Sprung Hertha von; Frauenrechtsaktivistin, Vereinsfunktionärin und Politische Funktionärin

Geb. Graz, Stmk., 4.2.1862

Gest. Wien, 8.5.1961

LebenspartnerInnen, Kinder: Verheiratet mit Franz von Sprung, Rechtsanwalt.

Laufbahn: H. v. Sp. trat dem 1896 gegründeten Frauenverein für soziale Hilfstätigkeit bei, dessen Grundlagenprogramm − eine Art Stadtteilarbeit in Wiener Arbeiterbezirken − sie ausarbeitete. Trat 1904 in das Unterrichtsministerium ein. Ab 1905 befasste sie sich mit der Gestaltung des Unterrichts an und der Entwicklung von Curricula für Frauengewerbeschulen in Zusammenarbeit mit dem Unterrichtsministerium. Sie entwickelte den Lehrplan für die staatliche Lehranstalt für Hauswirtschaftslehrerinnen, die Grundlagen für eine staatliche Lehranstalt zur Ausbildung im Weiß- und Kleidernähen für Lehrerinnen, die Unterrichtspläne für Hauswirtschaftskurse in Bergwerksgebieten und den Lehrplan für die dreijährige Höhere Lehranstalt für wirtschaftliche Frauenberufe.

1925 schied sie aus dem Unterrichtsministerium aus. H. Sp. war von 1919 bis 1932 Vorsitzende des Bundes Österreichischer Frauenvereine (BÖFV), in dessen Organ „Die Österreicherin“ sie auch publizierte. Sie wurde zu internationalen Frauenkongressen delegiert und initiierte die Abhaltung der Generalversammlung des International Council of Women 1930 in Wien, eine für die bürgerliche Frauenbewegung wesentliche Großveranstaltung. Im Austrofaschismus war sie an den Versuchen der Frauenorganisationen beteiligt, eine ständische Vertretung der Hausfrauen und Hausgehilfinnen zu erreichen (Hauswirtschaftskammer). Vorerst nur als durch einen besonderen Vertrag gebundene Mitarbeiterin und mit dem Titel einer außerordentlichen Inspektionskommissärin, später dem einer Fachinspektorin bekleidet, trat sie im Jahre 1923 als den männlichen Kollegen gleichgestellte Beamtin in den höheren Verwaltungsdienst ein und wurde im selben Jahr als erste Frau mit der Verleihung des Titels Regierungsrat ausgezeichnet. Bei ihrem Ausscheiden aus dem aktiven Bundesdienst wurde sie, ebenfalls als erste Frau, zum Hofrat ernannt

Ausz., Mitglsch.: Um 1918 Mitglied der Kommission für Frauenarbeit der sozialpolitischen Sektion des Ministeriums für soziale Fürsorge. 1925 (1926) als erste Frau in Österreich Titel „Hofrat“, 1960 Goldenes Ehrenzeichen der Republik Österreich.

Qu.: Tagblattarchiv (Personenmappe).

L.: 60 Jahre BÖFV 1962, BLÖF, Geyling 1932, Kronthaler 1995