Wisinger-Florian Olga; Pianistin und Malerin

Geb. Wien, 1.11.1844
Gest. Grafenegg, NÖ, 27.2.1926

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Franz Florian, k. k. Regierungsrat der Kabinettskanzlei; Mutter: Minna Florian (geb. List).

LebenspartnerInnen, Kinder: Ehe mit Franz Wisinger, Apotheker von 1874-1890 (Tod Franz Wisingers). Kind: Oscar, geb. 1875.

Freundschaften/Arbeitskontakte: Richard und Julius Epstein, Emil Jakob Schindler, Marie Egner, Carl Moll, Berta von Suttner, August Schaeffer, Rudolf Ribarz, Theresa Feodorowna Ries, Marie Ebner Eschenbach, Luitpold, Prinzregent von Bayern, Fürst Ferdinand, der spätere König von Bulgarien, Hans Makart, Erzherzogin Clothilde und deren Töchter Prinzessinnen Margerit und Marie, Otto Miethke, Charles Sedelmayer, Ada Christen, Frederike Gossmann, nachmalige Gräfin Prokesch-Osten, Mina Hoegel, Mina Kautzky.

Ausbildungen: Im Mädchenalter Klavierunterricht bei Prof. Julius Epstein am Wiener Konservatorium. Karriere 1874 abgebrochen aufgrund eines Handleidens. 1874 erste Unterrichtsstunden in Malerei bei Melchior Fritsch und später bei August Schaeffer. 1880-1884 Privatschülerin bei Emil Jakob Schindler.

Laufbahn: O. W.-F. beschickte die Ausstellungen des Wiener Künstlerhauses ab 1881 kontinuierlich über Jahrzehnte hinweg mit ihren Arbeiten. Erste Ausstellung der Malerin im Künstlerhaus 1881. Internationale Ausstellungstätigkeit u. a. in München, Berlin, Prag, Paris, Chicago.

O. W.-F. zählt zu einer der bedeutendsten weiblichen Künstlerpersönlichkeiten des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Ihr frühes malerisches Schaffen ist dem sogenannten Österreichischen Stimmungsimpressionismus zuzuordnen. Im Bereich der Landschaftsmalerei übernahm sie von Emil Jakob Schindler die sublime Art sich der Natur zu nähern sowie das Feingefühl für diverse lichtbedingte Stimmungsmomente. Demnach weisen die Motive der Künstlerin wie die Ansichten von Alleen, Gärten oder Feldern starke Ähnlichkeiten mit Werken von Schindler auf. Bald kristallisierte sich O. W.-F. als begabteste Schülerin im Trio von Carl Moll und Marie Egner heraus.

Nach dem Bruch mit Schindler im Jahre 1884 geht die Künstlerin malerisch ihre eigenen Wege. Ihre Landschaftsauffassung wird realistischer als die des lyrisch veranlagten Meisters – in späteren Jahren, unter der Anwendung von reinen Farben, die sie pastos auf die Leinwand spachtelt, auch robuster.

Das Spätwerk ist geprägt von greller Farbigkeit, die bereits Anklänge an die expressionistische Malerei spürbar werden lassen. Mit diesen farblich expressiven Landschafts- und Blumenbildern war sie in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts als Künstlerin ihrer Zeit weit voraus.

O. W.-F.s Werke sind in allen großen österreichischen Sammlungen vertreten: Österreichische Galerie Belvedere, Niederösterreichisches Landesmuseum, St. Pölten; Oberösterreichisches Landesmuseum; Linz, Neue Galerie, Graz; Sammlung Leopold, Wien.

O. W.-F. bemühte sich Zeit ihres Lebens um die besten gesellschaftlichen Kontakte. Erzherzogin Clothilde, der Prinzregenten Luitpold von Bayern und der König von Bulgarien zählten zu den Besuchern ihres Ateliers. An der Seite von Berta von Suttner engagierte sich O. W.-F. für die Friedensbewegung. Ebenso vehement trat die Künstlerin für die Frauenbewegung ein: Der Schriftstellerinnen- und Künstlerinnenvereinigung stand sie 17 Jahre als Präsidentin vor und gemeinsam mit Feodorowna Ries, Marie Egner und Marianne Eschenburg gründete sie die Gruppe der „Acht Künstlerinnen”, mit denen sie ab 1901 im Salon Pisko ausstellte.

Ausz.: 1888 Mention Honorable, Salon Paris; 1891 Ehrendiplom London und Goldene bayerische Medaille von König Ludwig; 1893 Medaille Weltausstellung Chicago; 1897 Kleine goldene Staatsmedaille, Wien; 1900 Medaille Salon und Weltausstellung Paris; 1901 Officier d’Académie; 1905 Große goldene Staatsmedaille, Salzburg; 1906 bulgarische Medaille für Kunst und Wissenschaft.

Qu.: Tagebücher von Olga Wisinger-Florian, Besitz Galerie Giese und Schweiger.

L.: Futscher 1994, Holaus 1999, Weninger 1991

Bärbel Holaus