Verena von Werdenberg

Geb. um 1380
Gest. um 1441

V. v. Werdenberg-Heiligenberg-Bludenz, 1415 bis 1441 urkundlich bezeugt, wird mit variierendem Vornamen Frena geporn grefin von Werdenperg, lat. Verena comitissa de Werdenberg genannt. Sie nennt sich auch nach ihrem Mann frow Frena von Brandis.

V. war dritte, altersmäßig die mittlere Tochter des Grafen Albrecht III. von Werdenberg-Heiligenberg zu Bludenz und seiner Ehefrau Ursula Gräfin von Schaunberg. Die Geburtsdaten V.s sind unbekannt. Da ihre Eltern 1383 geheiratet haben und ihre älteren Schwestern Agnes und Kunigunde um bzw. auch nach 1385 geboren wurden, darf ihre Geburt um die Zeit um 1390 angesetzt werden. Die Sterbedaten sind ebenfalls unbekannt. V. lebte noch am 27. Mai 1441, an welchem Tag sie mit Wolfhart V. von Brandis Burg und Herrschaft Brandis (Kanton Bern) verkaufte.

Als Kind erlebte V. mit ihren jüngeren Schwestern Katharina und Margaretha unruhige Jahre, als ihre Familie 1405 vor der Bedrohung durch die Appenzeller über den Flexenpass in das sichere montfortische Schloss Rothenfels im Allgäu geflohen war, wo sie sich bis zum Friedenschluss 1408 aufgehalten hat, um dann wieder nach Bludenz zurückzukehren. In anderer Form haben ihre Schwestern Agnes und Kunigunde diese unruhigen Kriegsjahre miterlebt.

V. war seit 1412 verheiratet mit Wolfhart V. von Brandis (um 1380-1456), dem sie sechs Söhne und eine Tochter zur Welt brachte: Wolfhart VI., erwähnt 1430-1477; Rudolf, † um 1469, Domdekan zu Chur; Sigmund I., 1441-1489; Ulrich, †1486; Georg, †1462; Ortlieb, †1491, seit 1458 Bischof von Chur; Anna, verheiratet mit Bertold von Wolkenstein, einem Neffen des Minnesängers Oswald von Wolkenstein.

V.s Lebensstellung war charakterisiert als die einer reichen Erbin ihres Vaters und Ehefrau eines kleinen Landesherrn aus einer berühmten Familie. Sie war ganz auf den churrätischen Raum beschränkt, auf Werdenberg (Kanton St. Gallen), Maienfeld (Kanton Graubünden), das spätere Fürstentum Liechtenstein und Blumenegg (Großes Walsertal, Vorarlberg). Durch die Ehe kam der Erbanteil V.s an den Rechten ihres Vaters am Eschnerberg (Liechtenstein) an Wolfhart V. von Brandis, der bis 1437 auch die Anteile ihrer vier Schwestern an sich brachte und dadurch alle Rechte am Eschnerberg in seiner Hand vereinigte; woraus in der Folge die Herrschaft Schellenberg entstanden ist. Am 24. Juni 1427 verzichteten die fünf Schwestern Werdenberg auf ihre Herrschaft Bludenz und das Tal Montafon, wofür sie eine Entschädigung von 4.000 Gulden erhielten. In den Jahren 1436 und 1439 trat V. mit ihren Schwestern Kunigunde, Katharina und Margaretha das Toggenburger Erbe an. Wie ihre Schwestern Kunigunde und Katharina förderte auch V. die Freiheitsbestrebungen ihrer Untertanen. V., vertreten durch ihren Ehemann Wolfhart V., und zugleich durch ihre Schwester Margaretha von Aarburg, bestätigte am 4. September 1438 die Freiheiten von Stadt und Herrschaft Werdenberg.

V.s Siegel erscheint an der Urkunde vom 24. Juni 1427 und zeigt die Umschrift S. VERENE.COMISSE.DE.WDENBG. An sie oder ihre Söhne erinnert auch ein Wappen der Brandis und Werdenberg im Maßwerk der Südwand in der gotischen Stube im 2. Stock des in dem 1480 von ihrem Enkel Johannes von Brandis erbauten Hauses in Chur, Reichsgasse 65.

Man darf vermuten, dass V. in der (im 19. Jahrhundert abgerissenen) Familiengruft in der Kapelle St. Florin in Vaduz ihre letzte Ruhestätte gefunden hat. Hier wurde auch ihr 1456 verstorbener Gemahl Wolfhart V. von Brandis beigesetzt. Jahrzeitstiftungen in unmittelbarer Verbindung mit ihrem Tod sind nicht bekannt. Erst Jahrzehnte nach ihrem Tod, am 20. August 1486, als für ihren Sohn Ulrich in St. Amandus in Maienfeld eine Jahrzeit eingerichtet wurde, bezog diese Stiftung Ulrichs Eltern und damit seine Mutter V. v. W. mit ein.

L.: Burmeister 2009, Bütler 1911, Roller 1900-1908, Poeschel 1948, Thommen 1928. Vanotti 1845 (mit falscher genealogischer Einordnung)

Karl Heinz Burmeister