herauszufinden, von denen sie im Alter von neun Jahren für immer getrennt wurde. Zu diesem Zweck unternahm sie Reisen nach Israel, wo noch eine Schwester ihres Vaters wohnte, nach Wien und 1991 nach Auschwitz, wo ihre Mutter umgebracht worden war. Ein Jahr später besichtigte sie auch Buchenwald, wo ihr Vater ermordet worden war.
Qu.: Korrespondenz mit dem Projekt „Österreichische Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft“.
W.: „A child alone“ (1995, erschien 1998 unter dem deutschen Titel: Ich kam als Kind im Wiener Picus Verlag)
Susanne Blumesberger