Teuffenbach Ingeborg

Ingeborg Maria, verh. Capra; Schriftstellerin

Geb. Wolfsberg, Kärnten, 1.10.1914
Gest. Innsbruck, Tirol 16.9.1992

Herkunft, Verwandtschaften: Tochter des Baumschul- und Gärtnereibesitzers Johann Baptist Teuffenbach (1864-1924) und seiner Frau Maria, geb. Gluhak; zwei Geschwister.

LebenspartnerInnen, Kinder: 1937 in Berchtesgaden/Bayern Heirat mit dem Juristen und SS-Offizier Dr. Heinrich Capra; Kinder: Fritjof (geb. 1.2.1939) und Bernd.

Freundschaften: Odilo Globocnik, Christine Lavant.

Ausbildungen: Vorbereitungsklasse der Lehrerbildungsanstalt Klagenfurt, danach Ausbildung zur Kindergärtnerin in Wien.

Laufbahn: Nach kurzer Hospitantenzeit Rückkehr nach Kärnten, um der Mutter, die seit dem Tod des Vaters, 1924, den Gärtnereibetrieb führte, zu helfen, übte den erlernten Beruf nie aus. Familie engagierte sich früh für den Nationalsozialismus, in den 1930er Jahren (Parteiverbot in Österreich) Kulturreferentin des Bundes Deutscher Mädel (BDM) im Gau Kärnten. In Berchtesgaden/Bayern 1937 Heirat mit dem österreichischen Juristen und SS-Offizier Heinrich Capra, der im SS-Hauptamt Berlin eine Stelle bekleidete. (Die Heirat fand vermutlich deshalb in Bayern statt, weil der Bräutigam wegen NS-Betätigung nach Deutschland geflüchtet war und bei der Einreise verhaftet worden wäre). Übersiedlung nach Berlin, nach dem „Anschluss“ in Wien, wo Heinrich Capra als politischer Referent in der Gauleitung agierte, ab ca. 1939/40 bei der Semperit A.G.

Bereits in der BDM-Zeit war eine große Anzahl politischer Gedichte entstanden, die emphatische Schilderung von NS-Gedankengut sicherte der Autorin einen hohen Stellenwert im Literaturbetrieb. Sie war, vor allem in Wien, sehr erfolgreich: zahlreiche Lesungen im Rundfunk, Hörspiele, ihre Gedichte erschienen häufig in Printmedien und Anthologien und wurden gerne bei offiziellen Anlässen, z. B. vor Aufführungen im Burgtheater, rezitiert. Nach dem „Anschluss“ veröffentlichte Reichsjugendführer Baldur von Schirach (1940-1945 Gauleiter und Reichsstatthalter von Wien) die Lyriksammlung „Das Lied der Getreuen. Verse ungenannter österreichischer Hitler-Jugend aus den Jahren der Verfolgung 1933-1937“. Ein Großteil der Texte stammte von I. T., ihre Urheberschaft wurde jedoch verschwiegen. Der dem Buch zugesprochene Nationale Buchpreis, die höchste NS-Literaturauszeichnung, ging an die Hitlerjugend (HJ). Das Werk galt als repräsentativ für die HJ, wurde massiv gefördert und erreichte sehr hohe Auflagen (1940: 225.000); die Autorin dürfte niemals Tantiemen erhalten haben. Ende 1938 Publikation des Lyrikbandes „Saat und Reife“, in welchem zwanzig Gedichte aus „Das Lied der Getreuen“ aufscheinen. Das Vorwort stammte vom Kärntner Jugendfreund Odilo Globocnik, nun Gauleiter von Wien und nachmaliger Organisator der Judenvernichtung in Polen. 1941 erhielt die Autorin für das Buch den Raimundpreis der Stadt Wien. Nach Kriegsende mit allen Werken auf dem Index. In der Folge Distanzierung von der Vergangenheit, Übersiedlung nach Innsbruck. Machte sich einen Namen als Hörspielautorin (Friedrich Torberg-Hörspielpreis 1979) und Literaturkritikerin, Organisatorin der Innsbrucker Wochenendgespräche und Mitorganisatorin der Österreichischen Jugendkulturwoche. In „Christine Lavant: Gerufen nach dem Fluß“ (1989) setzte sie der Kärntner Freundin ein literarisches Denkmal. Sohn Fritjof Capra erlangte als Vordenker der New Age-Bewegung (u. a. „Wendezeit“ 1983) internationale Bedeutung.

Werke

[Anomyn]: Das Lied der Getreuen. Verse ungenannter österreichischer Hitler-Jugend aus den Jahren der Verfolgung 1933 – 1937. Hrsg. v. Baldur von Schirach. Vorwort v. Baldur von Schirach“ (1938), „Kärntner Heimat. Gedichte“ (1938), „Saat und Reife. Bekenntnisse der Liebe und des Glaubens. Gedichte. Vorwort v. Odilo Globocnik“ (1938), „Du Kind. Gedichte“ (1940), „Verpflichtung. Gedichte zum Krieg“ (1940), „Verborgenes Bildnis. Gedichte“ (1943), „Der große Gesang. Gedichte“ (1953 =Sammlung Adolf Spemann), „Beispiele. Texte aus sechs Innsbrucker Wochenendgesprächen 1977 – 1981. Hrsg. v. I. T.“ (1981), „Christine Lavant – „Gerufen nach dem Fluß“. Zeugnis einer Freundschaft. Mit einem Nachwort von Manon Andreas-Grisebach“ (1989), „Schnittpunkt Innsbruck. 15 Jahre Innsbrucker Wochenendgespräche. Eine Anthologie“ (1990), „Positionen. Gedichte“ (1993), „CD! Innsbrucker Wochenendgespräche. 20 Jahre Reden über das Schreiben. 1977 –1997. Hrsg. v. Brenner-Archiv. [Autoren und Texte: I. T.]“ (1998, 2 CD). Hörspiele: „Heute ohne morgen. ORF-Tirol, Erstausstrahlung (EA) am 24.1.1965“, „Mosaik der Momente. ORF-Tirol, EA am 24.1.1967“, „Wasser und Glas. ORF-Tirol, EA am 18.12.1967, „Hier spricht N. N. Bayrischer Rundfunk/ORF-Tirol, EA am 16.3.1970, „Regentage. ORF-Tirol, EA am 21.9.1971, „Feriengrüße. ORF-Tirol, EA am 22.7.1973, „Ein Deckel für jeden Topf. ORF-Tirol, EA am 4.8.1974, „Die Kuh, die sitzt im Schwalbennest. ORF-Tirol, EA am 27.8.1975, „Ich bin wie du mich haben willst. ORF-Tirol, EA am 10.11.1976, „Weitergeben. ORF-Oberösterreich, EA am 29.5.1979, „Oszillator auf Probe. ORF-Tirol, EA am 2.12.1979, „Wie geht’s denn der Sophie? ORF-HI, EA am 24.6.1980, „Erfüllung eines Wunsches. ORF-Tirol, EA am 8.6.1982, „Fünf Mal er selbst. ORF-Oberösterreich, EA am 1.10.1982, „Die Quergänger. ORF-Tirol, EA am 10.5.1987, „Sprechbänderpost. ORF-Vorarlberg, EA am 5.4.1987, „Mascali. ORF-Salzburg, EA am 28.8.1990.

Literatur / Quellen

L.: Amann 1996, Gesamtverzeichnis dt. Schrifttum 1976 – 1981, Giebisch/Gugitz 1985, Kärnten im Wort 1971, Killy 1991a, Kürschner 1943, Langer 1940, Lengauer/Frei/Aspetsberger 1984, Moser 2003, Steinsiek 1999, Hörspieldatenbank des Österreichischen Rundfunks: http://www.hoerspiele.co.at, Forschungsstelle Österreichische Literatur im Nationalsozialismus, Universitätsarchiv der Univ. Graz

BiografieautorIn:

Karin Gradwohl-Schlacher