Schwarz, Gerda

geb. Hubeny

*19.5.1941,Graz, Stmk., †14.2.2015, Graz, Stmk.
Archäologin

G. H. wurde am 19.5.1941 in Graz geboren. Ihre Eltern waren Dipl.-Ing. Dr. techn. Karl Hubeny (1910-1986), ord. Univ.-Prof. und 1954-1976 sowie 1975-1977 Dekan der Fakultät für Bauingenieurwesen der Technischen Universität Graz, und seine Ehefrau Lilly, geb. Krendl. 1951-1959 besuchte sie das Bundesrealgymnasium Pestalozzigasse in Graz, wo sie die Matura mit ausgezeichnetem Erfolg ablegte. Sie war vielseitig begabt, u.a. mathematisch, besuchte die Ballettschule und entwickelte ihre lebenslange Begeisterung für die Oper; aber als Studienfächer wählte sie Germanistik, Klassische Philologie und Klassische Archäologie, die sie 1959-1966 an der Karl-Franzens-Universität Graz studierte. Während ihrer Studienzeit war sie 1962-1963 Wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Klassische Philologie der Universität Graz; nach einem Griechenlandstipendium im Jänner und Februar 1963 wurde sie 1963-1966 als Wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für .Klassische Archäologie angestellt.
1963 schloss sie die Ehe mit Dr. Franz Ferdinand Schwarz (1934-2001), der ab 1976 als Univ.-Prof. für Klassische Philologie an der Universität Graz lehrte. 1973 wurde ihr Sohn Franz Stephan geboren, 1977 ihre Tochter Katharina Valerie.
1966 promovierte G. Sch. zum Dr. phil. und wurde Vertragsassistent, 1967 Universitätsassistent am Institut für Klassische Archäologie. In den Folgejahren nahm sie an verschiedenen Grabungen teil: 1972 an den Grabungen des Österr. Archäologischen Instituts in Ephesos, 1972-1975 an der Grabung Flavia Solva des Landesmuseums (heute: Universalmuseum) Joanneum in Graz; 1975 wurde sie zum Korrespondierenden Mitglied des Österr. Archäologischen Instituts ernannt und nahm 1975-1984 als Mitglied des Grabungsstabes an den Ausgrabungen des Österr. Archäologischen Instituts in Aigeira/Griechenland teil.
1981 habilitierte sie sich für Klassische Archäologie und wurde Oberassistent am Institut für Klassische Archäologie der Universität Graz. Die Doppelbelastung bewältigte sie mit Hilfe ihrer Mutter; auch konnte ihr Mann die wissenschaftliche Arbeit zeitweise zuhause vornehmen, sodass die Kinder nicht allein blieben. Dennoch lastete der größere Teil der Arbeit auf ihr, sodass sie für ihre Habilitation ein Jahr lang die Nächte durcharbeiten musste.
1995 erfolgte ihre Ernennung zum tit. ao. Prof. und 1997 zum ao. Univ.-Prof.
2002 wurde ihr der Berufstitel Univ.-Prof. verliehen und die Leitung des Instituts für Archäologie übertragen, die sie bis 2006 ausübte. Ihre Bewerbungen um eine Berufung als ord. Univ.- Prof. scheiterten stets an personal- und hochschulpolitischen „Schachzügen“, mussten sich doch nicht nur die Frauen, sondern auch die Geisteswissenschaften zu behaupten suchen und das Institut für Archäologie sich gegen eine Schließung wehren, die einige Zeit im Raum stand; dennoch war G. Sch. mit ihrer Stellung im Institut zufrieden.
2006 trat sie in den Ruhestand und führte die Lehre am Institut fort (VO, SE). Anlässlich ihres 65. Geburtstages in demselben Jahr wurden ihre Leistungen in der Zeitschrift Römisches Österreich 29, 2006, S. V gewürdigt und ihr eine umfangreiche Festschrift gewidmet, deren Titel „ΠΟΤΝΙΑ ΘΗΡΩΝ“ (d.h. „Herrin der wilden Tiere“, Bezeichnung einer antiken Göttin) laut den HerausgeberInnen auf ihre Tierliebe anspielt, die sich auch auf die Rechte der in Aquarien gehaltenen Haifische erstreckte.
Schon an der Wahl ihrer Studienfächer, der Klassischen Archäologie und der Klassischen Philologie, zeigte sich ihr Interesse sowohl an der bildenden Kunst wie an der Literatur und es war ihr daher immer ein Anliegen, den Zusammenhang zwischen beiden Bereichen aufzuzeigen, also ein Motiv der bildenden Kunst auch bei den antiken Autoren nachzuweisen. Besonders Aufsätze wie „Iris und Ganymed auf attischen Vasenbildern“ (1976/77) und aus späterer Zeit „Die Onyxkanne in St. Maurice d´ Agaune“ (1991), „Achill und Polyxena in der römischen Kaiserzeit“ (1992), „Der Tod und das Mädchen. Frühe Polyxena-Bilder“ (2001) oder „Hera im trojanischen Krieg“ (2009) verfolgen dieses Ziel.
Ausgehend von den in der Grazer Originalsammlung vorhandenen griechischen Vasen, galt ihr besonderes Interesse auch der Vasenmalerei; dies führte zu ihrer Mitarbeit am ersten Band des CVA Graz, Originalsammlung des Instituts für Archäologie, und zwar über die attisch-schwarz- und rotfigurigen Vasen (2014).

Werke

Die griechische Kunst des 5. und 4. Jahrhunderts v. Chr. im Spiegel der Anthologia Graeca. [Diss. Graz 1966] (Wien 1971) 151 S.
Triptolemos. Ikonographie einer Agrar- und Mysteriengottheit (Graz 1987) XIII, 260 S. Taf. (Grazer Beiträge Suppl. 2)

Zwei eleusinische Szenen auf einem Kelchkrater des Berliner Malers in Athen. AA (1971) 178-182, Abb.
Eine neue Amphora des Sabouroff-Malers. AA (1972) 41-46, Abb.
Eine Hydria des Berliner Malers in Graz. ÖJh 50 (1972-75) 125-133, Abb.
Der Alkimachos-Maler in Graz. AntK 17 (1974) 36-38, Taf.
Ein unbekanntes Werk des Yale Lekythos-Malers. AA (1974) 240-247, Abb.
Zum sogenannten Eubouleus. GettyMusJ 2 (1974) 71-84, Abb.
Der lysippische Kairos. Grazer Beiträge 4 (1975) 243-266, Abb.
Iris und Ganymed auf attischen Vasenbildern. ÖJh 51 (1976-77) 1-10, Abb.
Eine Priesterin aus Ephesos. In: Schwarz, G. / Pochmarski, E. (Hg.): Classica et provincialia. Festschrift Erna Diez (Graz 1978) 183-188, Taf.
Der Grazer Maler. Zu einem apulisch-rotfigurigen Glockenkrater im Landesmuseum Joanneum. SchildStei 15-16 (1978-79) 239-250, Abb.
Der sog. Eubouleus. Ein Bildnis Alexanders des Großen? (Vortragsresumé). In: International Association for Classical Archaeology (Hg.): Greece and Italy in the Classical World. Acta of the 11th International Congress of Classical Archaeology in London 1978 (London 1979) 224.
Triptolemos-Alexander. In: Krinzinger, F. /Otto, B. / Walde-Psenner, E. (Hg.): Forschungen und Funde. Festschrift Bernhard Neutsch (Innsbruck 1980) 449-455 Taf. 86-87.
Addenda zu Beazleys „Aryballoi“. ÖJh 54 (1983) 27-32, Abb.
Hochzeitsbilder der Parthenonzeit. Die Bostoner Loutrophoros und zwei Lekythen des Phialemalers. In: Alzinger, W. (Hg.): Pro arte antiqua. Festschrift für Hedwig Kenner, SoSchrÖAI 18/II, 1985 (Wien 1985) 319-325 Taf. 52-53.
Triptolemos am Nil. In: Studien zur Mythologie und Vasenmalerei. Konrad Schauenburg zum 65. Geburtstag am 16. April 1986 (Mainz 1986) 175-179, Taf.
Der Abschied des Amphiaraos. Zwei Tragödienszenen auf dem Volutenkrater T 19c in Ferrara? ÖJh 57 (1986-87) 39-54, Abb.
Athen und Eleusis im Lichte der Vasenmalerei. In: Christiansen, J. / Melander, T. (Hg.): Proceedings of the 3rd Symposium of Ancient Greek and Related Pottery, Copenhagen August 31 -September 4, 1987 (København 1988) 575-584, Abb.
Antiope und die Proitiden. ÖJh 59 (1989) 1-9, Abb.
Griechische Mythen auf unteritalischen Vasen und provinzialrömischen Reliefs. Zur Frage ihrer Überlieferung. In: Kolloqium „Kunst und Kultur in der Magna Graecia. Ihr Verhältnis zum griechischen Mutterland und zum italischen Umfeld“ Referate vom Symposion des Deutschen Archäologen-Verbandes, Mönchengladbach 8.-10.1.1988 (Schriften des Deutschen Archäologenverbandes XI, Tübingen 1990) 60-68, Taf.
„Muttersöhne“ im griechischen Mythos. In: Simon, G. (Hg.): Die heilige Familie – vom Sinn und Ansinnen einer Institution, Österreichische Texte zur Frauenforschung Wien (Reihe Frauenforschung 13, 1990) 67-86.
Die Onyxkanne in Saint-Maurice d’Agaune. HelvA 22 (1991) 17-30, Abb.
Achill und Polyxena in der römischen Kaiserzeit. RM 99 (1992) 265-299, Taf.
Der Götterfries auf der spätantiken Goldschale von Pietroasa. JbAC 35 (1992) 168-184, Abb. Taf.
Komostänzer in Graz. Eine archäologische Spurensuche. In: Schwarz, G. / Lehner, M. / Erath, G. (Hg.: Komos. Festschrift für Thuri Lorenz zum 65. Geburtstag (Wien, 1997) 125-128, Taf.
Zum Cicero-Porträt. In: Bouzek, J. / Ondrejová, I. (Hg.): Roman Portraits. Artistic and Literary. Acts of the 3rd International Conference on the Roman Portraits, Prag 1989 (Mainz 1997) 17-19, 1 Abb.
Wie Hund und Katz ? Bemerkungen zu einigen Tierdarstellungen aus Athen. In: Brandstätter, C. / Erath, G. / Hainschek, B. / Maier-Maidl, V. / Puhm, A. (Hg.): Ikarus: Gedenkschrift für Gerhild Jeschek, (Veröffentlichungen des Instituts für Klassische Archäologie der Karl-Franzens-Universität, Graz 4, 1998) 69-74, 3 Abb.
Forschungen in der Peloponnes. Akten des Symposions anlässlich der Feier „100 Jahre Österreichisches Archäologisches Institut Athen“, Athen 5.3.-7.3.1998 (= ÖAI SoSchr 38, 2001) 89-93 Taf. 8-11.
Der Tod und das Mädchen. Frühe Polyxena-Bilder. AM 116 (2001) 35-50.
Hektors Lösung auf provinzialrömischen Reliefs. In: Grabherr, G. / Kainrath, B. / Larcher, A. / Welte, B.: Vis Imaginum. Festschrift für Elisabeth Walde zum 65. Geburtstag (2005) 432-440.
Der Knabe auf dem Delphin. In: Mediterranean Archaeology 18, 2005, 41-48.
Schwester, Gattin, Mutter? Die Rolle der Frauen in der Ikonographie von “Hektors Lösung” In: Acta of the XVIth International Congress of Classical Archaeology, Boston 2003 (Oxford 2006) 575-579.
Hera im trojanischen Krieg. In: Reinholdt, C. / Scherrer, P. / Wohlmayr, W. (Hg.): Aiakeion. Beiträge zu klassischen Altertumswissenschaft zu Ehren von F. Felten (2009) 143-152.
Corpus Vasorum Antiquorum (CVA) Österreich, Originalsammlung des Instituts für Archäologie der Karl-Franzens-Universität Bd. I. Österreich Bd. 6, Graz, Karl-Franzens-Universität 1 (Wien 2014), zus. mit M. Christidis / St. Karl / G. Koiner.

LIMC IV (1988) s. v. “Eubouleus” Text-Bd. 43-46, Taf.-Bd. 21.
LIMC VIII (1997) s. v. „Triptolemos“ Text-Bd. 56-68, Taf.-Bd. 30-41.

Moreno, P.: Testimonianze per la teoria artistica di Lisippo, Treviso 1973. In: Grazer Beiträge 8 (1979) 281-286.

Lehner, M. / Lorenz, Th. / Schwarz, G. (Hg.): Griechische und italische Vasen aus der Sammlung des Instituts für Klassische Archäologie der Karl-Franzens-Universität Graz (Veröffentlichungen des Instituts für Klassische Archäologie der Karl-Franzens-Universität, Graz 1, 1993).
Schwarz, G. / Lehner, M. / Erath, G. (Hg.): Komos. Festschrift für Thuri Lorenz zum 65. Geburtstag (Wien, 1997) .
Schwarz, G. /Koiner, G. / Lehner, M. / Lorenz, Th. (Hg.): Kunstprovinzen im Römischen Imperium. Ausgewählte Schriften Erna Diez, Veröffentlichungen des Instituts für Archäologie der Karl-Franzens-Universität Graz (VIKAGraz) 7 (Wien 2006).

Literatur / Quellen

Literatur

Römisches Österreich 29, 2006, S. V.
Potnia Theron. Festschrift für Gerda Schwarz. Hg. v. Christof, E. / Koiner, G. / Lehner, M. / Pochmarski, E. Veröffentlichungen des Instituts für Archäologie der Karl-Franzens-Universität Graz, Bd. 8. Wien 2007.

Quellen

Mitteilungen von Gerda Schwarz.

BiografieautorIn:

Edith Stumpf-Fischer