Vitek Sophie; Widerstandskämpferin

Geb. Wien, 11.1.1919

S. V. wurde am 11. Jänner 1919 als Tochter eines Tischlermeisters in Wien geboren. Sie besuchte die Pflichtschule und anschließend das „Freie Lyzeum“ in Wien, wo sie 1940 maturierte. Ab September 1938 war sie außerdem als Inspektoranwärterin bei der Reichspost beschäftigt. Neben dieser beruflichen Tätigkeit studierte sie ab 1941 Geschichte an der Universität Wien. Ihr Schulfreund Alfred Rabofsky machte sie ab 1939 mit Mitgliedern des Kommunistischen Jugendverbands bekannt. S. V. beteiligte sich am Versand von Soldatenbriefen im Rahmen der „Frontbriefaktion“. Sie verteilte 1941 und 1942 die Flugschrift „Der Soldatenrat“ und versandte „Soldatenbriefe“, die die Soldaten an der Front zu Widerstand und Desertion aufriefen. Sie wurde am 31. Mai 1943 verhaftet, am 8. Juli 1943 wurde der Schutzhaftbefehl ausgestellt. Sie ist vom 27. August 1943 bis 7. Oktober 1944 im Gefängnis des Landesgerichtes inhaftiert und am 23. September 1943 vom Oberreichsanwalt beim Volksgerichtshof Berlin angeklagt. Ihre Mitangeklagten sind ihr Schulfreund Alfred Rabofsky, ihre Nachbarin Anna Wala, sowie Ernestine Diwisch, Ernestine Soucek und Friedrich Muzyk.

S. V. wurde, gemeinsam mit ihren Mitangeklagten, am 8. Februar 1944 vom Volksgerichtshof Wien wegen „Vorbereitung zum Hochverrat und Feindbegünstigung“ (Wehrkraftzersetzung) zum Tod verurteilt. Am 26. August desselben Jahres wurde sie, durch Intervention ihres Bruders bei Heinrich Himmler, zu 15 Jahren Zuchthaus begnadigt. Am 7. Oktober 1944 wird sie in das Frauenzuchthaus in Jauer/Schlesien überstellt, wo sie bis 8. April 1945 inhaftiert bleibt. Die Mitangeklagten Anna Wala, Ernestine Diwisch, Friedrich Muzyka und Alfred Rabofsky wurden im Mai bzw. September 1944 hingerichtet.

Nach der Befreiung setzte S. V. ihr Studium fort, das sie mit der Dissertation „Samariter auf Österreichs Schlachtfeldern“ 1951 abschließt.

Qu.: DÖW 4102, 6813, 20000/V68.

L.: Baier 1987, Brauneis 1974, Dokumentationsarchiv 1984, Dokumentationsarchiv 1987a, Tidl 1976

 

Karin Nusko