Autsch Maria Cäcilia

Ordensfrau
Geb. Röllecken, Deutsches Reich (Nordrhein-Westfalen, Deutschland) 26.3.1900
Gest. Auschwitz, Deutsches Reich − Generalgouvernement (Oświęcim, Polen), 23.12.1944

M. C. A. wurde am 26. März 1900 in Röllecken (Westfalen) als Tochter von August Autsch, einem aus dem Siegerland stammenden katholischen Maschinisten, als fünftes von sieben Kindern geboren. Um seine vielköpfige Familie zu ernähren arbeitet der Vater in einem Kalksteinbruch. Die Mutter, Amalia Autsch, geborene Schmidt, ist ebenso wie ihr Ehemann stark religiös orientiert und vermittelt ihren Kindern eine streng katholische Einstellung.
M. C. A. beginnt bereits im Alter von fünfzehn Jahren damit, zum Unterhalt der Familie beizutragen und nimmt am 12. April 1915 eine Stellung als Kindermädchen an. Später arbeitet sie in einem Modegeschäft der Firma Bischoff und Brögge. Am 17. Oktober 1921 stirbt ihre Mutter Amalia im Alter von fünfundfünfzig Jahren.
M. C. A. tritt am 27. September 1933 in das Kloster der Trinitarierinnenkongregation von Valencia ein, einem spanischen Zweig des im 12. Jahrhundert von Johannes von Matha gegründeten Trinitarierordens. Das Tinitarierinnenkloster in Mötz (Tirol) existiert nach einer Grundstückschenkung der Gräfin Sarolta Erdödy seit dem Jahre 1926; als erste Ordensfrauen des valencianischen Trinitarierinnenordens kommen Spanierinnen nach Österreich. Die Zielsetzung der Schwestern liegt in der Erleichterung des Schicksals von Menschen in Gefangenschaft. Sie wirken in der Krankenpflege, im Bildungswesen und im Dienst an Befreiung von allen Formen der Sklaverei.
Am 4. Juli 1934 bekommt M. C. A. das Ordenskleid und den Namen „Angela Maria vom Heiligsten Herzen Jesu“, damit beginnt ihr Noviziat. Am 20. August legt sie das Gelübde ab. Sie führt den Kindergarten, leitet einen Stickkurs, pflegt Kranke, arbeitet als Mesnerin und hilft den Bauern bei der Feldarbeit, bis sie am 28. September 1938 das endgültige Gelübde ablegt, den ewigen Profess.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Österreich versuchen diese, das Kloster in Mötz zu beschlagnahmen. Schwester A. rettet das Kloster, indem sie juristisch zwingend argumentiert, dieses sei spanisches Eigentum. Sie kontaktiert den spanischen Konsul in Wien und führt mit ihm eine Korrespondenz, die schließlich dazu führt, dass die Nationalsozialisten, um internationale Verwicklungen zu vermeiden, vor der Enteignung des Klosters zurückschrecken. Diese Aktivitäten lenkten den bösen Blick der Gestapo auf Schwester A.; der unmittelbare Grund für ihre Verhaftung liegt allerdings in ihren kritischen Bemerkungen über Adolf Hitler. In einem Geschäft in der Nähe des Klosters erzählt Schwester A. von der Versenkung eines deutschen Schiffes in Norwegen – eine geheim gehaltene Tatsache, die nur durch das Hören von „Feindsendern“ bekannt geworden sein kann. So wird Schwester A. – aufgrund einer anonymen Denunziation aus dem Dunstkreis einer missgünstigen faschistoiden bäuerlichen Bevölkerung – im August 1940 von der Gestapo verhaftet und in das Innsbrucker Polizeigefangenenhaus eingeliefert, wobei, wie Augenzeugen später berichten werden, äußerst brutal vorgegangen wird. Als offizielle Haftgründe werden „Beleidigung des Führers“ und „Aufwiegelung der Bevölkerung“ angegeben. Alle Versuche ihrer Mitschwestern, A.s Freilassung zu erwirken, bleiben erfolglos. Mehrmals wendet sich die Mutter Oberin persönlich an die Gestapo und bittet die Familie Autsch dringlich um die Abfassung von Gnadengesuchen; auch die neuerliche Kontaktaufnahme mit dem spanischen Konsul kann Schwester A. nicht retten. Ohne Gerichtsverhandlung wird sie am 29. August 1940 in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück deportiert, wo sie am 31. August eintrifft. Mit der Häftlingsnummer 4651 trägt sie den roten Winkel der politischen Gefangenen. An den edelmütigen Zielsetzungen ihre Kongregation hält sie auch in Ravensbrück unerschütterlich fest. Wo immer sie kann, steht sie ihren Mitgefangenen hilfreich zur Seite. Zahllose Berichte von Überlebenden belegen ihren unermüdlichen Einsatz für die Erhaltung der menschlichen Würde unter unmenschlichen Bedingungen.
Am 26. März 1942 wird Schwester A. nach Auschwitz überstellt, am 16. August kommt sie nach Birkenau, wo sie der Krankenabteilung zugeteilt wird. Sie versucht auch dort, wie schon zuvor in Ravensbrück, die Leiden der Gefangenen zu lindern. Wegen ihrer aufopfernden Hilfsbereitschaft nennen ihre Mithäftlinge sie schließlich den „Engel von Auschwitz“. Im Oktober 1942 erkrankt sie an Flecktyphus, von dem sie sich nie mehr gänzlich erholt. Im Mai 1943 kommt sie als Krankenpflegerin ins SS-Lazarett. Sie stirbt nach einem Bombenangriff an einem Granatsplitter, der sie in die Lunge trifft, am 23. Dezember 1943 nach über vier Jahren Lagerhaft. Eine Gedenktafel in der Pfarrkirche von Mötz erinnert an Schwester A. und ihr Wirken.

Werke

Literatur / Quellen

Fux 1992, Jochmann 1989, Kempner 1979, Sporrer/Steiner 1983, Vélez de Mendizabal 1997, Wagner 1990

BiografieautorIn:

Karin Nusko