Trenkwalder, Helga
* 1941, Salzburg
Orientalistin
1959 Studium von Englisch und Geschichte an der LFU, Innsbruck, ab 1960 Zweitstudium der Altorientalistik, 1967 Promotion; als Assistentin tätig, 1982 Habilitation; Univ. Prof.; 1987-2000 Vorstand am Institut für Altorientalistik tätig.
Als einzige Österreicherin wurde die Altorientalistin und Irak- Expertin Univ.- Prof. Dr. H. T. vom Institut für Alte Geschichte und Altorientalistik von der UNESCO in das Internationale Koordinationskomitee zum Schutz der Kulturgüter des Irak berufen. H. T. forscht seit mehr als 25 Jahren im Irak, zuletzt im Heiligtum von Borsippa.
Bereits im Jahr 1978 begann H. T. auf Einladung des Departments of Antiquities and Heritage in Baghdad mit den ersten österreichischen Ausgrabungen im Irak. Und sie ist bislang die Einzige geblieben. Im selben Jahr leitete die in Salzburg geborene Wissenschaftlerin insgesamt drei Grabungskampagnen im Rahmen des Rettungs-Projektes „Gebel Hamrin“ im Norden des Irak und engagierte sich 1983 auch am Rettungsprojekt „Eski Mossul“. Bei beiden Projekten setzten Staudämme zahlreiche antike Siedlungen unter Wasser und ließen diese unerreicht und verloren für die Forschung zurück. Im Jahr 1980 bekam sie das Forschungs-Projekt „Vergleichende Studien Babylon-Borsippa“ übertragen. Ihr Interesse galt hier der „Stufenturm-Ruine“ innerhalb der antiken Siedlung von Borsippa. Die Stadt Borsippa liegt ca. 115 km südlich von Baghdad. Die „Stufenturm-Ruine“ mit ca. 50 Metern Höhe, deren Konstruktionsbereiche noch relativ gut erhalten sind, weist Parallelen zum Turm von Babel auf, von dem ja archäologisch fast nichts mehr erhalten ist. Mit Hilfe dieses Turmes könnte eine zeichnerische Rekonstruktion des Turmes von Babel ermöglicht werden.
1980 begann auch der erste Golf-Krieg und H. T. flüchtete auf abenteuerliche Weise aus dem Irak. Doch die engagierte Altorientalistin war bereits ein Jahr später wieder vor Ort und auch nach dem zweiten Golfkrieg führte sie ihre Arbeit während der furchtbaren Embargo-Zeit bis 2002 fast ohne Unterbrechung fort. Ihre Eindrücke, die sie während dieser Zeit gesammelt hat: „Das Volk wurde in dieser Zeit vielfach vernichtet. Während ich meine Ausgrabungen in Borsippa weitergeführt habe, versuchte ich zudem den Menschen in den umliegenden Dörfern soweit wie möglich zu helfen, wo ich konnte: ich habe beispielsweise Wasserpumpen repariert, mich um Strom oder die Beschaffung von Chlor gekümmert. Wenn ich 25 Arbeiter angestellt habe, dann bedeutete dies, dass ich 25 Familien helfen konnte. Auch die medizinische Versorgung fehlte vielerorts und ich brachte ‚kofferweise‘ Medikamente in den Irak!“
Mit der Aktion „Irak in Not“ sammelte H. T. dann in Tirol Geld zur Unterstützung besonders armer Familien. Mit diesem Engagement und ihrer Unterstützung gewann sie das Vertrauen der Bevölkerung und dies ermöglichte es ihr, wieder einen Monat lang in Borsippa arbeiten zu können: die Arbeiten zur Vermessung des Stadtgebietes, die 2001 begonnen hatten, wurden abgeschlossen und H. T. konnte zudem einen ganzen Monat Ausgrabungen durchführen.
Im November 2002 startete schließlich auch ein großes Film-Projekt, bei dem H. T. nicht nur die wissenschaftliche Beratung, sondern auch das gesamte Management und die Erstellung des Textes übernommen hat. Die wichtigsten Grabungsstätten sowie über 100 Objekte aus dem berühmten Irak-Museum wurden gefilmt und auch „Land und Leute“ werden vorgestellt. Die Premiere des Filmes mit dem Titel „Zwischen Euphrat und Tigris“ war am 8. Juni 2004 im Landesjugendtheater am Messegelände in Innsbruck.
Auszeichnungen: Berufung in das Koordinations- Komitee für die Rettung der Altertümer im Irak durch die UNESCO. Weiters hat sie für die Öffnung zum Orient und als Leiterin der Zweigstelle dieser Gesellschaft die Goldene Ehrenmedaille der Orientgesellschaft Hammer- Purgstall erhalten. ImAugust 2003 wurde ihr das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse verliehen.
Werke
Sumerische Babylonische Religion. In: Figl, J.: Handbuch Religionswissenschaft: Religionen und ihre zentrale Themen. Tyrolia, Innsbruck, 2003.
Interdisziplinäres Gespräch 1986: Tagungsbeiträge, Universität Innsbruck, 1987.
Gem. mit Meid, W. / Oberhuber K.: Im Bannkreis des Alten Orients: Studien zur Sprach. und Kulturgeschichte des Alten Orients und seiner Ausstrahlungsrazmes: Karl Oberhuber zum 70. Geburtstag gewidmet, Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft, Bd. 24, AMŒ, 1986.
unter Trenkwalder-Piesl, H.: Vom Präanthropomorphismus zum Anthropomorphismus. Entwicklungsstadien im altmesopotamischen Pantheon dargestellt am präanthropomorphen kur und an der Gottheit den.lil2,Iin: Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft, Sonderheft 28, Innsbruck, 1969, auch Diss.
Literatur / Quellen
Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung (Hg.): Infodoc. Bibliotheken, Informations- und
Institut für Alte Geschichte und Altorientalistik, Dokumentationseinrichtungen in Österreich, Verlag Wolfgang Neugeberger, Wien, Graz, 1994.
www.uibk.ac.at/ipoint/kopf_der_woche/1139.html