Soldat Marie, verh. Roeger, Soldat-Röger; Violinistin
Geb. Geidorf, Stmk., 25.3.1863
Gest. Graz, Stmk., 30.9.1955
Herkunft, Verwandtschaften: Musikerfamilie. Die Mutter, Franziska Soldat (geb. Baldauf), trug mit Schneiderarbeiten zum Lebensunterhalt der Familie bei; der Vater, Julius Soldat (1834-1876) war Organist und Klavierlehrer.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1889 Heirat mit dem Wiener Polizeioberkommissär Wilhelm Roeger, 1890 wurde ihr Sohn Joseph geboren. In dieser Zeit zog sie sich für zwei Jahre aus dem Konzertleben zurück
Ausbildungen: 1874-1978 Musikschule Buwa Graz, 1876-1877 Musikverein Graz, einer ihrer Lehrer war Eduard Pleiner. Nach dem Tod des Vaters trug sie durch kleinere Konzerte und Musikunterricht zum Unterhalt der Familie bei. Von Johannes Brahms entdeckt, konnte sie ihre Ausbildung 1879-1882 an der königlichen Hochschule für Musik Berlin (bei Josef Joachim) fortsetzen.
Laufbahn: M. S. debütierte 1874 als Violinistin im Grazer Musikverein. Nach Beendigung ihres Studium 1882 gewann sie den Mendelssohn-Preis und begann in Berlin und Umgebung zu konzertieren. Mit dem Brahms’schen Violinkonzert, das sie als erste Frau interpretierte, gelang ihr 1885 in Wien der künstlerische Durchbruch. Im Jahr 1887, noch in Berlin, gründete M. S.-R. ein erstes Damen-Streichquartett, das allerdings nur eine einzige Saison lang (1887/1888) bestand. Sie selbst übernahm die erste Geige, Mary Schumann die zweite, Gabriele Roy spielte Viola und Lucy Campbell Violoncello. Die Tradition ihres Lehrers Joseph Joachim fortsetzend, begann sie von 1888 an fast jede Konzertsaison mit Konzerten in England. 1894 gründete M. S.-R. ein zweites Damen-Streichquartett, das in Wien nahezu 20 Jahre lang Bestand haben sollte. Unter ihrer Leitung spielten Ella Finger-Bailetti (1898 ersetzt durch Elsa Edle von Planck), Natalie Bauer-Lechner und Lucy Herbert-Campbell (1903 ersetzt durch Leontine Gärtner). Das Streichquartett debütierte am 11. März 1895 im Wiener Bösendorfer-Saal mit Werken von Joseph Haydn, Robert Schumann und Felix Mendelssohn Bartholdy und konzertierte bis 1914 regelmäßig. 1901 nahm M. S.s Damenstreichquartett am Beethoven-Fest in Bonn teil. Bis Ende 1913 trat M. S.-R. auch weiterhin als Solistin auf. Zudem verstärkte sie ihre Tätigkeit als Violinpädagogin. Sie gab Konzerte in Wien, London, Paris, Hamburg, Leipzig und trat 1937 das letzte Mal öffentlich auf.
Ausz., Mitglsch.: Mendelssohn-Preis 1882, 1900 vom Herzog von Sachsen-Meiningen mit der goldenen Medaille für Kunst und Wissenschaft geehrt, 1938 erhielt sie den Professorentitel der Gesellschaft der Musikfreunde Wien und 1952 den Professoren-Titel Österreichs.
Qu.: Der Nachlass von M. S.-R. wird im Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien aufbewahrt. Tagblattarchiv (Personenmappe).
L.: Bamberger 1966, BLÖF, Kühnen 2000, Kürschner 1954, Müller-Asow 1929, Riemann 1961, Teichl 1951, Walter 2002, Wasielewski 1920