Wittlin, Alma S. Alina, verh. Frischauer, auch Stephanie, Stefanie, Stefi, Anna, A. S. Frischauer, Alma oder Anna Wittlin-Frischauer, Alma (S.) Frischauer-Wittlin; Schriftstellerin, Museologin und Erziehungswissenschafterin
Geb.: Lemberg, Galizien (Lwiw, Ukraine), 23.3.1899
Gest.: Palo Alto, Kalifornien, USA, 1.1.1992
Herkunft, Verwandtschaften: Eltern: Alphonse (auch Alfons) Wittlin, Grundbesitzer in (bei) Lemberg; in Wien Privatier (lt. Lehmann Katalog, 1916-1924) und Helene (geb. Zoreff). Geschwister: Bruder Paul W. (1892-?). Fälschlicherweise wird Józef Wittlin (1896-1976), Schriftsteller, als Bruder bezeichnet, war Cousin.
LebenspartnerInnen, Kinder: 7.5.1921 Heirat mit Paul Max Frischauer (geb. Wien, 25.5.1898; gest. Wien 7.5.1977), Historiker, Schriftsteller. Ehedispens 1932; keine Kinder.
Freundschaften: Freundschaftliche Beziehungen zu Hermon Ould (1886-1951), Sekretär Internationaler P.E.N. und F. Th. Csokor (1885-1969), Präsident Österreichischer P.E.N., lassen sich belegen; keine weiteren bekannt.
Laufbahn: W.s Leben beginnt an der Schwelle zum 20. Jahrhundert. Es führt sie von Lemberg nach Wien (Jugend- und Studienjahre; Schwarzwaldschule und Universität), dann Mitte der 1920er Jahre nach Berlin (Volontariat am Kaiser-Friedrich-Museum, heute Bode M.), 1937 nach England (London u. Cambridge) und 1952 in die USA (Santa Fe u. Albuquerque, Neu Mexiko; Boston u. Cambridge, Massachusetts; St. Barbara, San Diego, Palo Alto, Kalifornien). Nach der Promotion (Kunstgeschichte, Univ. Wien, 1925) Vortrags- und Übersetzertätigkeiten, daneben publizierte W. bei verschiedenen Kunst- und Kultur-Zeitschriften. Ihr größter schriftstellerischer Erfolg wurde „Isabella: Begründerin der Weltmacht Spanien“ (Rentsch 1936). Als entschiedene Gegnerin des NS-Regimes unterzeichnete sie die sog. Ragusa-Declaration (Internationaler P.E.N. (1933) und war in der Folge aus ökonomischen Gründen und als Jüdin zur Emigration (1937) gezwungen.
Spez. Wirkungsbereiche: Die wissenschaftlichen Arbeiten W.s haben verschiedene Bezugsfelder (Kunstgeschichte, Museologie, Lern-Forschung, Kunstrezeption). In der anglo-amerikanischen Museumswelt machte sie sich einen Namen als Pionierin der Museologie, Pädagogin und Erziehungswissenschafterin. Ab Herbst 1941 arbeitete W. am Museum of Archaeology and Anthropology der Universität in Cambridge, wo sie (während der Kriegsjahre) mit Ausstellungsdesign experimentierte. In den USA gründete und leitete sie ein mobiles Science Museum (‚Science Comes To You, Inc.’, Neu Mexiko, 1952-57). W.s Publikationen zum Museums- und Ausstellungswesen bieten eine systematische Darstellung der Geschichte des Museums und seiner gesellschaftlichen Funktionen, sowie eine weitsichtig-kritische Auseinandersetzung mit den Themen ‚Kommunikation’ und Bildungsarbeit. Ihre erziehungswissenschaftlichen Artikel sind durch gründliche Kenntnis des neuesten Forschungsstandes, und ungewöhnliche Ansätze für weitere Entwicklungen gekennzeichnet.
Ausz., Mitglsch.: U. a. 1944 Marion Reilly Award, International Federation of University Women (IFUW), P.E.N.-Österreich; Internationaler P.E.N.; International Federation of Business and Professional Women; British Federation of University Women; British Association for the Advancement of Science; American Association of Museums; International Council of Museums; American Association for the Advancement of Science; ‚exiled’ Austrian P.E.N., London.