Bauer Olga, geb. von Pilecka, Bauer-Pilecka; Sängerin und Verlegerin
Geb. Rawa Ruska, Galizien (Ukraine), 14.2.1887
Gest. Wien, 2.7.1941

LebenspartnerInnen, Kinder: Sie schloss in Wien die Ehe mit dem Gynäkologen Dr. Bernhard Bauer; aus dieser stammte die Tochter Johanna (Hansi).
Laufbahn: 1904 kam sie nach Wien und wurde Gesangsschülerin von Rosa Papier-Paumgartner, hatte 1912 ihr Bühnendebüt am Stadttheater von Dortmund und kehrte 1913 nach Wien zurück, wo sie als Konzert- und Oratoriensängerin auftrat. 1917 wurde sie an die Hofoper, die nachmalige Wiener Staatsoper, berufen, wo sie bis 1928 Ensemblemitglied war. Sie sang zahlreiche große Altpartien wie die Carmen, Azucena (Troubadour), Maddalena (Rigoletto), den Orlowsky (Fledermaus), die Amneris (Aida), Brangäne (Tristan und Isolde) oder Fricka (Ring des Nibelungen) und viele andere. Besonders großen Erfolg hatte sie als Konzertsängerin in Wien und Salzburg, u. a. als Mitglied eines Solistenquartetts gemeinsam mit Maria Keldorfer-Gehmacher, Hermann Gallos und Richard Mayr.
1927 gründete sie in Wien gemeinsam mit Ida Fischer den Fiba-Verlag; am 4.2.1927 wurde die Firma „Fiba – Verlag Ida Fischer“ ins Handelsregister eingetragen, zwei Wochen später jedoch in eine OHG umgewandelt und O. B. als Mitinhaberin ins Handelsregister eingetragen. Anfang 1928 schied Ida Fischer in Unfrieden aus der Firma aus, die ab 24.1.1928 in „Fiba – Verlag O. Bauer“ umbenannt wurde. O. B. hatte ihrer Partnerin vorgeworfen, dass sie durch Verbreitung unwahrer Dinge das Renommee ihres Unternehmens schädige, und mit einer Anzeige wegen Ehrenbeleidigung gedroht.
Im selben Jahr ließ sich O. B. als Solomitglied der Staatsoper pensionieren und widmete sich ganz dem Verlag. O. B. war eine der ersten Frauen, die einen Verlag nicht als Witwe erbten und fortführten, sondern selbst gründeten. Das Verlagsprogramm umfasste praktische Ratgeber für Motorisierte, Literatur über Bridgespielen, Reiseführer, Kochbücher, Romane und „judenfreundliche“ Bücher wie die Theodor-Herzl-Biografie von Alex Bein. Trotzdem und obwohl O. B. als „jüdisch versippt“ galt, durfte der Verlag nach dem „Anschluss“ 1938 weiter bestehen. Doch aus finanziellen Gründen, u. a. wegen uneinbringlicher Forderungen, kam es „infolge Kleinbetriebs“ am 30.12.1938 zur Löschung aus dem Handelsregister. 1940 war die Abwicklung beendet. Im folgenden Jahr starb sie.

L.: Czeike Bd. 1, 2004, Hall 1985, http://www.isoldes-liebestod.info/Brangaene/BauerPilecka_Olga.htm, http://db-staatsoper.die-antwort.eu/

Edith Stumpf-Fischer