Bacacu
Geb. 1. Jh. n. Chr.
Geograph. Lebensmittelpunkt: St. Michael bei Villach (römische Provinz Noricum).
LebenspartnerInnen, Kinder: Vater: Atunus; Ehemann: Cotunus, Sohn des Messicus; Kinder: Ari(o)manus und Ario.
Diese Inschrift setzte B. zu ihren Lebzeiten sich selbst und ihren beiden Söhnen sowie ihrem liebsten – noch lebenden – Ehemann („coniugi carissimo“). Nicht nur die Tatsache, dass B. als Frau ihren männlichen nächsten Verwandten eine Inschrift setzen ließ, ist ungewöhnlich, sondern auch, dass sie sich vor allen anderen an erster Stelle auf den Stein setzten ließ. Dies war nur in der keltischen, nicht aber in der römischen Kultur möglich. So war B., die als Vatersnamen Atunus angibt, eine einheimische Frau, was sich auch durch die durchwegs keltischen Namen ihrer beiden Söhne Ariomanus und Ario zeigt. Zudem zeigen die eingliedrigen Namen, dass kein Familienmitglied im Besitz des römischen Bürgerrechts war. Obwohl B. angibt, dass ihr Mann Cotunus, Sohn des Messicus, zur Zeit der Steinsetzung noch lebt, ist nicht klar, ob dies für die beiden genannten Söhne auch gilt. Zumindest fehlt die sonst übliche Angabe des Sterbealters. Diese Inschrift zeigt aber gut, wie selbstbewusst B. – die sicherlich zur einheimischen Oberschicht gehörte – auch gegenüber ihrem Mann auftreten konnte. So konnte sie über ihr eigenes Geld frei verfügen, während Römerinnen gerade bei finanziellen Entscheidungen stets einen männlichen Vormund zu erdulden hatten.
Qu.: Grabinschrift gefunden in St. Michael, heute ebendort.
L.: CIL III 11502; ILLPRON 456; lupa Nr. 2187

Marita Holzner