Sedlacek Friederike; Verkäuferin und Widerstandskämpferin
Geb. Wien, 19.6.1920
Gest. Wien, 23.5.2000
Herkunft, Verwandtschaften: Der Vater stammt aus einer sehr katholischen bürgerlichen Familie in der Slowakei. Er arbeitet bereits vor dem 1. Weltkrieg bei der Straßenbahn. Während des Krieges tritt er der KP bei. Er stirbt im Juli 1939. Die Mutter stammt aus einer armen Familie in Mähren. Da sie die Arbeit als Dienstmädchen verabscheut arbeitet sie am Bau. Sie wird aktive Kommunistin. Drei Brüder.
LebenspartnerInnen, Kinder: Ehemann: Rudi Sinclair. Kommt als britischer Soldat nach Wien. Lernt Schlosser und avanciert in einer Schweizer Firma zum Direktor. Zwei Söhne.
Ausbildungen: Volksschule mit kaufmännischer Lehre.
Laufbahn: 1934 Beitritt zum KJV. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen versucht sie mit Hilfe von Flugblättern und direkten Gesprächen mit Jugendlichen ihre politischen Anliegen zu vermitteln und neue Mitglieder für den KJV zu werben. Nach dem „Anschluss“ fordert die KPÖ Jugendliche auf sich in die NS-Organisationen einzuschleusen. F. S. geht zum BDM, ihr jüngste Bruder zur SA. Sie wurde wegen kommunistischer Tätigkeit vom OLG am 7.5.1941 zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. Ihre Verhaftung beruhte eigentlich auf einem Irrtum: Sie wurde von einem Nachbarn als Mitglied einer Widerstandsgruppe verleumdet, mit der sie nichts zu tun hatte. Nach einigen Monaten im Landesgericht wird sie ins Zuchthaus Aichach deportiert. Sie ist in Einzelhaft und muss zwei Jahre lang Socken für die SS stricken. Dann wird sie nach Ravensbrück deportiert. Sie kommt in den Block von Rosa Jochmann. Sie wird auf Transport nach Wien geschickt und erkrankt an Scharlach. 1944 kommt sie zurück nach Ravensbrück. Als das Lager aufgelöst wird ist F. S. an Gelbsucht erkrankt. Auf Vermittlung von Anni Vavak fährt sie gemeinsam mit Rosa Jochmann nach Wien und organisiert Bus und LKW für die im Lager verbliebenen Österreicherinnen. Sie war insgesamt ca. sechs Jahre als politisch Verfolgte in Gefängnissen und Konzentrationslagern eingesperrt. Nach 1945 engagiert sie sich in der kommunistischen Jugendarbeit in Niederösterreich. 1968 − nach der Zerschlagung des „Prager Frühlings“ tritt sie, wie viele andere KommunistInnen, aus der Partei aus. Sie engagiert sich für die Österreichische Lagergemeinschaft Ravensbrück und ist nach dem Tod von Rosa Jochmann deren Vorsitzende.
Mitglsch.: Ab 1934 KJV und Mitglied der neu gegründeten illegalen Jugendgruppe „Junguranier“.
Qu.: Datenbank OLG, DÖW.
L.: Amesberger/Halbmayr 2001, Brauneis 1974