Berlepsch Maria Goswina von; Schriftstellerin
Geb. Erfurt, Deutsches Reich (Deutschland), 25.9.1845
Gest. Wien, 10.4.1916
Herkunft, Verwandtschaften: Entstammte einem alten deutschen Patriziergeschlecht. Vater: Hermann Alexander von Berlepsch, Schriftsteller (1814-1883); Mutter: Teresia Antonia geb. Mayr; Bruder: Hans Karl Eduard, eine Schwester.
Laufbahn: G. v. B. verbrachte ihre Kindheit und Jugend in St. Gallen in der Schweiz. 1860 bis 1883 lebte sie in Zürich. Sie beteiligte sich bis zum Tode ihres Vaters an dessen Schriften und trat erst nach seinem Tod mit eigenen Werken, wie Gedichten, Novellen und Erzählungen an die Öffentlichkeit. 1883 zog sie mit ihrer Mutter nach Wien. Ihr dichterisches Vorbild war Gottfried Keller. Sie veröffentlichte auch Artikel in „Neues Frauenleben“ und „Der Bund“.
Wirkung: „Viele Novellen mit österreichischem oder schweizerischem Hintergrunde, sowie ihre Romane zeigen sie als Unterhaltungsschriftstellerin von jenem Takte, der sie der Jugend nicht verbiete. Sie strebt nach tieferer Lebensgestaltung und poetischer Erhebung ihrer Figuren. Ihre Schöpfungen wären aber eindringlicher, wenn eine stärkere Persönlichkeit dahinterstünde“ (Geißler). „[…] Mit ihr verliert die Frauenwelt nicht nur eine bedeutende Schriftstellerin, sondern auch einen charaktervollen, wertvollen Menschen […] Sie war eine Optimistin, die gerne dem Unangenehmen aus dem Wege ging, aber das verhinderte sie nicht, Kummer und Lied zu lindern, wo sie sie auf ihrem Wege getroffen hat […] Sie hatte eine knappe, köstliche Art zu erzählen und einen feinen Humor.“ (Nachruf von Margarete Minor. In: Der Bund, 11. Jg., H. 5, 1916, S. 7-8). Ihr Roman „Befreiung“, der den schwierigen Werdegang einer Schriftstellerin schildert, wurde in Österreich als ihr reifstes Werk bezeichnet. In der Schweiz kritisierte man die emanzipatorische Tendenz.
Ausz.: 1905 Stadtzürcher Ehrenbürgerrecht.
Qu.: Nachlass in der Stadtbibliothek Winterthur.
W.: „Ledige Leute“ (1880), „Thalia in der Sommerfrische“ (1892), „Mutter“ (1895), „Heimat“ (1899), „Fortunats Roman“ (1901), „Die Nachtwächter von Schlern“ (1901), „An Sonnengeländen“ (1905), Spätrot. Rosen im Schnee“ (1905), „Befreiung“ (1907), „Friederike Großmann vorm. Gräfin Prokesch v. Osten. Ein Lebensbild“ (1908), „Der Treubund. Eine Jugendgeschichte aus dem vorigen Jahrhundert“ (1909), „Schweizer Novellen“ (1911), „August Corrodi. Ein Kapitel aus meiner Kindheit“ (1913), „Heimatscholle“ (1914), „Wenn´s dämmert…Märchen und Geschichten“ (1919)
L.: Brümmer 1913, Czeike Bd 1 2004, Eisenberg 1903, Geißler 1913, Giebisch/Guggitz 1964, Internationales Institut für Jugendliteratur und Leseforschung 1999, Nagl/Zeidler/Castle 1899-1937 (hier 1914), Pataky 1898, Schmid-Bortenschlager 1982, Schwab 1949, WZ 10.4.1916
Susanne Blumesberger / Karin Walzel