Bergmann Hilda, verh. Kohner, auch Kohner-Bergmann; Lyrikerin, Schriftstellerin und Lehrerin
Geb. Prachatitz, Böhmen (Prachatice, Tschechien), 9.11.1878
Gest. Astorp, Schweden, 20.10.1947

Herkunft, Verwandtschaften: Stammte aus einer böhmischen Lehrerfamilie. Älteste Tochter des Bezirkschulinspektors Eduard Bergmann und dessen Frau Emma, geb. Fuchs.
LebenspartnerInnen, Kinder: War mit Alfred Kohner verheiratet.
Ausbildungen: Nach Besuch von Volks- und Bürgerschule in Prachatitz begann sie 1894 eine Ausbildung als Volksschullehrerin, die sie 1898 an der Zivil-Mädchen-Pensionsschule in Wien abschließt.
Laufbahn: Die Familie zog 1897 nach Wien. H. B. war bis zu ihrer Heirat Lehrerin an mehreren Volksschulen. Sie schrieb vor allem Gedichte und Märchen, die sich durch Schönheit der Sprache auszeichnen. Mit dem Schweizer Maler Ernst Kreidolf zusammen veröffentlicht sie 1935 „Die Himmelreichwiese“, eine Sammlung von Blumenlegenden. Trat, obwohl sie selbst Halbjüdin und mit einem Juden verheiratet war, nachdrücklichst für deutsches Schrifttum und deutsche Kultur ein, emigrierte 1938 nach Schweden und suchte um Aufnahme in die Reichschrifttumskammer an, wurde jedoch abgelehnt. Sie lernte rasch Schwedisch und betätigte sich als Übersetzerin. Ihr Grab befindet sich auf dem Friedhof in Astorp/Björnekulla. Josef Schneider gab 1956 unter dem Titel „Hilda Bergmann in memoriam“ eine kleine Auswahl ihrer Gedichte heraus.
Käthe Braun-Prager meinte über „Vom Glöckchen Bim und andere Geschichten“: „Ein entzückendes Kinderbuch! Eine zarte Dichterin hat es geschrieben. Es sind Märchen voll Innigkeit des Gemüts, Phantasie der Seele, Ethik in der Weltanschauung, die man jedem Kind in die Hand geben möchte. Von Himmel und Erde, von Blumen und Tieren sind diese Geschichten erfüllt, und so rein dichterisch sind sie, daß die Mutter selbst auch dann nach diesem Buch langen wird, wenn sie gerade nicht dem Kind daraus vorliest.“ (Neues Wiener Abendblatt, 16.12.1932, S. 5) Robert Braun meinte über „Die Himmelreichwiese“: „Hilda Bergmann schrieb Blumenlegenden für Kinder, die eine wertvolle Bereicherung der Jugendliteratur darstellen. Die Dichterin verstand es, aus der Gestalt und dem Namen der Blumen die Vision zu erraten, die beiden zugrunde liegt. […] Die Erzählungen sind selbst durchdrungen von der Kraft der echten Naturverbundenheit, ein Zauber, mit dem die wundervollen Illustrationen des Altmeisters moderner Kinderbücher, Ernst Kreidolf, eine seltene Einheit bilden. Die Eltern, die bemüht sind, ihren Kindern ein das Gemüt bildendes, spannendes und doch nicht unnötig erregendes Buch zu schenken, seien auf diese Blumenlegenden nachdrücklich verwiesen.“ (Neues Wiener Tagblatt, 14.2.1937, S. 27)
Ausz.: Erster Preis beim Jugendbuch-Preisausschreiben des Bundes der Deutschen 1938 für „Märchen aus Wiese und Wald“.

Qu.: Tagblattarchiv (Personenmappe); Passau, Böhmerwaldmuseum Passau (unbearbeiteter Nachlass); Wien, ÖNB Handschriftensammlung, DB NS-Lit. Graz.
W.: „Von Wichtelmännchen und anderen kleinen Leuten (Märchen)“ (1928), „Vom Glöckchen Bim und andere Geschichten“ (1931). „Märchen aus Wiese und Wald“ (1938)
L.: Adalbert-Stifter-Verein 1956, Blumesberger 2006, Bolbecher/Kaiser 2000, Braun 1937, Braun-Prager 1932, Formann 1961, Früh 1998, Giebisch 1948, Giebisch/Gugitz 1964, Hall/Renner 1992, ÖNB 2002, Zenker 1931

Susanne Blumesberger