Wolf Helene, geb. Pollak; Gärtnerin und Gartenarchitektin
Geb. Wien, 24.9.1899
Gest. unbekannt, nach 1955
Herkunft, Verwandtschaften: H. W. wurde als Tochter von Philipp Wolf, einem jüdischen Kaufmann aus Budapest, und Pauline geb. Schostal in Wien geboren.
LebenspartnerInnen, Kinder: H. W. heiratete um 1925 den Gartentechniker und Gartenarchitekt Willy (Wilhelm) Wolf (1896-1954). Willy Wolf stammte aus Melle bei Hannover und arbeitete um 1920 im Reservegarten des Wiener Stadtgartenamtes. Er war aus der römisch-katholischen Kirche ausgetreten. Die Ehe wurde Ende 1938 kinderlos geschieden.
Ausbildungen: H. W. besuchte um 1920 die Höhere Gartenbauschule für Frauen in Wien-Grinzing. Sie war 1920 Gründungsmitglied und Klassenvertreterin im Verein der Grinzinger Gärtnerinnen, dem Absolventinnenverband der Schule.
Laufbahn: In den frühen 1920er Jahren eröffnete H. W. ihre eigene Staudengärtnerei Helenium in Hadersdorf-Weidlingau am westlichen Stadtrand von Wien. Der Betrieb umfasste neben der Staudengärtnerei einen ausführenden Betrieb sowie eine Abteilung für Gartengestaltung. Nach ihrer Heirat führte sie den Betrieb gemeinsam mit ihrem Ehemann Willy Wolf. Ab 1924 stellte Helenium regelmäßig auf den Frühjahrs- und Herbstausstellungen der Österreichischen Gartenbau-Gesellschaft Stauden, später auch Entwürfe aus der Abteilung für Gartengestaltung aus. In dieser Abteilung arbeitete ab Oktober 1929 der Gartenarchitekt Imre Ormos, bis er im März 1932 an die Gartenbaulehranstalt in Budapest berufen wurde, um dort das Fach Gartenkunst und Gartenplanung zu etablieren. H. W. veröffentlichte zwischen 1926 und 1930 mehrere Artikel über Stauden und die Anlage von Steingärten in Fachzeitschriften und Magazinen. Im August 1938 war die Scheidung von ihrem nichtjüdischen Ehemann bereits eingeleitet. H. W. verkaufte ihren Betrieb und ihre Grundstücke an Willy Wolf und musste in eine Sammelwohnung für jüdische Bürgerinnen und Bürger im 2. Wiener Gemeindebezirk ziehen. Am 21. Juli 1939 wurde H. W. von dieser Unterkunft mit dem Vermerk „Ausland, wo unbekannt“ abgemeldet. Sie konnte nach Kalifornien emigrieren, wo sie als Gärtnerin arbeitete und nach 1955 verstarb. Willy Wolf verkaufte das Unternehmen 1940 an den Gärtner Hermann Kujal, lebte aber mit seiner zweiten Frau Maria Fellner (1922) bis zu seinem Tod 1954 weiter auf dem Gelände. Nach dem Krieg ging der Betrieb Helenium in den Besitz von Felix Martschitsch über.
Qu.: Nachlass verschollen.
W.: Umgestaltung eines Gartens, Wien (1927), Garten Dr. Paul Monath, 1190 Wien (1927), Garten Delfiner, 1190 Wien (1927), Garten Villa Paula, Weidlingau (1927), Garten Landhaus Heller (1929), Garten Alexander Huppert, 1190 Wien (1929), Garten Schloss Jeruzalem, Jeruzalem bei Ivanykovci, Slowenien (1929), Landhausgarten I (1933), Landhausgarten II (1933), Villengarten (1933), Garten Villa Dr. D, 1190 Wien (1936). Zahlreiche Ausstellungsbeteiligungen in den 1920er und 1930er Jahren.
„Stauden und ihre Anwendung. Gartenzeitung der Österreichischen Gartenbaugesellschaft“ (1926), „Vorfrühling. Gartenzeitung der Österreichischen Gartenbaugesellschaft“ (1927), „Blumenschmuck im Schattengarten. Der getreue Eckart. Bd. 2, Beilage“ (1928/29), „Blühende Stufen. Der getreue Eckart. Bd. 2, Beilage“ (1929/30), „Von Steingärten und ihrer Bepflanzung. Architektur und Bautechnik“ (1930)
L.: Krippner/Meder 2010
Ulrike Krippner