Schiff Gertrud
Geb. Wien, 1901
Gest. Wien, 1980
Herkunft, Verwandtschaften: Eltern: Walter Schiff (1866-1950); Mutter: Alice Friederike Schiff (1872-1933); Geschwister: Margarete (Gretl) Schiff (1899-1923); Wolfgang Schiff (1900-1961); Katharina Schiff (Käthe Boll-Dornberger) (1909-1981).
LebenspartnerInnen, Kinder: Verheiratet mit Gottlieb Kaldeck (1866-1941), der seine beiden Söhne Wilhelm und Bruno wie auch seine erste Frau früh verloren hatte. Tochter: Dora Kaldeck (*1932), verheiratet mit Georg Schimanko (*1925).
Ausbildungen: War Schülerin von Arnold Schönberg und studierte in Berlin. Staatsprüfung in Musik bei Prof. Erwin Weiss.
Laufbahn: Lebte in der Berggasse, in Wien 9, ab 1937 in der Schwarzspanierstraße. Hielt in ihrer Wohnung Musikabende ab. In ihrer Wohnung in der Schwarzspanierstraße trafen sich jüdische Bekannte, um die Emigration zu besprechen. Die Hausmeisterin, ein sehr frühes NSDAP-Mitglied, schützte die jüdischen Parteien im Haus. Zur Jahreswende 1938/39 gelang G. Sch. und ihrer Familie die Flucht nach England. Die Tochter entkam mit einem Kindertransport, der geistig behinderte Sohn musste in der Nervenheilanstalt Steinhof zurückbleiben, wo er von den Nazis ermordet wurde. In England war sie als Haushaltshilfe beschäftigt, u. a. in Oxford und lebte bei ihrer Schwester Käthe Schiff in Golders Green. Schließlich erhielt sie eine Arbeitsbewilligung für Bürotätigkeit und ging mit ihrem Mann nach Birmingham. 1945 übersiedelte sie nach London und arbeitete im Austrian Centre als Telefonistin und in der Poststelle. Im Sommer 1946 kehrte sie nach Wien zurück, musste zunächst mit ihrer Tochter in Untermiete wohnen, da sie erst 1948 eine Wohnung zugewiesen bekam. 1947 wurde sie Mitglied des neu gegründeten Kammerorchesters des Konzerthauses und gab Geigenunterricht. Nebenbei war sie für die kommunistische Partei tätig. Ihre letzten Lebensjahre verbrachte sie − krebskrank und dement − in einem Pensionistenheim.