Thomas Adrienne

geb. Strauch, Hertha, verh. Deutsch, verh. Lesser; Schriftstellerin und Kinderbuchautorin

Geb. St. Avold, Elsaß-Lothringen, Frankreich, 24.6.1897
Gest. Wien, 7.11.1980

Herkunft, Verwandtschaften: Sie war jüdischer Herkunft, trat 1941 zum protestantischen Glauben über. Vater: Julius Strauch (1867-1927, Geschäftsinhaber); Mutter: Johanna Bernstein (1862-1944); Schwester: Alice (1895 geboren – deportiert).

LebenspartnerInnen, Kinder: War 1921 bis zu seinem Tod 1930 mit dem deutschen Arzt Arthur Lesser verheiratet. 1950 heiratete sie den Politiker Julius Deutsch (1884-1968) und erhielt dadurch die österreichische Staatsbürgerschaft.

Ausbildungen und Laufbahn: A. T. besuchte das Lyzeum in Metz. Sie wuchs zweisprachig auf. Während des Ersten Weltkrieges diente sie als Rot-Kreuz Schwester, zunächst in Metz und später in Berlin-Mariendorf. Später entstand durch diese Erfahrungen der sehr erfolgreiche Antikriegs- und Liebesroman „Die Katrin wird Soldat“. Neben dem Kriegsdienst nahm sie Gesangsstunden und sang in einem Mädchenchor. Kurzzeitig war sie auch als Erzieherin in einer Volksschule tätig. 1918 begann sie ein Gesangs- und Schauspielstudium an einem Privatkonservatorium in Frankfurt am Main. Sie lebte später in Berlin und in Lugano. 1930 wurde sie schriftstellerisch tätig. 1932 ging sie in die Schweiz, 1933 nach Frankreich und 1934 nach Österreich. 1937 war sie auf Vortragstournee durch Palästina. Wieder zurück in Wien, erhielt sie im März 1938 den Befehl, sich im Gestapo-Hauptquartier zu melden. Sie entschloss sich jedoch zu fliehen und emigrierte am 5. April mit Hilfe französischer Freunde und einem falschen Pass auf Umwegen wieder nach Frankreich. Ihre Flucht brachte sie in die Tschechoslowakei, nach Ungarn, Jugoslawien und Italien bis nach Straßburg. Ihre Manuskripte mussten allerdings zurückbleiben. 1940 wurde sie im Frauenlager Gurs interniert. Mit gefälschten Entlassungspapieren konnte sie jedoch entkommen. 1941 gelang ihr mit Hilfe des Emergency Rescue Committee die Flucht in die USA. Hermann Kesten, dessen Frau Toni Kesten ebenfalls in Gurs interniert war, konnte durchsetzen, dass der Name von A. T. auf die Liste des Emergency Visum gesetzt wurde. Sie lebte dort als freie Autorin und publizierte ihre Werke in Exilverlagen. Als Mitglied der Free World Association wurde sie 1942 Sekretärin der europäischen Niederlassung. Während der Nazizeit waren ihre Werke verboten, sie zählte zu den „verbrannten“ Autoren. Im Exil schrieb sie Beiträge für das „Neue Wiener Tagblatt“, für die „Basler Nachrichten“, für die „Neue Jüdische Zeitung“ und für das „Free World Magazine“. Dort leitete sie den deutschen und österreichischen Sektor. A. T. hatte sich in Amerika gut eingelebt, trotzdem kehrte sie 1947, auf Drängen ihres Mannes Julius Deutsch, nach Österreich zurück. Ab 1948 schrieb sie für die Wiener Tageszeitung „Neues Österreich“ eine Artikelserie, die unter dem Titel „Da und dort“ in Buchform erschien. Außerdem verfasste sie Romane, Novellen und Hörspiele. In den fünfziger Jahren ging sie auf mehrere Vortragsreisen und las vor allem vor Mitgliedern des P.E.N.-Clubs aus ihren Werken. Später beschäftigte sie sich nur noch mit Überarbeitungen und Korrekturen ihrer Werke und war hauptsächlich ihrem Mann Julius Deutsch bei der Niederschrift seiner Memoiren behilflich. Nebenbei hielt sie weiterhin Vorträge, so zum Beispiel unter dem Titel „Israel vor 30 Jahren“ 1967 im Palais Palffy. Nach dem Tod von Julius Deutsch bemühte sie sich vor allem sein Andenken zu bewahren und wurde seine Nachlassverwalterin. Später ging sie wieder auf Reisen, unter anderem nach Israel. Zuletzt lebte sie eher zurückgezogen in Wien-Grinzing. A. T. war während ihres ganzen Lebens eine engagierte Pazifistin und trat für Freiheit und Menschlichkeit ein. Ab 1949 war sie Mitglied und Vorstandsmitglied des österreichischen P.E.N.-Clubs, 1948-1950 Mitglied der SPÖ. A. T. war unter anderem mit Stefan Zweig, Lion Feuchtwanger, Hermann Kesten und dessen Ehefrau Toni befreundet. Kontakt hatte sie auch zu Ferdinand Bruckner, Ernst Toller, Hermann Broch, Klaus und Erika Mann und Erwin Piscator.

Ausz.: Sie erhielt am 18. April 1969 die große Ehrenmedaille in Silber und die Ordensschnalle der Bundeshauptstadt Wien und am 25. Juni 1973 den Professorentitel vom österreichischen Unterrichtsministerium verliehen.

Werke

„Die Katrin wird Soldat. Ein Roman aus Elsaß-Lothringen“ (1930), „Dreiviertel Neugier“ (1934), „Viktoria. Eine Erzählung von jungen Menschen“ (1937), „Andrea. Eine Erzählung von jungen Menschen“ (1937), „Katrin! Die Welt brennt!“ (1936), „Von Johanna zu Jane“ (1939), „Reisen Sie ab, Mademoiselle“ (1944), „Ein Fenster am East River“ (1945), „Wettlauf mit dem Traum“ (1949), „Da und dort“ (1950), „Ein Hund ging verloren. Erzählung für die Jugend“ (1953), „Markusplatz um vier“ (1955), „Andrea und Viktoria“ (1961), „Rund um mein Gästebuch“ (unvollendet), „Hymnen“ (1974, unveröffentlicht)

Literatur / Quellen

Qu.: Nachlass: Oberst Truxa, Bundesministerium für Landesverteidigung, enthält Verlagspost ab 1930, private Briefe und Unterlagen zu ihren Büchern.

L.: Killy 1988-1992, Kinder- und Jugendliteratur im Exil 1933-1950 1999, Röder/Strauss 1980-1983, Seeber 1998, Sinhuber 1990, Spalek/Feilchenfeld/Hawrylchak 1994, Teichl 1951, Wall 1989, Zohn 1986

BiografieautorIn:

Susanne Blumesberger