Zuckerkandl-Szeps Bertha

geb. Szeps, verh. Zuckerkandl, Berta; Sachschriftstellerin, Übersetzerin und Salondame

Geb. Wien, 13.4.1864
Gest. Paris, Frankreich, 16.10.1945

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Moritz Szeps, Herausgeber des „Neuen Wiener Tagblatt“, stammt aus Galizien. Mutter: Amalie, geb. Schlesinger. Das Elternhaus war nobel und weltoffen. Geschwister: Sofie (*1860), Leo (*1865); Julius (*1867), Ella (*1869).

LebenspartnerInnen, Kinder: 1883 Heirat mit Emil Zuckerkandl, Anatom und Chirurg. Sohn: Fritz (*1895).

Ausbildungen: War schon als Kind in die journalistische Arbeit ihres Vaters eingebunden. Erhielt in Privatunterricht eine umfassende Allgemeinbildung.

Laufbahn: B. war bis zu ihrer Verheiratung Sekretärin und Vertraute ihres Vaters. Danach lebte sie zunächst drei Jahre lang in Graz, wo Emil Zuckerkandl eine Stellung inne hatte. Als er einen Lehrstuhl für Anatomie an der Wiener Universität erhielt, führte sie in ihrem Haus die Tradition des Salons ihrer Mutter fort. Durch ihren Schwager Clemenceau lernte sie den Bildhauer August Rodin sowie Vertreter der modernen Malerei kennen und wurde zu einer Vorkämpferin der „Wiener Sezession“. In ihrer täglich erscheinenden Kunstkolumne in der „Wiener Allgemeinen Zeitung“ verbreitete sie die Idee eines spezifisch modernen österreichischen Kunsthandwerks und engagierte sich in besonderem Maße für den Jugendstilmaler Gustav Klimt. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs zerstörte ihre Hoffnungen auf Frieden und Völkerverständigung, dem sich bislang ihre journalistische Arbeit gewidmet hatte. Sie äußerte sich zur Außenpolitik im „Neuen Wiener Journal“, schrieb auch für „Ver Sacrum“ und veröffentlichte kulturpolitische Essays u. a. in der Zeitschrift „Dokumente der Frauen“.1938, nach dem „Anschluss“, gelang ihr mit Hilfe der Brüder Clemenceau die Flucht nach Frankreich. Als deutsche Truppen in Frankreich eindrangen, folgte sie ihrem Sohn nach Algier, wo sie an der Österreich-Sektion der von den Alliierten errichteten Sendestation mitwirkte. Dort erlebte sie 1945 zwar noch die Niederlage der Nationalsozialisten, wurde aber schwerkrank im September mit einer Militärmaschine nach Paris geflogen und in das britische Militärhospital gebracht, wo sie im Oktober desselben Jahres verstarb.

Z.-S. setzte sich für neue Kunstrichtungen ein und war Mitbegründerin der Salzburger Festspiele. Nach einer Idee von B. Z.-S. wurden von österreichischen Exilpolitikern in Frankreich Pläne für ein parteiungebundenes „Office Autrichien“ ausgearbeitet, das, nachdem die Bildung einer österreichischen Exilregierung gescheitert war, unter der Leitung des Pharmakologen Richard Wasicky ein repräsentatives Gremium der österreichischen Auslandsopposition darstellen sollte („Aktion Wasicky“). Gehörte neben Alfred Polgar und Friderike Zweig dem Beirat der Zentralvereinigung Österreichischer Emigranten an.

Ausz.: Orden der Ehrenlegion.

Werke

W. u. a.: „Dekorative Kunst und Kunstgewerbe. Beitrag zur Pflege der Kunst in Österreich“ (1900), „Zeitkunst“ (1908), „Polens Malkunst“ (1915), „Ich erlebte fünfzig Jahre Weltgeschichte“ (1939), „Souvenirs d’un monde disparu“ (1939), „Clemenceau, tel que je l’ai connu“ (1944), „Österreich intim. Erinnerungen 1892-1942“ (1970). Übersetzungen sowie zahlreiche Zeitungsartikel, in denen sie sich als Pazifistin und Streiterin für Humanismus und Menschenrechte ausweist.

Literatur / Quellen

Qu.: Tagblattarchiv (Personenmappe).

L.: BLÖF, Bolbecher/Kaiser 2000, Buchegger 2002, Czeike Bd. 5, 2004, Hall/Renner 1992, Kratzer 2001, Meysels 1984, ÖNB 2002, Redl 1978, Schmid-Bortenschlager/Schnedl-Bubenicek 1982a, Tietze 1987, Wall 2004, www.aeiou.at

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