Taube Erika

geb. Steiger; Schriftstellerin und Interpretin

Geb. Wien, 18.7.1913
Gest. KZ Auschwitz, Deutsches Reich – Generalgouvernement (Oświęcim, Polen), 5. oder 6.10.1944

E. T. wuchs als Tochter des tschechisch-jüdischen Steinbildhauers Emil (1875-1943) und seiner Frau Elisabeth Steiger (1886-1944) gemeinsam mit ihren Schwestern Margaretha (vereh. Beer, 1908 – 2002) und Zita (verh. Hofmann, 1915 – 1944) in der Wiener Leopoldstadt auf. Im Herbst 1938 war E. T. mit ihren Eltern und der Schwester Zita nach Prag geflohen, heiratete im April 1941 den aus Lodz/Polen stammenden Komponisten, Dirigenten und Pianisten Carlo S. T. (1897–1944) und wurde gemeinsam mit ihm am 10.12.1941 von Prag mit dem Transport L-262 in das KZ Theresienstadt verbracht. E. T. zählt zu den bekannten Persönlichkeiten des Theresienstädter Kulturlebens; erhalten ist das von ihr verfasste „Theresienstädter Skizzenbuch. Gedanken im Ghetto“, d. i. eine kleinformatige Broschüre mit 52 Gedichten und fünf Zeichnungen. Ihre Gedichte betreffen die Vertreibung aus der Heimat, das Zusammenleben vieler Menschen in Gefangenschaft, die Situation der Kinder im Konzentrationslager sowie die Frage nach einem Ausweg. Einige dieser Gedichte wurden von ihrem Mann vertont; von der künstlerischen Zusammenarbeit ist allein das Lied „Ein jüdisches Kind“ erhalten: Die Partitur trägt die Aufschrift „Text: Erika T. – Musik: Carlo S. T.“ und ist mit „Theresienstadt, 4.XI./1942“ datiert. Besonders beeindruckte Augenzeugen E. T.s berührende Rezitation des Gedichtes „Wiegenlied einer jüdischen Mutter“ im Dritten Satz der (verschollenen) „Theresienstädter Symphonie“ von Carlo S. T., die der Komponist im April 1942 in einem geheimen Betraum des Lagers erstmals zur Aufführung brachte. Im Sommer 1942 waren auch E. T.s. Eltern Emil und Elisabeth Steiger sowie ihre Schwester Zita Hofmann nach Theresienstadt deportiert worden. Während der Vater 1943 im Lager verstarb, wurde E. T. drei Tage nach der Deportation von Carlo S. T. am 4.10.1944 gemeinsam mit Mutter und Schwester in den Transport nach Auschwitz eingereiht. Die drei Frauen starben in der Shoa.

Werke

W.: „Theresienstädter Skizzenbuch. Gedanken im Ghetto.“ (1943), „Ein jüdisches Kind. Vertont von Carlo Sigmund Taube“ (1942)

Literatur / Quellen

Qu.: Geburtsmatriken von 1913 der IKG Wien; Central Database of Shoa Victim’s Name (Yad Vashem). ÖStA: AdR, Vermögensverkehrsstelle (Steiger Nr. 44547, Nr. 44548). WStLA, Lehmann 1908–1938; Historische Meldeunterlagen Erika Steiger. Staatlich jüdisches Museum in Prag, Archiv 52/1 Inv. 319a, Sammlung Theresienstadt. Nationalarchiv der Tschechischen Republik, Jüdischer Matrikenfonds (NA/HBMa).

L.: Baumgartner 2011, ÖNB 2002, Skochová 1965, Theresienstädter Gedenkbuch 2000, Theresienstädter Gedenkbuch 2005, Weiss 1968, Wlaschek 1995

Musik: Carlo und Erika Taube: „Ein jüdisches Kind“ in: Terezin/Theresienstadt: Anne Sofie von Otter, Christian Gerhaher, Bengt Forsberg, Gerold Huber, Daniel Hope, Bebe Risenfors, Ib Hausmann, Philip Dukes, Josephine Knight Audio CD (3. August 2007).

BiografieautorIn:

Marianne Baumgartner