Berl Kathe, Käthe; Kunsthandwerkerin und Emailleurin
Geb. Wien, 21.5.1908
Gest. New York City, New York, USA, 1994

Herkunft, Verwandtschaften: Ihr Vater war ein Spieler, der von der Familie verstoßen wurde, als K. gerade drei Jahre alt war. Sie hatte ihren Vater jedoch in guter Erinnerung und war davon überzeugt, viel von ihm geerbt zu haben. 32 Mitglieder ihrer Familie mit jüdischen Wurzeln kamen im Holocaust um. Obwohl sie ihrer Mutter, Selma Holm, die ungarischer Herkunft war, 1939 ein Affidavit geschickt hatte, erhielt diese kein Visum und wurde 1941 nach Litzmannstadt deportiert und ermordet.
LebenspartnerInnen, Kinder: War mit dem Überlebenden aus Buchenwald Fritz Littauer verheiratet, der zehn Jahre später an Folgen seiner KZ-Inhaftierung starb.
Freundschaften: Mizzi Otten, Franz und Alma Werfel.
Ausbildungen: Ausbildung zur Konzertpianistin, Studium an der Kunstgewerbeschule in Wien, 1919-25 an Franz Cizeks Kurs für Jugendkunst, danach bis 1927 bei Erich Mallina, Hoffmann, Löffler und Wimmer-Wisgrill.
Laufbahn: Schuf Entwürfe von Kostümen und Bühnenbilder für Kleinkunstbühnen, unter anderem für „Literatur am Naschmarkt“. Nach der 1938 erfolgten Emigration nach London war sie als Kostümbildnerin für das österreichische Kabarett „Das Laterndl“ tätig, nahm an einem Wettbewerb zum Thema „The Development of Hat Styles from the Middle Ages to 1914″ teil und gewann mit ihren Entwürfen den Preis der British Empire Exhibition. Dadurch hatte sie ein eigenes Atelier zur Verfügung und bekam einen Auftrag zur Ausstattung eines Films. Sie hatte ein Theaterkostüm-Atelier und arbeitete am Austrian Centre. Durch die Bekanntschaft mit Mizzi Otten erhielt sie ein Affidavit und emigrierte in die USA. In New York spezialisierte sie sich auf Email und führte Mizzi Ottens Entwürfe aus, außerdem wurde sie als Schmuckdesignerin tätig und entwickelte Emaillearbeiten in dreidimensionaler Form. Schließlich stieg sie in das Geschäft von Mizzi Otten ein, produzierte gemeinsam mit ihr und stellt auch mit ihr zusammen aus. Sie hielt Vorlesungen an diversen Instituten, unter anderem am New York Board of Education, am American Education Council, am Metropolitan Museum und am Museum for Contemporary Crafts, bestritt viele Ausstellungen; war Professorin für Makeup an der Long Island University; veröffentlichte unter anderem Beiträge in der Zeitschrift „Ceramics Monthly“ und „The Art of Enameling“. Nach dem Krieg ging sie nach Palästina, traf dort ihre Jugendliebe wieder und kehrt nach der Heirat in die USA zurück.
Ausz., Mitglsch.: Mitglied verschiedener Kunstgesellschaften, Vorstandsmitglied der Women in Art Organisation „The Pen and Brush“; Preis der British Empire Exhibition, Award der Guild of Church Architects, Preis des Jewish Museum, New York.
Zitat: „Österreicherin, das kann ich sagen, bin ich keine mehr. Ich bin und bleibe eine Emigrantin, absolut. Ich habe einen amerikanischen Paß und fühle mich wohl hier.“ (Hartenstein, S. 70)

Qu.: Literaturhaus/Exilbibliothek, Tagblattarchiv (Personenmappe).
W.: „Ein frohes Jahr. Bilder und Verse von Käthe Berl. (Wiener Jugendkunst- Bilderbücher Nr. 1)“ (1924). Veröffentlichte zwei Werke über Emailkunst.
L.: Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft Wien 1987, Fuchs 1985, Hartenstein 1991, Heller 2008, Hochschule für angewandte Kunst in Wien 1995, Hofmann 1943, ÖNB 2002, Trapp/Mittenzwei 1999

Susanne Blumesberger