Wermer Sophie, Ps. Sonja Wermer, geb. Goldstern; Übersetzerin

Geb. Odessa, Russland (Ukraine), 17.2.1873
Gest. Wien, 28.4.1927

Herkunft, Verwandtschaften: S. W., geb. Goldstern, stammte aus Odessa. Als dort die Situation für Juden aufgrund der Pogrome immer kritischer wurde, flüchtete sie mit ihrer Schwester Eugenie nach Wien. Eugenie Goldstern studierte Ethnologie.

LebenspartnerInnen, Kinder: S. heiratete 1897 den Zahnarzt Dr. Leopold Wermer aus Tyrnau (damals Ungarn). Gemeinsam wohnten sie im 9. Bezirk in der Sechsschimmelgasse 3. Sie hatten zwei Kinder: Paul wurde ca. 1897 geboren, Heinz am 15.8.1913.

Laufbahn: Anfangs arbeitete S. W. ausschließlich für den Wiener Verlag, der in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts seine Blütezeit hatte und in der Reihe „Bibliothek berühmter Autoren“ vor allem Werke französischer und russischer Schriftsteller herausbrachte. Neben Klara Brauner war sie die wichtigste Übersetzerin für diesen Verlag. Ihre Übertragungen erschienen unter dem Namen Sonja Wermer. Diese Namensvariante kann als ein Pseudonym gesehen werden, das sowohl Abgrenzung als auch Identifikation erlaubt.

In den meisten ihrer Übertragungen stehen Minderheiten und Ausgegrenzte im Mittelpunkt. Viele Werke arbeiten die Situation der Juden in Russland belletristisch auf, die die Übersetzerin ja am eigenen Leib miterleben musste.

Nach dem Ende des Wiener Verlages im Jahre 1908 erschien S. W.s Übertragung von Osip Dymovs „Der Knabe Wlaß“ in zwei deutschen Verlagen: 1910 bei P. Cassirer in Berlin und 1917 bei Wolff in Leipzig.

Qu.: IKG, MA 61.

W.: Übersetzungen: „Andreev, Leonid: Der Spion“ (1905), „Andreev, Leonid: Frühlingsversprechen und andere Geschichten“ (1904), „Andreev, Leonid: Im Nebel“ (1903), „Čirikov, Jevgenij: Unter Polizeiaufsicht“ (1905), „Dymov, Osip: Der Knape Wlaß“ (1910, 1917), „Gnjev: Die Petersburger Schreckenstage“ (1905), „Gorkij, Maksim: Judenmassakre“ (1904), „Juškevič, Semen: Die Gouvernante“ (1905), „Juškevič, Semen: Ghetto“ (1903), „Melšin, L. (d. i. Petr Jakubovič): Judenkinder“ (1905), „Melšin, L.: Sibirische Sklaven“ (1901), „Tan (d. i. Vladimir Bogoraz): Durch die Mandschurei“ (1904)

L.: Stödtner 2005

Monika Hasleder