Blaas Erna, geb. Schrems; Schriftstellerin
Geb. Kirchdorf/Krems, OÖ, 19.2.1895
Gest. Salzburg, Sbg., 8.9.1990

Herkunft, Verwandtschaften: Tochter des Baumeisters Ignaz Schrems und seiner Frau Cäcilia, geb. Diensthuber; sechs Geschwister.
Ausbildungen: Lehrerinnenbildungsanstalt Linz.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1915 Heirat mit Dr.med. et phil. Erich Blaas (1887-1927); 3 Kinder: Siegfried Roland (Dr.phil. et med., seit 1945 vermisst), Erika (geb. 10. 9.1917), Bruno.
Laufbahn: Nach der Grundschule Ausbildung an der Lehrerinnenbildungsanstalt Linz, 1914 erste Stelle in Braunau/Inn. Nur kurz als Lehrerin tätig, da 1915 Kriegstrauung mit dem Arzt Erich Blaas, ab 1918 in Mauerkirchen (Praxis des Ehemanns). Nach dem Tod von Erich Blaas Übersiedlung nach Salzburg. Erste literarische Versuche u. a. in „Alpenländische Monatshefte“ und „Der getreue Eckart“, Beschäftigung mit Naturmythen in „Eiris sazun idisi“ (1921). Eigentliche Domäne war die Lyrik, 1930 erschien der von Franz Karl Ginzkey geförderte Gedichtband „Das Leben und der Tod“. Im Ständestaat gehörte die Autorin zum katholisch-nationalen Flügel, bald Hinwendung zum Nationalsozialismus, u. a. Beiträge für die NS-Zeitung „Österreichischer Beobachter“. Im Herbst 1935 erschien unter dem Pseudonym „Von einem Österreicher“ ihr Gedicht „An Deutschland“ in der deutschen Literaturzeitschrift „Das Innere Reich“. Ab 1937 Mitglied im Bund der deutscher Schriftsteller Österreichs, einem Sammelbecken nationaler AutorInnen in Wien. Nach dem „Anschluss“ zählten B.s völkisch-nationale Gedichte mit zu den beliebtesten im Dritten Reich, zahlreiche Veröffentlichungen in Printmedien und Anthologien, am bekanntesten die Hymne „Der Führer“. In Salzburg bei allen offiziellen Veranstaltungen der NS-Zeit vertreten, darunter Salzburger Dichtertage (1940) und 3. Kriegsbuchwoche (1941). Obwohl ihr jüngster Bruder im Krieg gefallen war, veröffentlichte die Autorin noch 1944 Durchhalteparolen in ihrem Lyrikband „Rühmung und Klage“. Beide Söhne leisteten Kriegsdienst, der ältere gilt seit 1945 als vermisst. 1946 stand die Autorin mit ihrem Werk auf dem Index, dennoch gehörte sie im Salzburg der Nachkriegszeit zum literarischen Establishment und erhielt zahlreiche Auszeichnungen (u. a. Georg-Trakl-Preis für Lyrik 1957, Professor 1965, Adalbert-Stifter-Preis des Landes Oberösterreich 1969). Die Laudatio zum 60. Geburtstag hielt Hermann Stuppäck, einst Generalkulturreferent unter Gauleiter Baldur von Schirach in Wien. In den nach 1945 publizierten Lyriksammlungen „Abendliche Flöte“ (1955), „Das Lied der Mutter“ (1956) und „Durch Bild und Zeichen“ (1961) findet sich eine Anzahl modifizierter Gedichte aus der NS-Ära. Tochter Erika (Dr.phil. 1949) lehrte an amerikanischen Universitäten und betätigte sich ebenfalls als Schriftstellerin (u. a. „Wie Rohr im Ried“ 1987).

W.: „Eiris sazun idisi. Ein Beitrag zur Psychologie des volkstümlichen Zaubers. Braunauer Heimatkunde“ (1921, Sonderdruck), „Das alte Reimgebet“ (1922), „Das Leben und der Tod. Gedichte“ (1930), „Die Liebenden. Gedichte“ (1942 = Das Gedicht. Blätter für die Dichtung. 8.), „Die Balladen der Rauhnacht. Märchen, Sagen, Legenden und Begebenheiten. Illustriert v. Trude Diener-Hillinger“ (1944 = Linzer Bücherei), „Rühmung und Klage. Neue Gedichte“ (1944), „Abendliche Flöte. Gedichte“ (1955), „Das Lied der Mutter. Holzschnitte v. Ernst von Dombrowski“ (1956 = Stifterbibliothek 59), „Durch Bild und Zeichen. Gedichte“ (1961 = Neue Dichtung aus Österreich 82), „Schattenlicht. Neue Gedichte“ (1969), „Verwandlungen. Erzählungen und Berichte“ (1978), „Traum der Welt. Der Dichter Hans von Hammerstein. Leben und Werk“ (1982)
L.: Amann 1996, Gesamtverzeichnis dt. Schrifttum 1976-1981, Giebisch/Gugitz 1985, Kerschbaumer 1988, Killy 1989, Kosch 1968, Kürschner 1939, Langer 1940, Lengauer/Frei/Aspetsberger 1984, Müller 1990, Österreichische Schriftsteller und der Nationalsozialismus 1986, Forschungsstelle Österreichische Literatur im Nationalsozialismus, Universitätsarchiv der Univ. Graz

Karin Gradwohl-Schlacher