Urach Hedwig Anna
Urach Hedy (Hedwig Anna); Schneiderin, Parteifunktionärin und Widerstandskämpferin
Geb. Wien, 20.8.1910
Gest. Wien, 17.5.1943
H. U. wurde am 20.8.1910 in Wien als Tochter des Straßenbahners Alois Urach geboren. Nach der Schulzeit absolvierte sie eine Lehre als Schneiderin. Mitte der zwanziger Jahre trat sie dem Kommunistischen Jugendverband (KJV) bei. Nach ihrer Lehrzeit war sie zunächst arbeitslos, danach war sie unter anderem als Opankenflechterin in einer Schuherzeugung beschäftigt. Dort war sie Aktivistin der kommunistischen Betriebszelle und führte erfolgreich Lohnkämpfe. Von 1930 bis 1933 gehörte sie der Gewerkschaft der Schuh- und Lederarbeiter an. Im August 1931 reiste sie in die Sowjetunion, wo sie in einem Moskauer Schuhbetrieb beschäftigt war und die Internationale Lenin-Schule besuchte. Im Herbst 1932 kehrte sie nach Österreich zurück und wurde nach der Internierung ihres Lebensgefährten Leo Gabler (1908-1944, hingerichtet) im Anhaltelager Wöllersdorf Mitglied des Zentralkomitees des KJV. Nach dem Verbot der Kommunistischen Partei und des Jugendverbandes arbeitete sie in der Illegalität weiter. Im September/Oktober 1935 war sie Delegierte zum 6. Kongress der Kommunistischen Jugendinternationale in Moskau. Inzwischen Mitglied des Zentralkomitees der KPÖ, wurde sie im März 1937 verhaftet und zu einer mehrmonatigen Arreststrafe verurteilt. Nach der Annexion Österreichs an das Deutsche Reich wurde sie im April 1938 erneut verhaftet und verbrachte vier Monate in Schutzhaft. Da sie von der Partei als besonders gefährdet eingeschätzt wurde, wurde sie von ihren Funktionen entbunden. Im Mai 1939 emigrierte sie nach Belgien, wo sie als Hausgehilfin arbeitete. 1940 wurde sie als Ausländerin von den belgischen Behörden interniert, konnte aber aus dem Lager flüchten und kehrte nach Österreich zurück. Sie nahm eine Beschäftigung als Hilfsarbeiterin in der Druckerei „Vorwärts“ an. Ab Herbst 1940 gehörte dem dritten Zentralkomitee der KPÖ nach dem „Anschluss“ an. Infolge der Infiltration der kommunistischen Leitungsgremien mit V-Leuten der Gestapo wurde H. U. am 17. Juni 1941 verhaftet und gegen sie ein Verfahren wegen Vorbereitung zum Hochverrat eingeleitet. Gemeinsam mit Alfons Peschke, Friedrich Nesvadba, Wladimir Zoul und Franz Tesarik wurde sie vom Volksgerichtshof zum Tod sowie zum Verlust ihrer bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt. Am 17. Mai 1943 wurde das Urteil vollstreckt. An H. U. erinnert unter anderem eine Gedenktafel mit den Namen von Hingerichteten im Wiener Landesgericht. In ihrem Heimatbezirk Wien-Hietzing ist eine Gasse nach ihr benannt.
Werke
Literatur / Quellen
Qu.: DÖW 4.159, 19.793/131.
L.: Alfred Klahr Gesellschaft 1997, Brauneis 1974, Dokumentationsarchiv 1998, Fein 1975, Kommunistische Partei Österreichs o.J., Hedy Urach. In: Kraßnitzer, Michael: Widerstand in Hietzing. Freiheitskampf 1934-1938 und 1938-1945 am Beispiel eines Wiener Bezirks. Ein Projekt der Volkshochschule Hietzing, Wien 2004, S. 105-113, Podgornik 1980, Tidl 1980