Wagner Christine, geb. Berger, Berger-Wagner Christl; Widerstandskämpferin

Geb. Donawitz (Leoben), Stmk., 9.3.1922
Gest. Leoben, Stmk., 16.8.2007

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Heinrich Berger (1897-1944/45 KZ Saal/Regensburg), Schlosser bei der Österreichischen-Alpine Montangesellschaft; Mutter: Christine, geb. Etschmeier (1894-1944 KZ Ravensbrück); Brüder: Heinrich (1921-1988); Franz (1924-1997); Rudolf (*1931).

LebenspartnerInnen, Kinder: 1945 Heirat mit Anton Wagner (1919-1994), Tischler, Mitglied bei den „Kinderfreunden“ und den „Roten Falken“, trat 1934 dem illegalen KJV bei, war später Mitglied der KPÖ und wurde 1939 wegen Hochverrates zu zwei Jahren und sechs Monaten Zuchthaus verurteilt. Nach seiner Entlassung 1942 war er Mitbegründer einer Partisanengruppe im Raum Leoben Donawitz. Tochter: Christine (*1948).

Ausbildungen: Kurse in Stenographie und Kochen.

Laufbahn: Sie wächst in einem politisch motivierten Elternhaus auf und ist Mitglied der sozialdemokratischen Jugendorganisationen. Nach der Schulzeit ist sie ab 1936 arbeitslos. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten absolviert sie ein „Pflichtjahr“ bei einer Leobener Familie, dann muss sie „Arbeitsdienst“ und „Kriegshilfsdienst“ leisten. Sie arbeitet in einem Flugzeugwerk in Niedersachsen und lehnt es ab, in der Rüstungsindustrie zu arbeiten. Sie kehrt nach Leoben zurück und erhält 1942 eine Anstellung bei der Gemeinde. Ch. W. kommt erneut in Kontakt mit früheren Mitgliedern der sozialistischen Organisationen und wird von Sepp Filz, einem Mitglied des KJV und Mitbegründer der Partisanenbewegung im Gebiet Leoben sowie von Anton (Toni) Wagner, ihrem späteren Ehemann, für den Widerstand angeworben. Da Ch. W. das Einwohnerverzeichnis betreut, muss die Gestapo bei ihr die Adressen derer anfragen, die sie verhaften wollen. Es gelingt ihr einige Male, die Verhaftung zu verhindern. Sie beteiligt sich auch an einem Netzwerk um Leoben, das etwa 100 Frauen umfasst und das sowohl die Kommunikation des Widerstandes organisiert als auch Lebensmittel, Waffen und Munition für die in den Wäldern versteckten Partisanen sammelt. Nach einer Denunziation wird sie am 11.7.1944 in der Wohnung ihrer Eltern verhaftet. Zunächst wird sie im Landesgericht Graz von der Gestapo verhört und danach im Leobener Gefängnis, wobei sie schwere Misshandlungen erleiden muss. Sie wird zum Tode verurteilt und nach zweimonatiger Haft mit mehreren anderen Leobenerinnen am 3.10.1944 nach Ravensbrück deportiert. Sie wird durch Vermittlung der illegalen Lagerorganisation gemeinsam mit Pauli Pröll-Sandrießer, Käthe Schlögl, Lea Watzl, Lotte und Cäcilie Muchitsch, die alle zum Tode verurteilt waren, in das Lager Magdeburg-Polte, einem Außenlager von Buchenwald, gebracht und muss Zwangsarbeit in einer Munitionsfabrik leisten. Das Lager wird durch die US-Armee befreit. Nach ihrer Heimkehr erfährt sie, dass ihre Eltern in Konzentrationslagern umgekommen sind. Sie heiratet im Dezember 1945 ihren Jugendfreund Anton Wagner. Sie ist ab 1945 Mitglied der KPÖ, Hauptkassiererin der lokalen Parteiorganisation und tritt 1968 aus der Partei aus. Ab 1945 ist sie auch in der Lagergemeinschaft Ravensbrück aktiv. Ihr politisches Interesse behält sie bis ins hohe Alter.

L.: Amesberger/Halbmayr 2001, Bd. 2, http://www.ravensbrueck.at/ (Mitteilungsblatt der Österreichischen Lagergemeinschaft Ravensbrück, Jänner 2008, Nachruf)