Velimirov, Alberta
Zoologin
Geboren am 20.3.1948 in Villach; 1966 – 1974 Studium an der philosophischen Fakultät der Universität Wien, Studienrichtung Zoologie / Botanik. 1974 Abschluss der Dissertation zum Thema „Beitrag zur Entwicklung des Exkretionssystems bei Amphibien“ unter der Leitung von Prof. Dr. A. Strenger und Promotion zur Doktorin der Philosophie. 1974 – 1975 Forschungsassistentin an der medizinischen Fakultät für Immunologie der Universität Kapstadt / Südafrika im Forschungsfeld Früherkennung von Brustkrebs. 1975 – 1976 Anstellung als „junior lecturer“ an der Universität Kapstadt, Institute of Zoology. 1987 – 2005 Anstellung am Ludwig Boltzmann Institut für Biologischen Landbau unter der Leitung von Prof. Dr. Ludwig Maurer als wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem Projekt über den Einfluss von biologisch und konventionell erzeugtem Futter auf die Fruchtbarkeit von Laborratten. In dieser Zeit wurden weitere Forschungsarbeiten in dem Bereich vergleichende Produktqualität durchgeführt, die Fütterungsversuche, Futterwahlversuche und die Anwendung alternativer Qualitätsermittlungsmethoden umfassten. 2005 – 2010 Anstellung als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Lebensmittelqualität und Gentechnik am Forschungsinstitut für Biologischen Landbau (FiBL Österreich) unter der Leitung von Mag. Andreas Kranzler. Seit 2010 in Pension.
Der wichtigste Impuls für die Forschungsausrichtung der Zoologin erfolgte im Rahmen ihres ersten Projekts am Ludwig-Boltzmann-Institut, einem Fütterungsversuch mit Laborratten. Hier wurde der Wissenschafterin klar, dass die chemisch-analytische Definition von Lebensmitteln nicht ausreicht, um deren Auswirkung auf den lebenden Organismus zu erfassen und vorauszusehen. A. V. begann Lebensmittel als biologische Systeme zu verstehen, die nicht additiv aus vielen unabhängigen Elementen bestehen, sondern als interaktive Gesamtheiten mit hierarchischen Ordnungsfunktionen. In diesem Zusammenhang wurde sie nicht müde zu betonen, dass eine rein analytische Ernährungswissenschaft zu kurz greift. Es war ihr daher immer ein Anliegen, die Komplexität vernetzter Systeme bei biowissenschaftlichen Untersuchungen zu berücksichtigen sowie den bis dahin zu eng gefassten Qualitätsbegriff zu erweitern.
In zahlreichen Fütterungs- und Futterwahlversuchen mit Laborratten zeigte sie die positiven Effekte biologisch erzeugter Lebens- und Futtermittel auf Fruchtbarkeit und Futterwahlverhalten der Versuchstiere. In einem groß angelegten Fütterungsversuch mit Labormäusen konnte sie auf eine geringere Reproduktionsrate bei einer Fütterung mit gentechnisch verändertem Mais hinweisen. Auf Grund kontroversieller Interpretationen dieses Versuches erfolgte allerdings keine Publikation der Ergebnisse. Auch im Rahmen ihrer Expertise für das Bundesministerium für Gesundheit machte A. V. immer wieder auf die Unverzichtbarkeit von Fütterungsversuchen zur Beurteilung der ernährungsphysiologischen Qualität gentechnisch veränderter Produkte aufmerksam.
Im Hinblick auf die Erweiterung des Qualitätsbegriffes trug sie in EU-Projekten dazu bei, produktionstechnische, ökologische und soziale Aspekte der Lebensmittelqualität entlang der gesamten Produktionskette zu erfassen.
In Schriften, Vorträgen und im Rahmen ihrer Unterrichtstätigkeit stellte sie − vor dem Hintergrund der andauernden Kontroverse um potentielle Gesundheitsvorteile biologischer Lebensmittel − das gesamte Produktionssystem ins Zentrum und versuchte sämtliche Einflussfaktoren auf die Qualität von Lebensmitteln mittels differenzierter Methoden zu analysieren und in ihrer Gesamtheit darzustellen. Zur Untersuchung lebender Systeme wählte sie eine ganzheitliche Methodik, die der Zoologin weit mehr entgegenkam als eine reine Nährstoffanalytik. Sie begann die Fütterungsversuche mit weiteren neuen Wissenschaftsmethoden zu untermauern wie z. B. der Biophotonenanalyse oder Selbstzersetzungstests von pflanzlichen Lebensmittelproben.
Mit ihrer Kritik an der Grünen Gentechnik und am herrschenden Wissenschaftssystem bezog A. V. immer klare Positionen und konnte mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Definition eines umfassenden Lebensmittelqualitätsbegriffs schaffen.
Werke
Gem. mit Plochberger, K. / Huspeka, U. / Schott, W.: The Influence of Biologically and Conventionally Cultivated Food on the Fertility of Rats. Biological Agriculture and Horticulture, Vol.8, A B Academic Publishers, Great Britain, 1992a, S. 325-337.
Gem. mit Plochberger, K.: Are Food Preference Tests with Laboratory Rats a Proper Method for Evaluating Nutritional Quality? Biological Agriculture and Horticulture, Vol. 8, A B Academic Publishers, Great Britain, 1992b, S. 221-233.
Gem. mit Plochberger, K.: Test de préférence alimentaire. Une méthode alternative pour tester la qualité. Colloque du G.R.A.B. „Les Fruits et Légumes en Agriculture Biologique en Europe”, 9.-11.12.1992, Vaison la Romaine, 1992c, S. 159-172.
Gem. mit Mäder, P. / Pfiffner, L. / Niggli, U. / Balzer, U. / Balzer, F. / Plochberger, K. / Besson, J.- M.: Effect of three farming systems (bio-dynamic, bio-organic, conventional) on yield and quality of beetroot (Beta vulgaris L., var. esculenta L.) in a seven year crop rotation. Acta Horticulturae 339, 1993, S. 11-31.
Gem. mit Plochberger, K.: Auf der Suche nach der Qualität. In: Österr. Bergbauernvereinigung (Hg.): Die Bergbauern, Nr. 203, Wien, 1995.
Gem. mit Plochberger, K. / Schott, W. / Walz, V.: Neue Untersuchungen zur Qualität unterschiedlich angebauter Äpfel. (Nicht alles, was golden ist, ist auch delicious!). In: Forschungsinstitut f. biologischen Landbau (Hg.): das bioskop, Nr. 6, Fachzeitschrift für Biolandbau und Ökologie, Oberwil, Schweiz, 1995.
Gem. mit Plochberger, K: Biologische Qualität ist nachweisbar. In: Agrar Post-Verlag Dr. Bruno Müller GmbH (Hg.): Traktor aktuell Nr. 8, Agrar Post Magazin, 1996.
Neue Methoden zur Qualitätsbestimmung. In: Ernte für das Leben (Hg): Ernte 4/96, Zeitschrift für Ökologie und Landwirtschaft, Österreich, 1996.
Marktorientierte Vergleichsuntersuchungen an Karotten. In: Ernte für das Leben (Hg.): Ernte 2/99, Zeitschrift für Ökologie und Landwirtschaft, Österreich, 1999.
Gem. mit Kienzl-Plochberger, K. / Schwaiger, E.: Futterwahlversuche mit Ratten und mikrobiologische Untersuchungen als integrative Testmethoden zur Ermittlung der Qualität landwirtschaftlicher Produkte. Endbericht; Förderdienst des Bundesministerium f. Land- und Forstwirtschaft, Umweltschutz und Wasserwirtschaft in Wien, 2000.
Ratten bevorzugen Biofutter. Ökologie & Landbau 117, 2001a.
Was bewirken Bio-Nahrungsmittel? In: Ernte für das Leben (Hg.): Ernte 4/01, Zeitschrift für Ökologie und Landwirtschaft, Österreich, 2001b.
Nahrungsmittelqualität von Produkten aus biologischer und konventioneller Landwirtschaft im Vergleich. Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur, 2002a.
The Quality of Organically Cultivated Products (Calitatea produselor cultivate organic fačâ de cele cultivate convenčional). In: Fertilizarea echilibrata a principalelor culturi in Romania, In: Dumitru, M. / Dorneanu, A. / Krauss, A. / Uebel, E. (Hg.): Proceedings of Int. Symp., 21.-22. August 2001, Braşov, România, 2002b, S. 171- 178.
Integrative Methods of Product Quality Assessment in Connection with the P-Value-Determination (3 examples: food preference test, sensory evaluation and self decomposition test), Journal of Horticultural Science Vol 30, Prag, 2003a.
Biogram and Quality Count as Suitable Indicators of Product Quality. In: Freyer, B. (Hg.): Beiträge zur 7. Wissenschaftstagung zum Ökologischen Landbau: Ökologischer Landbau der Zukunft, 2003b, S. 233-236.
Nahrungsmittelqualität von Produkten aus biologischer und konventioneller Landwirtschaft im Vergleich. Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur, 2. Auflage, 2003c.
Gem. mit Müller, W.: Die Qualität biologisch erzeugter Lebensmittel. Ist bio wirklich besser? 2003d.
Die Qualität ökologischer Lebensmittel. Sächsische Interessensgemeinschaft Ökologischer Landbau e.V. Heft 13/2004, 2004a, S. 121-126.
Food Preference Tests – a possible method for risk assessment? Proceedings of the workshop: Assessment of Human Health Effects of GMO, Forschungsbericht der Sektion IV Band 8, 2004; BM f. Gesundheit und Frauen, 2004b.
Gem. mit Bergamo, P. / Lück, L. / Brandt, K.: Geschmack, Frische und Nährstoffe. Information für den Handel zur Überprüfung von Qualität und Sicherheit in biologischen Lebensmittelketten [Taste, Freshness and Nutrients. Information to Retailers regarding Control of Quality and Safety in Organic Production Chains]. Organic HACCP Nr. 1, Forschungsinstitut für biologischen Landbau, CH-5070 Frick, University of Newcastle, UK-NE1 7RU, Newcastle upon Tyne, 2005a.
Bergamo, P. / Lück, L. / Brandt, K.: Geschmack, Frische und Nährstoffe Information für Konsumentinnen und Konsumenten zur Überwachung von Qualität und Sicherheit in biologischen Lebensmittelketten [Taste, Freshness and Nutrients Information to Consumers regarding Control of Quality and Safety in Organic Production Chains ]. Organic HACCP Nr. 2. Forschungsinstitut für biologischen Landbau, CH-5070 Frick, University of Newcastle, UK-NE1 7RU, Newcastle upon Tyne, 2005b.
Brandt, K. / Lück, L. / Wyss, G. / Torjusen, H.: Apfelproduktion Überwachung von Qualität und Sicherheit in biologischen Lebensmittelketten [Production of Apples Control of Quality and Safety in Organic Production Chains ]. Organic HACCP Nr.13. Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), CH-5070 Frick, Universität Newcastle upon Tyne,UK – NE1 7RU, Newcastle upon Tyne, 2005c.
Gene und Gentechnik. In: Grössler, M. (Hg.): Gefahr Gentechnik – Irrweg und Ausweg, Concord Verlag, 2005d, S. 265-268.
Gem. mit Müller, W.: Ausgeblendete Risiken. In: Grössler, M. (Hg.): Gefahr Gentechnik – Irrweg und Ausweg, Concord Verlag, 2005e, S. 237-244.
The consistently superior quality of carrots from one organic farm in Austria compared with conventional farms. In: Köpke, U. / Niggli, U. / Neuhoff, D. / Cornish, P. / Lockeretz, W. / Willer, H. (Hg.): Proceedings of the 15th IFOAM Organic World Congress “Researching and Shaping Sustainable Systems”, Adelaide 21. – 23. Sept. 2005, 2005f.
Reproductive Health of Rats. In: International Research Association for Organic Food Quality and Health (Hg.): Proc. of the 1st Scientific FQH Conference “What we achieved – where we will go, Nov. 28. – 29. 2005, Research Inst. of Organic Agriculture FiBL, Frick, Swizzerland, 2005g.
Evaluierung der komplementären Methoden. Proc. des Symposiums „Von der Methode zum Ganzen: Potenziale zeitgemäßer Qualitätsforschung“ an der Univ. f. Bodenkultur, Dpt. Angewandte Pflanzenwissenschaften und Pflanzentechnologie, 2. – 3. Februar 2006, 2006a.
Gem. mit Kappert, R.: Qualitätstest, Verbraucherakzeptanz und Marketing. Workshop 1. Proc. des Symposiums „Von der Methode zum Ganzen: Potenziale zeitgemäßer Qualitätsforschung“ an der Univ. f. Bodenkultur, Dpt. Angewandte Pflanzenwissenschaften und Pflanzentechnologie, 2. – 3. Februar 2006, 2006b.
Biologisch essen. 6. Europäische Sommerakademie für Biolandwirtschaft, Lednice na Moravé, CZ, 2006c.
Zur Qualität gentechnisch veränderter Lebensmittel, Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), 2006d.
Gem. mit Mäder, P. / Hahn, D. / Dubois, D. / Gunst, L. / Alföldi, T. / Bergmann, H. / Oehme, M. / Amadò, R. / Schneider, H. / Graf, U. / Fliessbach, A. / Niggli, U.: Wheat quality in organic and conventional farming: results of a 21 year field experiment. Journal of the Science of Food and Agriculture 87, 2007, S. 1826-1835.
Gem. mit Lück, L. / Shiel, R. / Cooper, J.M. / Leifert, C.: Effect of wheat production system components on food preferences in rats. IFOAM Conference 2008, 2008a.
Kontroverse „bio“: Der Weg aus dem Dilemma. In: Gruber, P. C. (Hg.): Die Zukunft der Landwirtschaft ist biologisch. Welthunger, Agrarpolitik und Menschenrechte. Verlag Barbara Budrich, Opladen & Farmington Hills, 2008b, S. 157-177.
Gem. mit Momsen, J.: Hybridsorten im Futterwahlversuch – Vergleich zweier Karottensorten aus unterschiedlicher Züchtung. Lebendige Erde 2/2009, 2009a, S. 42-44.
Futterwahlversuche mit Nagern. 10. Wissenschaftstagung Ökologischer Landbau, Zürich, 2009b.
Gem. mit Huber M. / Lauridsen C. / Rembialkowska E. / Seidel K. / Bügel S. (2010a): Feeding Trials in Organic Food Quality and Health Research. Journal of the Science of Food and Agriculture 90 (2); 2010a, S. 175-182.
Multigenerational feeding studies with laboratory mice to evaluate the nutritional quality of the genetically modified corn NK603xMON810, 2010b unpubliziert.
Gem. mit Lueck, L. / Shiel, R. / Plöger, A. / Leifert, C.: Preference of laboratory rats for food based on wheat grown under organic versus conventional production conditions. NJAS – Wageningen Journal of Life Sciences 58, 2011a, S. 85-88.
Bio-Nahrung: Besser? Pädiatrie & Pädologie 2/2011, Springer-Verlag GmbH, 2011b.
Gem. mit Kahl, J. / Baars, T. / Bügel, S. / Busscher, N. / Huber, M. / Kusche, D. / Rembiałkowska, E. / Schmid, O. / Seidel, K. / Taupier-Letage, B. / Załȩcka, A.: Organic food quality: a framework for concept, definition and evaluation from the European perspective. Journal of Science of Food and Agriculture 92 (14), 2012, S. 2760-2765.