Ava

erste namentlich bekannte deutschsprachige Dichterin
Geb. ?
Gest. 6. oder wahrscheinlich 7. Februar 1127

Herkunft, Verwandtschaften: Ihre Herkunft ist unbekannt; Kinder: zwei Söhne.
Ausbildung, Werdegang: Über A.s Leben lässt sich nicht viel ausmachen, außer, dass sie die erste namentlich bekannte Dichterin ist und Mutter zweier Söhne, die sie bei ihrem Werk theologisch berieten. Aus den biographischen Angaben ihres Werkes ist zu schließen, dass sie zunächst in der Welt gelebt hatte und sich dann in ein Kloster zurückzog, wo sie als Inklusin verstarb. Aufgrund dieser Angaben wird die Dichterin A. mit der Inklusin Ava, deren Tod die Melker Annalen zum Jahr 1127 verzeichnen und im Melker Nekrolog derselben Handschrift ist ihr Tod am 7. Februar ausgewiesen. Neben Melk finden sich Name und Todestag noch in den Nekrologien der Klöster Garsten, Klosterneuburg, Sankt Lambrecht und Zwettl eingetragen. Demnach dürfte diese Ava inclusa eine recht bekannte Persönlichkeit gewesen sein, die im Raum Niederösterreich gewirkt hat, doch ist ihr Wirkungsort bislang nicht identifiziert worden. Die Verbindung zu Göttweig, die Joseph Diemer hergestellt hat, der einen von
A.s Söhnen mit dem ersten Abt von Göttweig, Hartmann (1094-1114), identifizierte, entbehrt einer alten Tradition. Jedoch ist in Göttweig eine romantische Tradition lebendig, verbunden mit dem sogenannten Ava-Haus in 3511 Kleinwien, Avastraße 7 und dem sogenannten Ava-Turm im Tal des Fladnitzbaches, das den Westabhang des Göttweiger Berges vom Dunkelsteiner Wald trennt. In dem mehrfach umgebauten Turm aus Stein soll am 7. Februar 1127 Frau A. gestorben sein.
Werk, Wirkung: A. ist die Autorin von fünf epischen Gedichten: Johannes, Leben Jesu und Die Sieben Gaben des Heiligen Geistes, Antichrist, Das Jüngste Gericht (ed. Schacks, 1986). Diese fünf Gedichte spannen einen
heilsgeschichtlichen Bogen von der Ankündigung des Erlösers durch Johannes den Täufer bis zum Jüngsten Gericht; Stoffauswahl und Anordnung beziehen sich auf die Perikopenfolge des Kirchenjahres. Am Schluss des Gedichtes Jüngstes Gericht durchbricht sie das für das Mittelalter übliche Stillschweigen zur Person des Autors mit dem Hinweis: Dieses Buch dichtete die Mutter zweier Kinder […] das ist Ava. Avas Werke sind in zwei Handschriften überliefert, in der Handschrift Nr. XI (V), Stiftsbibliothek Vorau aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts ohne dem Johannes und in der Handschrift Nr. 10, Bibliothek der Oberlausitzischen Gesellschaft der
Wissenschaft in Görlitz aus dem 14. Jahrhundert, heute verloren, mit Johannes.
Die Erinnerung an die erste bekannte deutschsprachige Dichterin wird von der Frau Ava-Gesellschaft für Literatur mit Sitz in Paudorf bei Göttweig durch die Stiftung eines Frau Ava-Literaturpreises für Autorinnen wachgehalten.
Der Preis wurde erstmals 2003 im Zwei-Jahres-Rhythmus vergeben. Die Einladung zur Bewerbung richtet sich an Schriftstellerinnen, die sich auf neuartige und innovative Weise in Sprache und Form mit Themen im Spannungsbogen von Spiritualität, Religion und Politik auseinandersetzen und bereits mindestens ein Werk in einem Verlag veröffentlicht haben. Präsentiert wird der Frau-Ava Literaturpreis in der Sankt Blasien-Kirche von Kleinwien.

Werke

Literatur / Quellen

Hutz 2000, Popp 1978, Schacks 1986, Schulze 1980

BiografieautorIn:

Ingrid Roitner