Sieler Maria, Mystikerin
Geb. Winterdorf, Stmk., 3.2.1899
Gest. Rom, Italien, 29.7.1952
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Ferdinand Sieler (†1905), Landwirt; Mutter: Maria, geb. Strasser; Bruder: Hans (†1918), drei Schwestern.
Ausbildungen: Besucht bis 1913 die Volksschule Winterdorf.
Laufbahn: M. S. wächst mit ihren vier Geschwistern am Hof ihrer Familie im steirischen Winterdorf auf. Der Vater stirbt an einer Lungenentzündung, als sie erst sechs Jahre alt ist. Ihre ersten mystischen Erlebnisse hat M. S. bereits in der frühen Kindheit; als sie noch die erste Klasse der Volksschule besucht, scheint ihr, Jesus spräche vom Kreuz herab zu ihr und als sie kurz vor der Erstkommunion steht, meint sie, Gott gäbe ihr als deutliche innere Stimme zu verstehen, sie solle sich dem Glauben widmen. Nach der Kommunion spürt sie die Wundmale und die Dornenkrone Jesu am eigenen Körper. In ihrer Jugend hilft sie in der Landwirtschaft mit und geht besonders gern in die nah gelegene Ruprechtskirche in St. Ruprecht an der Raab; ab dem 14. Lebensjahr geht sie winters beinah täglich und sommers, sobald es ihr möglich ist. Nach dem Tod der Tante im Jahr 1912 kann M. S. eine eigene Kammer im Haus beziehen. Nun kann sie nachts stundenlang beten, teils mit ausgebreiteten Armen. Im Alter von 18 Jahren vollzieht M. S. ihre ersten Exerzitien, anlässlich des Festes Maria Himmelfahrt im Jahr 1917 im Grazer Herz-Jesu-Kloster. Hier entschließt sie sich dazu, im Oktober nächsten Jahres ins Kloster zu gehen. Als jedoch ihr einziger Bruder Hans im August im Kampf um das damalige Südtirol in Asiago fällt, meint sie, ihren Traum aufgeben zu müssen. Kurz vor Weihnachten 1918 erleidet sie eine Erkältung, die sich zu einer Lungenentzündung ausweitet. Sie empfängt am Silvesterabend die Krankenölung und erholt sich, wird jedoch nie ganz gesunden und den Rest ihres Lebens kränklich bleiben. Am 8.12.1923 legt sie das Gelübde der Jungfräulichkeit ab. In einem Gespräch mit dem Dominikaner Michael Lenz in Graz am 6.11.1924 wird ihr klar, dass sie zur Erneuerung des Priestertums berufen ist. Nachdem sich ihr Gesundheitszustand im Jahr 1925 auffallend gebessert hat, tritt M. S. am 10.4.1926 dem Orden der Guten Hirtinnen bei. Ihrer Kränklichkeit wegen übersiedelt sie erst ins Noviziat der Kreuzschwestern in Graz und muss am 29.6.1926 wieder heimkehren. Ihr gesundheitlicher Zustand ist miserabel und die Traurigkeit darüber, aus zwei Klöstern ausgetreten zu sein, wiegt schwer. Sie widmet sich intensiv ihrem Glauben und ihrer Mission der Erneuerung des Priestertums, auch „Priesterwerk“ genannt, das sie in Anlehnung an die Lehren der Jesuiten und mit der Erschaffung eines eigenen, von einem Bischof geleiteten Instituts zu erreichen gedenkt. Sie schreibt u. a. an den berühmten Dominikanertheologen P. Garrigou-Lagrange, der sie nach Rom einlädt. Im Juli 1952 folgt M. S. dem Prälaten List auf einem Pilgerzug nach Rom, wo sie am 23.3.1939 erschöpft ankommt. Hier hat sie mehrere theologische Protektoren, neben Garrigou-Lagrange auch den Jesuitenpater Ferdinand Baumann. Noch bevor sie das Priesterwerk umsetzen kann und ohne akut erkrankt zu sein stirbt M. S. nachts, vor einem Sofa kniend und betend, in Rom. Nach ihrem plötzlichen Tode wird sie am Campo Verano in Rom beerdigt, am 10.7.1990 wird ihr Sarg nach St. Ruprecht an der Raab überstellt. Die von Josef Fiedler verfasste Biografie basiert auf den bis in die frühe Jugend zurückreichenden Tagebuchaufzeichnungen von M. S.
L.: Fiedler 1988, Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon: www.bautz.de, http://gott-und-gottesmutter.npage.de/