Schwarcz Eva, geb. Weiner, Zavierzanski, Zaviri, Zaviri-Schwarcz, auch „Chava“; Literaturwissenschafterin und Esoterikerin
Geb. Wien, 1925
Herkunft, Verwandtschaften: Eltern: Margit und Georg Weiner. Die Eltern stammten aus bürgerlichem Milieu, waren assimiliert, der Vater, ein Rechtsanwalt, war Zionist. Er starb kurz vor dem „Anschluss“ Österreichs. Die Mutter konnte über Moskau nach Shanghai fliehen, sie lebte dort von Handarbeiten. 1948 kam sie nach Israel und half ihrer Tochter Ch., die inzwischen verwitwet war. Schwester: Ruth, geb. 1921, erhielt ein Zertifikat für eine Haushaltschule der WIZO, in Nachlat Jitzchak in Palästina-Eretz.
LebenspartnerInnen, Kinder: Erste Ehe 1945: Zwi Zavierzanski, Lehrer, Schriftsteller und Leiter einer landwirtschaftlichen Farm. Er fiel 1948. Tochter Danit wurde 1946 geboren. Ab 1949 war sie in zweiter Ehe mit dem gebürtigen Wiener Joseph Schwarcz (1917-1988), Professor an der Universität Haifa und Kinderliteraturforscher, verheiratet Die Tochter Michal Kehat-Citron, geb. 1953, ist Psychotherapeutin und Supervisorin in Haifa, sowie Dozentin an der dortigen Universität.
Ausbildungen: Besuchte die Volksschule in der Wiener Schubertschule in der Grünentorgasse. Obwohl sie eigentlich gerne studiert hätte, wurde sie von ihren Eltern in ein Mädchenlyzeum Luithlen eingeschrieben. Studierte vergleichende Literaturwissenschaften, B.A. an der Jerusalemer Universität in Haifa, schloss mit der Magisterarbeit „Der Doppelgänger bei Plautus, Moliere, Kleist und Thomas“ ab.
Laufbahn: Die Familie wohnte zunächst in Wien 9, Porzellangasse 19. 1935 musste sie wegen der Krankheit des Vaters nach Wien 1, Dominikanerbastei 4 umziehen. Kam 1938 mit einem Kindertransport der Jugend-Alija nach Palestina-Eretz Israel, dort erhielt sie gegen ihren Willen den Namen „Chava“, den sie nie mochte. 1938-1942 war sie Zögling im Kinderheim Ahava in Kiryat Bialik. 1942-1943 war sie in der landwirtschaftlichen Schule in Nahalal, einem Moshav im Emek Jezrael. Moses Calvar, oft als „jüdischer Pestalozzi“ bezeichnet, war ihr geistiger Mentor zu dieser Zeit und gab ihr Unterricht. Sie war freie Hörerin an der Universität Jerusalem. Nach dem Tod von Calvary bereitete sie sich in einer Abendschule auf die Matura vor und war als Hausgehilfin tätig. 1944 traf E. Sch. einmal auf Else Lasker-Schüler: „Sie hat sich einfach in einem Kaffeehaus an meinen Tisch gesetzt und darauf losgesprochen. Zu der Zeit war sie schon ganz wirr und völlig heruntergekommen, sagte Sätze wie: ,Meine Hausfrau ist eine Ratte mit einem Schwanz´. Es war ein Jammer sie zu sehen und niemand nahm sich ihrer an. Sowohl als Dichterin als auch als Malerin hatte sie keinerlei Einfluß. Schön, daß man sich in Frankfurt an sie erinnert.“
Nach der Hochzeit mit Zwi gab sie die Pläne zu studieren auf und bereitete sich auf das Leben auf einer Farm vor. Als er 1948 bei der Schlacht bei Latrun fiel, arbeitete sie erneut in der Landwirtschaft. Danach unterrichtete sie Kinder von NeueinwanderInnen und leitete 30 Jahre lang eine Pflegerinnenschule, war dann nach ihrer Pensionierung im Jahre 1985 bis 2009 im Vorstand tätig. Acht Jahre unterrichtete sie an der Haifaer Universität vergleichende Literatur, mit Schwerpunkten auf Kurzgeschichte, Drama und Motivforschung. Neun Jahre lang leitete sie einen Lesezirkel und war in der Leitung eines Seniorenzentrums. Auch politisch war E. Sch. sehr aktiv, unter anderem war sie Kandidatin zur Bürgermeisterin auf der gemeinsamen Liste dreier Parteien und Abgeordnete in Helsinki beim Liberal International. Mit 70 Jahren begann sie zu malen und mit 80 Jahren zu schreiben. Ihre Lebenserinnerungen publizierte sie auf Hebräisch unter dem Titel „Kaleidoskop“, vor allem um der jüngeren Generation die Zeit des Nationalsozialismus und der Emigration nahezubringen. Seit einigen Jahren beschäftigt sie sich auch intensiv mit Esoterik.
Ausz., Mitglsch.: 1982 Mitbegründerin der Internationalen Gesellschaft für Polyästhetische Erziehung – IGPE wo sie auch Vorträge hielt. Einmal über malende Dichter, d. h. Dichter die sich nicht mit einem kreativen Medium begnügten. Im besonderen auf Bezug von Goethe, Blake und Dürrenmat. Mitglied der International Spiritual Federation, Kandidatin zum Bürgermeister auf der gemeinsamen Liste dreier Parteien, war Abgeordnete in Helsinki beim Liberal International.
Biograph. Hinweise, Mitteilungen: Susanne Blumesberger, Barbara Kintaert, E. Sch.
W.: „Der Doppelgänger in der Literatur: Spiegelung, Gegensatz, Ergänzung. In: Polyaisthesis“ (1987), „Appell an den nicht existierenden Gott. Kafka – Camus – Beckett. In: Polyaisthesis“ (1990), „Die Tanne oder der Olivenbaum. In: Künste und Bildung zwischen Ost und West. Jahrbuch Polyaisthesis Bd. 2“ (1994), „Über das Sehen. In: Wagnis und Bildung. Jahrbuch Polyaisthesis Bd. 5 (1996), „Hg. Lech Kolago: Der kreative Ausdruck in Wort und Bild – malende Dichter. In: Deutsch-polnische Beziehungen im Bereich der Kultur, Literatur und Sprache“ (1998), „Dani Karavans Monument für Walter Benjamin. In: Leben und Lehren. Jahrbuch Polyaisthesis Bd. 7 (2000), „Gem. mit Joseph H. Schwarcz: The picture book comes of age. Looking at childhood through the art of illustration“ (1991), „Das Mandala – ein Tor zur Meditation (unveröffentlicht, da auf zu viel Bildmaterial basierend)