Welsh Renate, geb. Redtenbacher, Welsh-Rabady; Schriftstellerin

Geb. Wien, 22.12.1937

Herkunft, Verwandtschaften: Ihr Vater Dr. Norbert Redtenbacher war Arzt. Die Mutter Elisabeth starb als R. W. vier Jahre alt war an einem Gehirntumor, was bei der späteren Schriftstellerin diffuse Schuldgefühle weckte und sie nachhaltig beeinflusste. Der Großvater mütterlicherseits, der wichtigste Mensch im Leben des Kindes, starb, als R. W. acht Jahre alt war. Sie hat eine jüngere Schwester.

LebenspartnerInnen, Kinder: 1956 heiratete sie Achim Röggla, Student; zwei Söhne: Georg, geb. 1958 und Martin geb. 1959, beide Ärzte. 1961 Heirat mit Christopher Norton-Welsh, Musiker; Sohn: Christopher geb. 1962. Seit 1997 verheiratet mit Shiraz Rabady, praktischer Arzt.

Ausbildungen: R. W. wurde schon mit fünf Jahren in Bad Aussee eingeschult, weil sie „randvoll mit Fragen war“ und – da der geliebte Großvater in Wien war – niemanden hatte, der sie beantworten konnte. Nach Kriegsende Volksschule und Gymnasium in Wien, 1953/54 als Austauschstudentin in Portland, Oregon, High School Certificate, 1955 Matura in Wien, studierte 1955-1957 Englisch, Spanisch und Staatswissenschaften an der Universität Wien.

Laufbahn: 1957 bis 1959 war sie beim British Council in Wien, ab 1962 freiberuflich Übersetzerin, seit 1975 freie Schriftstellerin. Zunächst Kinder- und Jugendliteratur, später auch zeitgeschichtliche und historische Frauenthemen. Schreibwerkstätten zunächst mit behinderten Menschen und ihren Angehörigen, später auch mit höchst unterschiedlichen Gruppen. Schreiben war Überlebensstrategie für das verstörte Kind, bereits in der Volksschule, wo sie sich als Außenseiterin mit Geschichten den Schutz des größten und stärksten Mitschülers erwarb. Später trug sie als „Laufbursch“ ihres Vaters Medikamente aus, lernte unterschiedliche Formen von Armut kennen, was ihr soziales Gewissen stärkte und lernte vor allem aktives Zuhören. Ihre schriftstellerische Tätigkeit begann nach einem Unfall: sie fiel im August 1968 von einem Marillenbaum und brach sich den dritten Halswirbel. Die erzwungene monatelange Ruhe führte 1970 zum Erscheinen des ersten Buches „Der Enkel des Löwenjägers“. Seit 1988 publiziert sie auch für Erwachsene, spezialisierte sich auf zeitgeschichtliche und frauenspezifische Themen. Eine unglückliche Kindheit, meint sie, kann für die Schriftstellerei fruchtbar werden – wenn man denn Glück hat.

Ausz., Mitglsch.: Ab 2006 Präsidentin der IG Autorinnen und Autoren. 1977, 1978, 1983, 1986, 1989 erhielt sie den Österreichischer Staatspreis des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst für Kinder- und Jugendliteratur, 1977, 1980, 1984, 1986, 1988, 1993 den Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Wien für Jugendbücher, 1978 den Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Wien für Kinderbücher und den Friedrich-Bödecker Preis. Weitere Preise: 1980 Deutscher Jugendliteraturpreis des Bundesministeriums für Frauen und Jugend Bonn, 1989 Silberne Feder des Bundes Deutscher Ärztinnen, 1991 Preis der Katholischen Akademie Hamburg, 1991 Jugendliteraturpreis der Stadt Harzburg, 1992 Würdigungspreis des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst für Kinder- und Jugendliteratur, 1994 Kinderbuchpreis der Stadt Wien, 1997 Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis, Großer Preis der Akademie Volkach; 2002 Staatspreis, Professorentitel. 2003 Großer Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e.V. Volkach, 2005 Preis der jungen LeserInnen. Mitglied der Grazer Autorenversammlung und der IG Autoren.

biograph. Mitteilungen, Hinweise: Korrespondenz mit Susanne Blumesberger am 21.3.2004, 17.4.2011.

W. u. a.: „Der Enkel des Löwenjägers“ (1969), „Ülkü, das fremde Mädchen“ (1970), „Das Vamperl“ (1979), „Johanna. Jugendbuch“ (1979), „Disteltage“ (1996), „Wiedersehen mit Vamperl“ (1998), „Dieda oder Das fremde Kind“ (2002), „Liebe Schwester. Roman“ (2003), „Großmutters Schuhe“ (2008), „Arme Kleine“ (2011)

L.: Binder 1987, Blumesberger 2011, Internationales Institut für Jugendliteratur und Leseforschung 1995, Lexikon der Kinder- und Jugendliteratur 1975-1982, Seibert 2005, Welsh 2007, www.dachs.at , www.ig-lesen.at, www.onb.ac.at/ariadne/, www.munzinger.de

Susanne Blumesberger