Schor Malke

Politische Funktionärin

Geb. Galizien, 27.12.1885
Gest. 1961

Sch. wird 1885 in Galizien geboren, wächst gemeinsam mit zehn Geschwistern in einer armen jüdischen Familie auf und verrichtet ab ihrem achten Lebensjahr Heimarbeit. 1904 tritt sie in Lemberg der jüdisch-sozialistischen Arbeiterpartei „Poale Zion“ bei und gründet dort eine eigene Mädchengruppe. Sie absolviert eine Ausbildung zur Modistin und kommt 1905 nach Wien. Kurz nach der KPÖ-Gründung (bis 1920 KPDÖ) am 3. November 1918, tritt sie dieser Partei bei. 1924 (1923) wird sie ins ZK gewählt. 1927 verfasst sie die Schrift „Die österreichische Rote Hilfe“. Nach dem Verbot der österreichischen RH emigriert sie nach Frankreich und beschreibt in ihrem 1934 in Paris erschienenen Buch „Galgen über Österreich. Der heldenhafte Aufstand des österreichischen Proletariats“ die Februarereignisse des selben Jahres. 1935 vertritt sie unter dem Namen „Hertha Müller“ die Internationale Rote Hilfe in Paris. Immer wieder ist sie in verschiedenen Missionen für die Organisation in Schweden, Mexiko, Japan und Moskau unterwegs. 1938 fungiert sie als KPÖ-Vertreterin der „Fédération des Émigrés provenant d´Autriche“; später wird sie nach Moskau berufen, wo sie Mitglied des Exekutivkomitees der „Internationalen Roten Hilfe“ wird. Nach Kriegsende arbeitet sie für die KP-Presseabteilung. 1961 stirbt sie.Sch. war als Person umstritten. Ruth v. Mayenburg beschreibt sie in ihren Memoiren „Blaues Blut und Rote Fahnen“: „In unserer Partei gab es eine alte Junggesellin: Malke Schorr. Seit vielen Jahren schon steckte sie ihre spitze Vogelnase in alle Angelegenheiten der KPÖ hinein, die privaten Dinge nicht ausgenommen. Ein abgetragenes Kominternmöbel aus Rote-Hilfe-Zeiten, bald in die Ecke gestellt wegen Tratschsucht und Hineinmischereien, bald hervorgeholt wegen unbändiger Vitalität und Kaderkenntnis […]“ Doch während Ruth Mayenburg noch „urmütterliche Gefühle, Wärme und Weisheit“ in ihr vermutet, äußert sich Hilde Koplenig, die Frau des langjährigen KPÖ-Vorsitzenden Johann Koplenig, in ihren Lebenserinnerungen überwiegend negativ über sie: „Malke Schorr hat sich als ‚Berufsrevolutionärin’ und Apparatschik immer wohl gefühlt wie ein Fisch im Wasser. Ungewöhnlich hässlich, hatte sie dafür einen lebhaften, sehr wendigen Verstand, und war amüsant, so dass man sie für intelligent hielt, obwohl sie immer nur geschickt nachredete, was gerade auf der Tagesordnung vorgebracht wurde. Außerdem war sie eine ausgezeichnete, temperamentvolle Rednerin – also zur zentralen Funktionärin prädestiniert. Für sie war Kommunist sein nicht eine Gesinnung oder Weltanschauung, sondern ein Beruf wie jeder andere, und sie setzte alles daran, in diesem Beruf Karriere zu machen, was ihr auch gelang, ohne Rücksicht auf Grundsätze oder Personen.“

Anderen Aussagen zufolge war M. Sch. „temperamentvoll und klug, voll Enthusiasmus und Initiative“.

Werke

„(Müller, Hertha): „Galgen über Österreich. Der heldenhafte Aufstand des österreichischen Proletariats“ (1934)

Literatur / Quellen

L.: BLÖF, Dictionnaire Biographique 1971, Dokumentationsarchiv 1984a, Frauenreferat der KPÖ 1989, Korotin/Nusko 2008, Mayenburg 1969, ÖNB 2002, Röder/Strauss 1980-83, Stadler 1966, Steiner 1968

BiografieautorIn:

Karin Nusko