Awart Sigrid; Psychologin und Ethnologin
Geb. 1986
Herkunft, Verwandtschaften: Wuchs in Mönichkirchen/NÖ. auf.
Ausbildungen: Studium der Psychologie und Ethnologie an der Universität Wien..
Laufbahn: Unternahm zwischen 1986 und 1988 eine siebenmonatige Reise durch Süd- und Zentralafrika. Reiste 1990 auf die Insel Lihir in Papua-Neuguinea. Legte 1993 die Ergebnisse der auf dieser Insel durchgeführten Feldstudie in ihrer Diplomarbeit unter dem Titel „Psychische Verarbeitung der Akkulturation von Frauen in Lihir. Eine ethnopsychologische Studie in Papua-Neuguinea“ vor. 1996 und 1997 weitere Reisen nach Lihir, um ihre begonnene Forschungsarbeit aus dem Jahr 1990 zu erweitern. A. dokumentierte dabei die massiven Veränderungen durch den Bau einer Goldmine und kam zu der Feststellung, dass die Bevölkerung Lihirs die Fähigkeit entwickelt hatte, die so gegensätzlich erscheinende „moderne Welt“ mit der „traditionellen Kultur“ zu verbinden. Weiter zeigte sie auf, dass die BewohnerInnen Lihirs auf sehr unterschiedliche Weise mit dem Kulturwandel umgehen, je nach ihrer Biografie, Persönlichkeit und Bildung sowie ihren Erfahrungen mit westlichen Kulturen und ihrem Status in der Gesellschaft. Diese Forschungsergebnisse wurden auch in einem Film dokumentiert, der unter dem Titel „Das Paradies ist anderswo“ im ORF ausgestrahlt wurde. In diesem Dokumentarfilm werden die Lebenssituationen und die Ansichten von fünf Schwestern porträtiert. Von 1994 bis 1998 führte A. auch mehrere Studien in Österreich durch, wie etwa über die Wiener Drogenszene, die berufliche Integration von Suchtmittelabhängigen oder über Geistheiler und ihre Klientel. 1999 leitete sie ein Forschungsprojekt über den informellen Sektor als Überlebensstrategie in Dakar im Senegal. Die Ergebnisse dieser Studie verarbeitete sie in ihrer Doktorarbeit mit dem Titel „Die „petit métiers“ in Dakar. Eine sozialpsychologische Studie des informellen Sektors im Senegal“. Eine wichtige Schlussfolgerung dieser Arbeit ist, dass dem informellen Sektor, d.h. Tätigkeiten unternehmerischer Selbständigkeit, die sich mit konventionellen Kategorien der Erwerbsarbeit nicht fassen lassen, mehr Aufmerksamkeit als der „real economy of Africa“ entgegengebracht werden sollte. A. wandte bei ihren Forschungsarbeiten die Methode der „ethnopsychoanalytischen Begleitung“ an, ein Verfahren, das von der Ethnopsychoanalytikerin und Kulturanthropologin Maya Nadig entwickelt wurde, um die Subjektivität des Untersuchers und der Beforschten in den Forschungsprozess miteinzubeziehen. Verzerrungen durch Vorannahmen, Einstellungen und Affekte des Forschers werden mit dieser Methode nachvollziehbar und handhabbar gemacht.
Seit 2001 führt A. beim Verein „Peregrina – Bildungs-, Beratungs- und Therapiezentrum für Immigrantinnen“ das Projekt „Rechts- und Sozialberatung für Migrantinnen aus afrikanischen Ländern“ durch. In ihren Veröffentlichungen zum Thema Migration zeigt sie auf, dass nicht die Unterschiedlichkeiten der Kulturen, sondern die gesetzlichen Hindernisse und die Diskriminierungen von MigrantInnen in ihrem beruflichen und privaten Alltag Integration behindern.
A. ist Lektorin an der Universität Klagenfurt und Mitarbeiterin beim „Institut für Ethnopsychoanalyse und Kulturaustausch“ in Wien.
Werke u.a.:
Psychische Verarbeitung der Akkulturation von Frauen in Lihit. Eine ethnopsychologische Studie in Papua-Neuguinea. Diplomarbeit. Wien 1993.
Schweineschmaus oder Disco-Rausch. Generationskonflikte in Papua-Neuguinea in Zeiten des rapiden Kulturwandels. In: Apsel, R. (Hg.): Ethnopsychoanalyse 5. Jugend und Kulturwandel. Frankfurt/M. Brandes&Apsel 1998, S. 118-152.
& Obrecht, A.: Das Paradies ist anderswo oder die „goldene Zukunft“ der Bewohner Lihirs. In: Zapotoczy, K., Gruber, P. (Hg.): Globalisierung versus Demokratie. Ein Plädoyer für eine umwelt- und sozialverträgliche Weltordnung in Zeiten der Globalisierung. Frankfurt/M., Brandes&Apsel 1998, S. 203-229.
GeisterheilerInnen und SozialforscherInnen. Begegnungen in einem außergewöhnlichen Forschungsfeld. In: Obrecht, A. (Hg.): Die Welt der Geistheiler. Die Renaissance magischer Weltbilder. Wien, Böhlau 1999, S. 246-260.
Die „petits métiers“ in Dakar. Eine sozialpsychologische Studie des informellen Sektors in Senegal. Dissertation. Universität Klagenfurt 2000.
Überlebensstrategien in afrikanischen Metropolen Eine Studie zur Bedeutung des informellen Sektors – Am Beispiel Dakar. In: Jambo. Mitteilungen des interdisziplinären Forschungsinstitutes für Entwicklungszusammenarbeit, 1/2, 2000, S. 11-15.
Frauenleben im Senegal. Einblicke in das Leben einer Erdnussverkäuferin in den Straßen der Hauptstadt Dakar. In: Südwind Magazin, 21, 11, 2000, S. 18-19.
& Touré, K.: Kulturelle Differenz – ein feministischer Blick. In: Interkulturelle Öffnung im Sozial- und Bildungswesen. Retzhofschriftenreihe: Gesellschaft-Wissenschaft, 31. Lenzing bei Leibnitz 2001.
Koranschule, Internet und Spaghetti. In: Südwind Magazin 21, 10, 2001, S. 33-34.
Literatur:
Reichmayr, Johannes / Wagner, Ursula / Ouederrou, Caroline / Pletzer, Binja (Hg.), Psychoanalyse und Ethnologie. Biographisches Lexikon der psychoanalytischen Ethnologie, Ethnopsychoanalyse und interkulturellen psychoanalytischen Therapie., 2003, S. 25-27, Gießen, Verlag: Ethnopsychoanalyse und Kulturaustausch in Wien.
http://www.chambre.at/lex-epsa/personen/artikel/_//awart-sigrid.html