Weber-Wehle Lilli; Kinder- und Jugendbuchautorin

Geb. Wien, 22.7.1894
Gest. Wien, 15.2.1987

Herkunft, Verwandtschaften: Ihre Mutter Emilie (Emmy) Wehle, geb. Schöffer, wurde 1873 in Budapest geboren und starb 1955 in Wien. 1942 wurde sie von der Gestapo verhaftet, 1943 nach Theresienstadt deportiert. Durch eine evangelische Hilfsorganisation kam sie in ein Flüchtlingslager in die Schweiz wo sie bis Dezember 1945 festgehalten wurde. Ihr Vater Emil Wehle, 1856 in Prag geboren, starb 1925 in Wien. Sie stammt aus einer wohlhabenden bürgerlichen Familie. Die Familie ihres Vaters stammte aus Prag, die Familie der Mutter aus Budapest. Beide Familien kamen in der Mitte des 19. Jahrhunderts nach Wien. Ihr Vater handelte mit Immobilien und Futter für Tiermast, war sehr sportlich und beeinflusste L. W.-W. Die Familie trat 1913 vom mosaischen zum evangelischen Glauben über.

LebenspartnerInnen, Kinder: L. W.-W. war 1913 bis 1925, als er sich – wahrscheinlich aus politischen Gründen – scheiden ließ, mit Friedrich Ludwig Weber verheiratet. Zwei Söhne: 1917 wurde Fritz, später Architekt, Professor an der Hochschule für angewandte Kunst und zusammen mit Grete Schütte-Lihotzky Mitbegründer des Globus-Verlages und 1919 Ing. Hans Weber, Chemie-Ingenieur, geboren.

Freundschaften: Sie hatte ein herzliches Verhältnis zu Eugenie Schwarzwald, korrespondierte u. a. mit Margarete Kollisch, mit der sie in der Schule war. Mehrere Briefe, unter anderem einer von Marie von Ebner-Eschenbach, sind verloren.

Ausbildungen: L. W.-W. besuchte die Schwarzwald-Schule, einen Kindergartenkurs und einen Gartenbaukurs.

Laufbahn: Ihre Kindheit war sehr behütet. Ihre Eltern hielten einen wöchentlichen Jour-Fix ab, bei dem u. a. auch Johann Strauss zu Gast war. Sie verbrachte lange Zeit wegen einer Lungenkrankheit am Kahlenberg, wo der Großvater ein Haus gekauft hatte. Durch Inflation verlor die Familie ihr Vermögen. Sie war sehr sportlich und ging oft am Semmering Schilaufen, ab 1911 besuchte sie Schikurse und gewann auch mehrere Rennen. 1913 war sie österreichische Abfahrtssiegerin am Semmering. Sie probierte sogar – ungewöhnlich für diese Zeit – das Schispringen. Die Sommermonate wurden in der eigenen Villa in Unterach am Attersee verbracht. Sie war zunächst als Kindergartenhelferin tätig. Während des Krieges war sie – vor der Deportation durch die Heirat mit einem „Arier“ geschützt – zwangsdienstverpflichtet, arbeitete in einer Posamentenerzeugung, danach bei der Firma Kapsch, wo sie mit der Mutter von Friedrich Hundertwasser arbeitete. Nach dem Krieg war sie bei der amerikanischen Briefzensur tätig. Diese Arbeit musste sie jedoch aufgeben um ihre Mutter zu pflegen, die aus dem Konzentrationslager und dem Exil zurück nach Wien kam. Nach der Scheidung war sie als Schriftstellerin tätig. Arbeitete unter anderem für „Unsere Zeitung“. Gestaltete zahlreiche Rundfunksendungen, schrieb Theaterstücke, Beiträge für Zeitschriften und Gedichte. Das Vermögen der Familie war verloren, sie musste sich durch Kinderbetreuung den Lebensunterhalt sichern. Die Sommer verbrachte sie in Kinderheimen, wo sie den Kindern Märchen erzählte. In der Zeitschrift „Grazer Hausfrau“ betreute sie die Rubrik „Der Jugendfreund“ und in der „Ersten Österreichischen Schülerzeitung“ die Rubrik für Mädchen. Sie veröffentlichte außerdem in „Wagners Wiener Wegweiser“, „Wir Frauen“, „Wiener Wochenblatt“ und u. a. auch in der „Neuen Feien Presse“.

Ihre Korrespondenz mit Otto Basil befindet sich im Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek. Ihr umfangreicher Nachlass befindet sich mit jener ihrer Mutter in der Sammlung Frauennachlässe in der Universität Wien.

W.: „Der goldene Schlitten und andere Kindergeschichten“ (1945), „Aus Tante Lillis Schreibtischladl“ (1974)

Gedichte: „Vor dem Blumenladen. In: Der getreue Eckart“ (Juni 1931), „Lebensmüde. In: Der getreue Eckart“ (August 1931)

L.: Blumesberger 2009, Blumesberger 2010, Gerhalter 2008, Giebisch/Gugitz, Halper 2007, Kos 1992

Susanne Blumesberger