Vallaster-Leibinger Josepha, geb. Leibinger; Unternehmerin und Fabrikantin

Geb. Levis, Vbg., 6.11.1808
Gest. Feldkirch, Vbg., 29.1.1874

Herkunft, Verwandtschaften: Tochter des Soldaten Franz Leibinger, Angehöriger der bayrischen Besatzungsarmee.

LebenspartnerInnen, Kinder: 1839 Heirat mit dem Zeichenlehrer Franz Vallaster (†1856). J. L. gebar von 1839 bis 1894 neun Kinder, von denen nur vier das Erwachsenenalter erreichten.

Ausbildungen: Sie besuchte die Hauptschule in Feldkirch, wo ihre Familie einen kleinen Obsthandel betrieb.

Laufbahn: Um 1830 begann J. L. als Näherin zu arbeiten, zunächst mit ihrer Schwester, dann – nach deren Verehelichung – mit einer angestellten Näherin und zwei Mägden. Schon bald war sie weit über Feldkirch bei vielen Händlern und Fabrikanten als gute Kundschaft bekannt. 1837 erhielt sie die Erlaubnis, die in eigener Manufaktur verfertigten Kleider samt den dazu nötigen Woll-, Baumwoll- und Seidenwaren vertreiben zu dürfen. Das Gewerbe war aber auf das Gemeindegebiet von Altenstadt beschränkt und durfte nicht in die Stadt verlegt werden. Einige der von ihr geplanten Unternehmungen schlugen fehl. So wurde ihr ein Hausiererpass verweigert und die Genehmigung, auf Göfner Gemeindegebiet ein Geschäft zu eröffnen, wurde nicht erteilt. 1838 erwarb J. L. das Haus Marktgasse 202 in Feldkirch. In diesem Haus wollte die Geschäftsfrau eine Putz- und Modewarenhandlung eröffnen, doch die alteingesessenen Schnittwarenhändler versuchten dies zu verhindern. Sie verfassten einen elf Seiten langen Rekurs an das Landesgubernium, in dem sie J. L. „Umtriebe und unsolide weibische Umwege“ vorwarfen und meinten, wenn dieser „Weibsperson“ die Etablierung einer Modewarenhandlung gestattet würde, dann müsste die Behörde mit „Gerede und selbst Spötteley“ rechnen. 1839 erwarb sie das Feldkircher Bürgerrecht und schloss mit ihrem Mann einen Gesellschaftsvertrag. Der Firmenname lautete nunmehr „Vallaster-Leibinger“, das Haus jedoch blieb im alleinigen Besitz der Geschäftsfrau. 1860 ließ J. L. ihr Geschäftshaus in der Feldkirchner Marktgasse renovieren und aus den alten Ladengewölben ein Geschäftslokal in neugotischem Stil machen. Mit dem Kauf eines Anwesens an der Grenze zum Fürstentum Liechtenstein stieg J. L. ins Fabrikationsgeschäft ein. In den folgenden Jahren wird die alte Handweberei zu einer mechanischen Buntweberei mit Färberei und Appretur umgebaut. Den Bau des fabrikseigenen Wasserkraftwerkes, das erst nach Verhandlungen mit dem Fürstentum Liechtenstein errichtet werden konnte, erlebte J. V.-L. nicht mehr.

Qu.: Tagblattarchiv/AK (Personenmappe).

L.: Vallaster 1989

Karin Nusko