Seidler-Wranitzky Karoline, geb. Wranitzky; Sängerin
Geb. Wien, 1790
Gest. Berlin, Preußen (Deutschland), 1872
Herkunft, Verwandtschaften: Tochter des Komponisten, Violinisten und Kapellmeisters Anton Wranitzky, Schwester der Wiener Hofopernsängerin Anna Kraus-Wranitzky (1801-1851).
LebenspartnerInnen, Kinder: 1813 Heirat mit dem Berliner Violinisten Karl August Seidler (1778-1840), der sich 1811-15 in Wien aufhielt.
Ausbildungen: S. W. erhielt ihren musikalischen Unterricht durch ihren Vater und debütierte als Sängerin (Sopran) im Lobkowitzschen Privattheater in Wien.
Laufbahn: 1813 sang sie in München, 1814 in Pest (Budapest), 1815 trat sie an der Wiener Hofoper (Kärntnerthortheater) als Julia in Gasparo Spontinis „Die Vestalin“ auf und wurde für ein Jahr engagiert. Sie sang hier Partien wie die Sophie in Ferdinando Paers „Sargines“ und die Titelrolle in „Agnes Sorel“ von Gyrowetz. 1816 unternahm sie eine Kunstreise nach Norddeutschland und gab am Berliner Opernhaus einen zehn Rollen umfassenden Zyklus von Gastrollen, darunter die Gräfin Almaviva in Mozarts „Die Hochzeit des Figaro“, Myrrha in Peter v. Winters „Das unterbrochene Opferfest“ und Rosina in Rossinis „Der Barbier von Sevilla“ (letztere in der ersten Berliner Aufführung dieser Oper). Bis 1838 gehörte sie der Berliner Hofoper als gefeierte Sängerin an (eine ihrer berühmtesten Rollen war die Titelpartie in Friedrich Heinrich Himmels „Fanchon“) und trat oft auch als Konzert- und Oratoriensängerin auf. Ihren künstlerischen Höhepunkt erreichte sie, als sie in der Uraufführung von Webers „Der Freischütz“ (18.6.1821) die Agathe darstellte. Diese Rolle sang sie oftmals bei ihren Gastspielen auf deutschen Bühnen (Leipzig, Dresden, Hannover, Breslau). In der Uraufführung von Spontinis Oper „Nurmahal“ (Berlin 1822) gestaltete sie die Titelpartie, im selben Jahr trat sie als Gastsängerin am Wiener Kärntnerthortheater auf (als Gräfin Almaviva, Pamina, Rosina, Agathe).
Ihr Repertoire umfasste 70 Rollen, darunter die Zerlina in Mozarts „Don Giovanni“, Emmeline in Josef Weigls „Die Schweizerfamilie“, Rezia in Webers „Oberon“, die Titelrollen in „Jessonda“ (Louis Spohr) und „Euryanthe“ (Weber) sowie Alice in Giacomo Meyerbeers „Robert der Teufel“.
L.: ADB, Bernsdorf 1856-65, Eisenberg 1903, Kutsch/Riemens 1997, ÖBL, Wurzbach