Scheuer Grete
Geb. Aflenz, Stmk., 6.6.1900
Gest. Graz, Stmk., 23.2.1988
Herkunft, Verwandtschaften: Tochter des Arztes Dr. Rudolf Ritter von Scheuer und seiner Frau Daniela, geb. Feuerlöscher, zwei Brüder.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1924 Heirat mit Dr. Karl Garzarolli (Edler von) Thurnlackh (1894-1964), Scheidung 1929; Kinder: Maria Garzarolli-Thurnlackh (geb. 1925), Peter Scheuer (1931).
Ausbildungen: Institut Pirckerth (1909-1914), Sacre Coeur (1914-1917).
Laufbahn: 1904 Übersiedlung der Familie nach Thörl, da Vater Werksarzt in Eisenwarenfabrik Pengg. Großvater mütterlicherseits, ein Grazer Großindustrieller, war konvertierter Jude. Mit neun Jahren in das Internat des Höheren-Töchter-Instituts Pirckerth, mit 14 Wechsel in das Sacre Coeur, beide in Graz. Sehr gute Schülerin, musste aber nach Tod des Vaters, 1917, die Schule verlassen. Seit dem sechsten Lebensjahr Klavierunterricht, Berufswunsch Pianistin, aufgrund rechtsseitiger Taubheit als Folge von Ohrenerkrankungen in der Kindheit jedoch nicht realisierbar. 1924 Heirat mit dem Kunsthistoriker und Leiter der Gemäldegalerie im Landesmuseum Graz, Karl Garzarolli-Thurnlackh, 1925 Geburt der Tochter Maria. Nach der Scheidung, 1929, nach Berlin, zuerst Komparsin in Filmstudios, 1931 Geburt des Sohnes Peter, dessen mutmaßlicher Vater, ein baltischer Adeliger, bald danach verstarb. Fortan lebte Sch. als Alleinerzieherin mit ihrem Sohn, die Tochter war nach der Scheidung beim Vater in Graz geblieben. In diesen Jahren arbeitete sie als Redakteurin und Setzerin für die Filmzeitschrift „Achtung Aufnahme“. 1932/33 freie Mitarbeiterin der „Vossischen Zeitung“ des Ullstein-Verlags. Als die Nationalsozialisten 1933 den jüdischen Verlag zerschlugen, wechselte G. Sch. zum „Berliner Lokalanzeiger“ und schrieb für Zeitschriften wie „Die neue Gartenlaube“ (bis 1937/38 ca. 50 Beiträge), „Der Silberspiegel“ und „Allgemeiner Wegweiser für jede Familie“. 1933 erschien der Roman „Filmkomparsin Maria Weidmann“, 1935 die altösterreichische Familienchronik „Zerbrochene Posaunen“, beide im Verlag Rowohlt, wo die Autorin fallweise auch als Lektorin arbeitete. In der Berliner Zeit häufige Wohnungswechsel, vermutlich, um Schwierigkeiten mit den NS-Behörden wegen ihrer teil-jüdischen Herkunft aus dem Weg zu gehen. Juni 1938 Übersiedlung nach Wien, hier ebenfalls mehrfacher Wechsel des Wohnsitzes. Durch die Publikation des Romans „Einer ohne Vater“ Bekanntschaft mit dem Verleger Karl Heinrich Bischoff, der ihr eine Tätigkeit im Lektorat seines Verlages vermittelte. Da mit Kriegsdauer die Anzahl der eingereichten Manuskripte drastisch zurückging und viele Zeitschriften eingestellt wurden, geriet sie in ökonomische Bedrängnis. Um sich und den Sohn erhalten zu können, musste sie persönliche Wertsachen verkaufen. Auch die Auftragsarbeit „Erbarbeiter der Ostmark“, einziges Werk mit NS-Diktion, ist in diesem Zusammenhang zu sehen. 1947 kehrte Sch. nach Graz zurück, wo sie zu einer der wichtigsten Persönlichkeiten im Kulturleben der Nachkriegszeit avancierte. Maßgeblich an Neugründung des Steirischen Schriftstellerbundes (über viele Jahre Vizepräsidentin bzw. Generalsekretärin) und an Gründung des Forum Stadtpark beteiligt, daneben Kulturjournalistin für den ORF Steiermark und für Grazer Printmedien. 1971 Rosegger Ehrenpreis (gemeinsam mit Ernst von Dombrowski), 1979 Literaturpreis des Landes Steiermark.
Werke
unter „Grete Garzarolli“: „Filmkomparsin Maria Weidmann. Roman“ (1933. 1983 in Grazer Tageszeitung „Südost-Tagespost“ als Fortsetzungsroman abgedruckt), „Zerbrochene Posaunen. Roman“ (1935), „Erbarbeiter der Ostmark. Vorwort von Hans Malzacher“ (1940). Werk unter „Grete von Scheuer“: „Einer ohne Vater. Roman“ (1943). Werke unter „Grete Scheuer“: „Kleine Nachtsonate“ (1946 =Kaleidoskop 27), „Die lange Nacht. Zeichnungen v. Walter Behrens“ (1946), „Der Patriarch. Ein Raumbild“ (1952), „Gem m. Mirko Jelusich: Die Maschinenbauer von Andritz. (Anläßlich des 100jährigen Bestehens der Maschinenfabrik Andritz.)“ (1952), „Die Reise zu den Laubenvögeln. Eine Frage- und Antwortgeschichte für Kinder und Eltern“ (1954 = Ein Wunderhorn-Buch), „Balthasar. Legende. Nachwort v. Otto Hofmann-Wellenhof“ (1955), „Johann von Österreich im Licht der Presse. Zusammengestellt von Grete Scheuer. Vom Steirischen Schriftstellerbund zum Gedenkjahr 1959“ (1959), „Der Kirschbaum. Illustriert v. Günter Waldorf“ (1967), „Fahrt im Dunkel. Ehe, Liebe, Schuld. Roman“ (1972), „Hg.: Schnitt einer Aussicht. Dokumentation steirischer Autoren“ (1974), „Der Reiner Schwur. 700 Jahre 19.9.1276 – 19.9.1976“ (1976), „Literatur von 1945 – 1976 in der Steiermark [Aufsatz im Katalog zur Landesausstellung 1976, im 1978 erschienenen Nachtrag des Bandes“, „Ja und Nein. Gedichte“ (1977), „Raum und Zeit“ (1979), „Zwanzig Jahre Lebenshilfe Steiermark“ (1980), „Zehn Jahre Reiner Kreis. 1972 bis 1982. Fotos von Stefan Amsüss“ (1982), „Der Tod des Asklepios. Erzählung“ (1985), „25 Jahre Lebenshilfe für Behinderte in der Steiermark“ (1985), „Halt! Ein Mensch! Roman“ (1988), „Ferners Gedanken. Hörbücherei des Österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes. Sprecherin: Margit Jautz“ (o. J. Buch-Nummer 4627), „Fahrt im Dunkel. Hörbücherei des Österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes. Sprecherin: Helga Schick“ (o. J. Buch-Nummer 3614)
Literatur / Quellen
L.: Gesamtverzeichnis des deutschsprachigen Schrifttums 1911 – 1965. München [u. a.]: Saur 1976 – 1981. Giebisch/Gugitz 1985, Hafner 2001, Kosch 1978, Kürschner 1999, Lengauer/Frei/Aspetsberger 1984, List 1967-1982, Schmidt-Bortenschlager/Schnedl-Bubenicek 1982, Forschungsstelle Österreichische Literatur im Nationalsozialismus, Universitätsarchiv der Univ. Graz