Behrend, Hanna

* 4.8.1922, Wien, † 30.11.2010, Berlin
Historikerin und Literaturwissenschafterin

In den Jahren 1948–1952 absolvierte H. B. ein Studium an der Arbeiter- und Bauern-Fakultät und der Philosophischen Fakultät der Humboldt-Universität Berlin (Geschichte und Anglistik). 1953 legte sie das Staatsexamen ab und 1959 promovierte sie zum Dr.phil., mit einer Arbeit zu: „Die Volksbewegung in Mühlhausen in Thüringen 1523- 1573“.
1938–1946 emigrierte sie nach Frankreich und England, ab Dezember 1946 wohnte sie in Berlin, wo sie 1947-1948 für die Reichsbahndirektion Berlin tätig war. 1952–1955 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Museum für Deutsche Geschichte in Berlin und absolvierte 1955–1958 die planmäßige Aspirantur an der HU. 1958-1962 war sie Lektorin im Verlag Rütten & Loening und wurde 1962 Redakteurin und Übersetzerin im Übersetzungsbüro Intertext. In den Jahren 1964-1967 war sie als freiberufliche Übersetzerin, Dolmetscherin und Sprachlehrerin tätig. 1967-1969 übte sie den Beruf der Lektorin an der Hochschule für Ökonomie in Berlin aus und wurde 1969-1972 Leiterin der Arbeitsgruppe „Arbeiterliteratur in Großbritannien und Irland“. Zu jener Zeit und darüber hinaus, 1969-1994, war sie außerdem wissenschaftliche Assistentin, Lehrerin im Hochschuldienst, Lektorin an der Humboldt Universität Berlin und 1972-1978 Bereichsleiterin „Englische Sprachpraxis“ sowie 1975–1983 Projektleiterin des „Aufbaukurses“ (Lehrbücher „Practical English Advanced Course“ 1978, 1979 und Lehrerbeiheft, „Modern English IV“ 1983 und LBH). Weiters war H. B. 1975-1987 Mitglied der Fachkommission Englisch und 1976-1977 Fachrichtungsleiterin „Anglistik-Amerikanistik“. 1978 erfolgte ihr Wechsel zum Bereich Anglistische Literaturwissenschaft der HU, wo sie 1979-1987 stellvertretende Bereichsleiterin im Bereich Anglistische Literaturwissenschaft wurde. 1981/82 erlangte sie die Facultas docendi, nachdem sie ihre Promotion B (Habilitation) verteidigt hatte. Ab dem Dezember 1981- 1987 wurde sie Projektleiterin im Projekt „Arbeiterliteratur GB“. 1982 wurde sie zur außerordentlichen Dozentin für englische Literatur an der HU ernannt. 1987 erfolgte ihre Berentung, wobei sie weiterhin bis 1994 Lehraufträge annahm. 1987-1992 leitete sie das Projekt „Arbeiter- und feministische Literatur Großbritanniens und Irlands“. In den Jahren 1990- 2005 war sie Mitglied der Frauenredaktion im „Argument“ und 1992 Gründungs- und Vorstandsmitglied des Gesellschaftswissenschaftlichen Forums, sowie 1992- 1994 Geschäftsführerin des Beratungszentrums für ausländische MitbürgerInnen in Berlin-Friedrichshain. 1992- 1995 leitete sie ein weiteres Projekt „Rasse – Klasse – Geschlecht“ und führte ihre wissenschaftlichen und politischen Tätigkeiten weiter. 1993–2000 Gründungs- und Vorstandsmitglied INKRIT (Institut für kritische Theorie) e.V., seit 1994 Seminarleiterin eines Literaturkurses, 1995- 2005 Herausgeberin der Schriftenreihe „Auf der Suche nach der verlorenen Zukunft“ im Trafo-Verlag; Gründungsmitglied des ZiF [Zentrum für interdisziplinäre Frauenforschung]; UFV [Unabhängiger Frauenverband]; (SOFI [Sozialistische Fraueninitiative]), 2004-2008 verfasste sie eine Autobiografie mit dem Titel „Die Überleberin. Jahrzehnte in Atlantis“.
1942 heiratete H. B. Hugo Köditz. Das Paar hatte einen Sohn Hansjürgen (*1955). 1962 erfolgte die Scheidung von ihrem 1. Mann. Mit ihrem 2. Mann Manfred Behrend (†2006), den sie 1962 heiratete, hatte sie zwei Töchter, Christina (*1963) und Susanna (*1964).

Literatur / Quellen

Hackl, E.: In Zeiten geringer Zuversicht. Die Wissenschaftlerin und der Metallarbeiter: Lebensberichte zweier Glücksucher aus Wien. In: Die Presse. Spectrum vom 29.5.2009.

Werke

Gem. mit Neubert, I. (Hg.): Studies in British Feminist and Working-Class Literature, trafo verlag, Berlin, 1990.
Women Characters in Working-Class Prose of the Inter-War Years, trafo verlag, Berlin, 1990.
(Hg.).: Entmännlichung der Utopie: Beiträge zur Utopiediskussion in feministischer Theorie und Praxis: Materialien des Arbeitskreises „Entmännlichung der Utopie“, IV. Ernst-Bloch-Tage, Tübingen, 8.-10. November 1991.
Social Struggles after Unification in New Politics, 1994.
German Unification. The Destruction of an economy? Pluto Press, London, 1995.
East German Women and the Wende. In: European Journal of Women’s Studies 2, 1995, S. 237-255.
Gem. mit Braun, Anneliese / Wagner, Hans: Auf der Suche nach der verlorenen Zukunft. In: „Emanzipation = menschliche Selbstveränderung?“, Bd. 1, trafo verlag, Berlin, 1995.
Marxismus und Feminismus: Inkompatibel oder verwandt? In: Utopie Kreativ 9/10, 1999, S. 162-179.
Universalismus und Differenz, Utopie Kreativ 121/2, 2000.
Feministische Gegenöffentlichkeit im Realsozialismus. Feminist oppositional public opinion in ‚real socialism‘. In: medien & zeit 1, Wien, 2002, S. 16-26.
Gem. mit Klundt, M. / Stuby, G. / Wollenberg, J. (Hg.): Der 8. Mai 1945 und die Folgen. Papy Rossa Verlag, Köln, 2005.
Auf der Suche nach der verlorenen Zukunft 1994-2003. Ein Rückblick. In: Meier, H. (Hg.): Uneinige Einheit. Der öffentliche Umgang mit Problemen der deutschen Einheit. Gesellschaft-Geschichte-Gegenwart, trafo verlag, Berlin, 2005.
Die Überleberin. Jahrzehnte in Atlantis, Autobiographie. Guthmann-Peterson, Wien, Mühlheim/Ruhr, 2008.