Weinlich Frieda; Kontoristin und Widerstandskämpferin
Geb. Deutsch-Liebau, Mähren (Horní Libina, Tschechien), 17.7.1909
Gest. ?
Herkunft, Verwandtschaften: F. W. wird am 17. Juli 1909 im damaligen Deutsch-Liebau in Mähren als Tochter des Webers Franz Weinlich und seiner Frau Emilie (geb. Schinze) geboren.
Ausbildungen: Nach dem Besuch der Volks- und Bürgerschule absolvierte sie zwei Klassen Handelsschule.
Laufbahn: Ab 1929 ist sie als Kontoristin bei der Prager Großeinkaufsgenossenschaft „Konsumverein“ tätig. Ab 1939 arbeitete sie bei Kniže in Prag. Sie war als Kurierin der sozialistischen Widerstandsbewegung tätig und beteiligte sich an Sammlungen der SAH. Sie wird am 23. November 1939 ins Landesgerichtgefängnis Wien eingeliefert und war ab 10. Juli 1940 im Amtsgericht in der Schiffamtsgasse inhaftiert. F. W. wird am 13. Juni 1940 gemeinsam mit Franz Pfannenstiel, Robert Uhlir, Friedrich Löwy, Hans Gmeiner, Helene Potetz, Hermine Hromada, Marie Pokorny und Karoline Proksch wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ am Oberlandesgericht Wien angeklagt. Den Angeklagten wird vorgeworfen, vom „Frühjahr 1938 bis Herbst 1939 Vorbereitungen getroffen zu haben, um mit Gewalt die Verfassung des Reichs zu ändern, einen organisatorischen Zusammenhalt herzustellen und aufrechtzuerhalten.“ Als erschwerend im Sinne der Anklage wurden bei F. W. die Wiederholung der Tat und die Auslandstätigkeit, als mildernd das Geständnis und die Unbescholtenheit gewertet. F. W. wird am 20. November 1940 vom Oberlandesgericht Wien zu einem Jahr und zwei Monaten Gefängnishaft verurteilt. Diese Strafe gilt durch die Untersuchungshaft als verbüßt. Das Ansuchen von F. W. auf Opferfürsorge wurde am 26. Mai 1950 abgelehnt, die am 30. März 1951 eingebrachte Berufung wird ebenfalls abgelehnt − mit der Begründung, dass F. W. bis 1945 tschechische Staatsbürgerin war und vor dem 13. März 1938 keinen 10jährigen ununterbrochenen Aufenthalt auf dem Gebiet der Republik Österreich hatte.
Qu.: DÖW 2686, 20000/ W 325.
L.: Brauneis 1974
Karin Nusko