Wedding Alex (Ps.), eigentl. Weiskopf Margarete (Grete), geb. Bernheim; Schriftstellerin
Geb. Salzburg, Sbg., 11.5.1905
Gest. Saalfeld/Saale, Thüringen, Deutschland, 15.3.1966
Herkunft, Verwandtschaften: A. W. wuchs in einem kleinbürgerlichen jüdischen Elternhaus als Jüngste von vier Geschwistern auf. Neffe: George Wyland-Herzfelde, geb. 14.10.1925 in Berlin, professioneller Eiskunstläufer, lebte später in der Schweiz und veröffentlichte 2003 die autobiografischen Erinnerungen „Glück gehabt. Erinnerungen“, in denen er auch kurz über seine Tante berichtet.
LebenspartnerInnen, Kinder: Sie heiratete 1928 den Schriftsteller Franz Carl Weiskopf (1900-1925), der ihr Schreiben zeitlebens unterstützte.
Laufbahn: Mit siebzehn Jahren begann sie in Innsbruck als Warenhausangestellte zu arbeiten. Sie wohnte bei einer politisch aktiven Eisenbahnerfamilie, bei der sie Sorgen, Probleme und Anliegen der Proletarier kennen lernte. Ab 1925 lebte sie in Berlin und arbeitete unter anderem als Stenotypistin, Bankangestellte, Buchhändlerin und freie Journalistin. Unter anderem rezensierte sie in der Zeitung „Berlin am Morgen“. Ihr erstes Kinderbuch erschien schon unter ihrem Pseudonym, das sich aus dem Berliner „Alexanderplatz“ und dem Arbeiterviertel, dem „Roten Wedding“ zusammen setzte. 1932 unternahm sie mit ihrem Mann eine ausgedehnte Reise durch mehrere Sowjetrepubliken. Ein darüber geplantes Kinderbuch kam jedoch nicht mehr zustande. Sie emigrierte 1933 − beide waren aus politischen und aus sogenannten „rassischen“ Gründen sehr gefährdet − nach dem Reichstagsbrand, mit ihrem Mann nach Prag und arbeitete bei der „Arbeiter-Illustrierte-Zeitung“ (AIZ) mit. Ihr Kinderbuch wurde 1933 verboten. 1935 besuchte sie die Sowjetunion und floh 1939 über Paris in die USA, wo sie in ärmlichen Verhältnissen lebte, sich den Lebensunterhalt mit dem Anfertigen von Schmuck verdiente und mit ihrem Mann im Antifaschistischen Komitee mit der Rettung gefährdeter EmigrantInnen beschäftigt war. 1949 kehrte sie mit ihrem Mann nach Prag zurück und begleitete ihn als Gesandten der CSR nach Washington, Stockholm und Peking und war Korrespondentin der Prager Jugendzeitung „Mlade Fronta“. Ab 1953 lebte sie als freie Schriftstellerin in Ost-Berlin, nachdem sie Verleumdungen und Verdächtigungen durch das Ulbricht-Regime ausgesetzt gewesen war. Nach dem Tode ihres Mannes widmete sie sich seinem Nachlass und rief eine F. C. Weiskopf Stiftung ins Leben. Ihre Bücher „Ede und Unku“ und „Das Eismeer ruft“ wurden in den 80er Jahren verfilmt. Beiträge erschienen unter anderem in „Freies Deutschland“, „Neues Deutschland“ und in den „Mitteilungen der Deutschen Akademie der Künste zu Berlin“.
Ausz., Mitglsch.: Ab 1925 war A. W. Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands. Ab 1928 Mitglied des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller Deutschlands, Mitglied des Bertolt Brecht-Clubs, Vorsitzende des Komitees für verfolgte westdeutsche Frauen und Mütter in der DDR. 1951 Erster Preis im Kinder- und Jugendliteraturpreisausschreiben des Ministeriums für Kultur, 1956 Goethe-Preis der Stadt Berlin, 1961 Arthur-Becker-Medaille in Gold, 1965 Vaterländischer Verdienstorden in Silber, 1965 Nationalpreis zweiter Klasse, 1965 Medaille der Pioniersorganisation Ernst Thälmann in Gold. Ab 1968 wird ihr zu Ehren ein Alex-Wedding-Preis durch die Dt. Akademie der Künste vergeben. 2007 wurde am Makartplatz 7 eine Gedenktafel enthüllt.
A. W. gilt als Wegbereiterin der sozialistischen Kinder- und Jugendliteratur der DDR, sie trat stets für die Anerkennung der Kinder- und Jugendliteratur als Bestandteil der Nationalliteratur ein. In ihren Beiträgen, Aufsätzen und Rezensionen versuchte sie die Kinder- und Jugendliteratur durch maßstabsetzende Kritik zu fördern, korrespondierte mit ihren LeserInnen und mit Literaturzirkeln und führte Gespräche zu Kinder- und Jugendbüchern. Außerdem setzte sie sich sehr für ihre KollegInnen und deren kinderliterarischen Werke ein. In ihrem zweiten Kinderbuch „Das Eismeer ruft“ wird das „kollektive Heldentum“ hervorgehoben. „Ede und Unku“ basieren auf realen Personen, das Sintimädchen und fast seine gesamte Familie wurde im Konzentrationslager ermordet.
Qu.: Literaturhaus/Exilbibliothek, Deutsche Akademie der Künste zu Berlin und wurde 1966 der Literaturarchive der DAK übergeben. Stiftung Archiv der Akademie der Künste, Berlin.
W.: „Ede und Unku. Ein Roman für Jungen und Mädchen“, „Söldner ohne Sold. Ein Roman für die Jugend“ (1948), „Die Fahne des Pfeiferhänsleins“ (1948), „Das eiserne Büffelchen. Ein Jugendroman aus dem heutigen China“ (1952), „Die Drachenbraut. Chinesische Volksmärchen“ (1953), „Leuchtende Schätze aus der Werkstatt Jung Pao-Dsai“ (1957), „Schatz der Erde und weißer Schnee“ (1961), „Die Geschichte von der kleinen Schildkröte und den Goldfinken. Nach einer Fabel aus Ghana“ (1963), „Hubert, das Flußpferd“ (1963), „Im Schatten des Baobab. Illustrierte Märchen“ (1965), „Aus vier Jahrzehnten. Erinnerungen, Aufsätze und Fragmente. Alex Wedding zu ihrem 70. Geburtstag. Hg. Günter Ebert“ (1971)
L.: Blumesberger 2006, Blumesberger/Seibert 2007, Bolbecher/Kaiser 2000, Ewers/Seibert 1997, Fuss Philipps 2001, König 2000, Oberhuber 1989, ÖNB 2002, Seeber 1998, Wyland-Herzfelde 2003, www.onb.ac.at/ariadne/
Susanne Blumesberger