Wied (Pseud.) Martina, geb. Schnabl, Alexandrine Martina Augusta, verh. Weisl; Philologin, Schriftstellerin, Dramatikerin, Lyrikerin und Übersetzerin

Geb. Wien, 10.12.1882
Gest. Wien, 25.1.1957

Herkunft, Verwandtschaften: Mutter: Jenny Schnabl, Schriftstellerin; Vater: Dr. Joseph Schnabl, Advokat. Stammt aus wohlhabendem bürgerlichen Haus.

LebenspartnerInnen, Kinder: 1910-1930 verheiratet mit Dr. Siegmund Weisl (†1930), Fabriksdirektor; ein Sohn.

Ausbildungen: Studium der Kunstgeschichte, Literaturgeschichte und Philologie an der Universität Wien, Dr.phil., Studium moderner Sprachen.

Laufbahn: Unternahm Reisen nach Polen, Frankreich, England und Italien. Lebte 1926 bis 1929 in Zakopane, Polen. 1938 Emigration nach Großbritannien. Sie unterrichtete im Exil in England und Schottland Kunstgeschichte, Französisch und Deutsch in Mittelschulen. Mitarbeiterin der Kulturellen Schriftenreihe des Free Austrian Movement (FAM). Kehrte 1947 nach Österreich zurück. Trat zuerst als Essayistin, Lyrikerin und mit literarisch kritischen Aufsätzen an die Öffentlichkeit, danach vorwiegend Erzählerin, später auch Dramenautorin. Schrieb unter anderem für „Der Brenner“, die „Arbeiter-Zeitung“, die „Neue Freie Presse“ und die „Wiener Zeitung“. Thematisierte in ihren Werken die Krise der bürgerlichen Gesellschaft („Kellingrath“, 1950). Als ihr Hauptwerk gilt der umfangreiche Entwicklungsroman „Die Geschichte des reichen Jünglings“ (1952). Ihr Exilroman „Das Krähennest“ unternimmt in der österreichischen Literatur eine einzigartige Analyse der psychologischen Probleme von Emigration wie Kollaboration, Widerstand oder Verrat.

Ausz., Mitglsch.: 1924 zusammen mit Robert Musil und Otto Stoessl Literaturpreis der Stadt Wien für dramatische Werke („Spuk“ 1922, „Der Gast“ 1923, „Der Spielberg“ 1924), 1952 Großer Österreichischer Staatspreis als erste Frau, Trägerin des staatlichen Würdigungspreises; seit 1935 Mitglied, seit 1950 Vorstandsmitglied des österreichischen PEN–Klubs.

Qu.: Wien, Dokumentationsstelle für neuere österr. Literatur, Teilnachlass. Tagblattarchiv (Personenmappe).

W.: „Bewegung. Gedichte“ (1919), „Rauch über Sanct Florian oder Die Welt der Mißverständnisse. Roman“ (1937), „Das Einhorn. Aus dem Tagebuch eines schottischen Malers in Italien“ (1948), „Kellingrath. Roman“ (1950), „Das Krähennest. Begebnisse auf verschiedenen Ebenen“ (1951), „Brücken ins Sichtbare. Ausgewählte Gedichte 1912-1952“ (1952), „Die Geschichte des reichen Jünglings. Roman“ (1952), „Der Ehering“ (1954), „Das unvollendete Abenteuer. Eine Novelle“ (1955). Übersetzung: „Cohn, William: Chinesische Malerei“ (1947)

L.: BLÖF, Bolbecher/Kaiser 2000, Buchegger 2002, Hall/Renner 1992, ÖNB 2002, Prokop 1972, Schmid-Bortenschlager/Schnedl-Bubenicek 1982, Spiel 1976, Spreitzer 1999, Teichl 1951, Wall 2004, Wallas 1988, www.aeiou.at