Schuselka-Brüning Ida

geb. Wohlbrück, gesch. Brüning, verh. Schuselka; Sängerin, Schauspielerin und Übersetzerin

Geb. Königsberg, Preußen (Kaliningrad, Russland), 15.1.1817
Gest. Baden, NÖ, 15.11.1903

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Gustav Friedrich Wohlbrück (1793-1849), Schauspieler; Mutter: Friederike Amalie v. Bentzmann.

LebenspartnerInnen, Kinder: 1. 1840 in Hamburg Heirat mit Karl Brüning (1808-1870), Schauspieler und Sänger, 1841 Scheidung; 2. 1849 in Wien Heirat mit Franz Schuselka (1811-1886), Publizist und Politiker; Töchter: Ida, Bertha, Schauspielerinnen; Olga Wohlbrück-Wendland (1865-1933), Schauspielerin, Bühnenleiterin und Schriftstellerin.

Ausbildungen: I. Sch.-B. wurde in St. Petersburg zur Sängerin ausgebildet, wo ihr Vater 1829-40 im Engagement war.

Laufbahn: I. Sch.-B. betrat in Linz, wo ihr Vater ab 1818 engagiert war, bereits mit zwei Jahren erstmals die Bühne. Weitere Kinderrollen folgten. In St. Petersburg und in Riga begann sie im Chor und mit kleinen Rollen, ehe sie 1833 am Stadttheater von Reval (Talinn) als Solistin in der Rolle der Prinzessin in F.-A. Boieldieus Oper „Jean de Paris“ debütierte. Engagements in Königsberg (1835), Danzig (1837) und am Hamburger Opernhaus, wo sie 1838 als Zerline in D.-F.-E. Aubers „Frau Diavolo“ debütierte, folgten. Danach sang sie am Königlichen Theater in Hannover, von wo sie 1842 nach Wien ging und hier am Kärntnerthortheater (u. a. als Zerline in Mozarts „Don Giovanni“), und im Theater in der Josefstadt (u. a. als Marie in G. A. Lortzings „Zar und Zimmermann“) mit großem Erfolg gastierte. C. Carl sah in ihr die geeignete Künstlerin, um am von ihm geleiteten Theater an der Wien das Pariser Vaudeville heimisch zu machen und holte sie, vorerst als Gast, an sein Theater. Sie debütierte 1842 in der Titelrolle von F. E. Lynckers Vaudeville „Chonchon, die Savoyardin“, die sie bereits bei ihrem Gastspiel am Theater in der Josefstadt gespielt hatte, mit so großem Erfolg, dass sie bis November 1843 in 19 Rollen in rund 270 Vorstellungen auf der Bühne des Theaters an der Wien stand und im selben Monat von Carl mit einem großzügigen Vertrag für zehn Jahre an seine Bühne engagiert wurde. Mit Carl als Partner feierte sie in den nächsten zwei Jahren große Erfolge, u. a. als Marie in „Marie, die Tochter des Regimentes“ nach der Oper G. Donizettis und als Marie in „Ein Abend, eine Nacht und ein Morgen in Paris“ von F. Kaiser. Als 1845 das Theater an der Wien von F. Pokorny erworben wurde, trat sie bei Carl im Theater in der Leopoldstadt auf, zuletzt auch verstärkt in kleineren Rollen im Lokalstück, da das Vaudeville an Anziehungskraft verloren hatte. Nach ihrer Heirat 1949 brach sie nicht nur ihre persönliche, sondern auch ihre berufliche Verbindung mit Carl ab. Mit großem Erfolg gastierte sie in diesen Jahren in Berlin, Hamburg, Dresden und Frankfurt und ab 1850 am Theater an der Wien in ihren alten Erfolgsrollen. 1853 wurde sie Mitglied der Dresdner Hofbühne, wo sie sich verstärkt dem Schauspiel zuwandte und in Charakterrollen wie Gräfin Orsina in Lessings „Emilia Galotti“ oder Lady Milford in Schillers „Kabale und Liebe“ große Anerkennung fand. Nach einem weiteren Gastspiel am Theater an der Wien, 1854, übernahm sie zu Ostern 1855 die Leitung des Linzer Landständischen Theaters, die sie jedoch nach zwei Jahren mit großen finanziellen Verlusten zurücklegen musste, obwohl sie viele Neuerungen gebracht und den Spielplan sehr abwechslungsreich gestaltet hatte. Es folgten ein längeres Gastspiel in Stuttgart und 1859 eine Verpflichtung nach Weimar, ehe sie sich für einige Zeit von der Bühne zurückzog. 1862 ging sie nach Paris, wo sie ein deutsches Theater gründete, das sich aber nur drei Jahre halten konnte. Anschließend gab sie in französischer Sprache kommentierte Rezitationsabende mit deutschen Klassikern und gründete eine Schule für deutsche Sprache und Literatur. Bereits 1867 stand I. Sch.-B. im Rahmen einer ihrer Gastspielreisen in München das letzte Mal auf der Bühne. 1887 erschien in Paris ihr Buch „Le theatre en Allemagne, son origine et ses luttes (1200-1760)“. Seit 1844 übersetzte und bearbeitete sie französische Stücke, z. T. sehr erfolgreich, für die deutsche Bühne. Ihre Bearbeitung des Schauspiels „Le pere prodigue“ von A. Dumas fils wurde ab 1860 unter dem Titel „Vater und Sohn“ mit Erfolg auch am Wiener Burgtheater aufgeführt. Manche Bearbeitungen, bzw. eigene Stücke kamen über eine einzige Aufführung nicht hinaus. Ende der 1880er Jahre übersiedelte sie ganz nach Österreich, wo sie teils in Baden, teils auf ihrem Besitz in Schottwien (NÖ), auf dem sie auch während ihrer Pariser Zeit jährlich einige Wochen verbracht hatte, lebte.

I. Sch.-B. war dank ihrer Schönheit und Ausstrahlung, ihres sängerischen, darstellerischen und tänzerischen Könnens die ideale Interpretin der schalkhaften Soubrettenrollen des französischen Singspiels. Ihr auch technisch perfekter, pointierter Gesang und ihr temperamentvolles Spiel brachten ihr den Beinamen „deutsche Déjazet“ (Anm.: Déjazet ist ein Theater in Paris, in dem Frauen „Knabenrollen“ spielen) ein. Sie wird in der Literatur als besonders attraktive Frau, mit persönlicher Ausstrahlung und großem sängerischen sowie darstellerischen Können beschrieben.

Werke

Übersetzungen: „N. N.: Der Reichtum des Arbeiters. Lebensbild. nach dem Französischen für die deutsche Volksbühne bearbeitet“ (1852), „N. N.. Eine kleine Gefälligkeit, Lustspiel in 1 Akt, nach dem Französischen“ (1860), „Dumas, Alexandre fils: Ein verlorener Vater. Charakterlustspiel in 5 Aufz., Übersetzung aus dem Französischen“ (o. J.), „Ders.: Vater und Sohn. Familiengemälde in 5 Akten, Übersetzung aus dem Französischen“ (o. J.)

Literatur / Quellen

L.: Buchegger 2002, Eisenberg 1903, Gämmerler 1854, Grünsteidl 1970, Kaiser 1870, Kosch 1953, Kutsch/Riemens 1997a, Loup 1975, ÖBL, Rommel 1952, Ulrich 1997, Wimmer 1959a, Wurzbach, http://www.frauenzentrum.at/

BiografieautorIn: