Schalek Malva

Marie; Malvina Schalkova; Malerin

Geb. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), 18.2.1882
Gest. KZ Auschwitz, Deutsches Reich – Generalgouvernement (Oświęcim, Polen), Sept. 1944

Herkunft, Verwandtschaften: Stammt aus einer deutschsprachigen, jüdischen Intellektuellenfamilie; Vater: Gustav Schalek; Mutter: Balduine. Cousine der Kriegsberichterstatterin Alice Schalek: Alices Vater Heinrich und Malvas Großvater Joseph waren Brüder. Nichte: Lisa Fittko.

Ausbildungen: M. Sch. besuchte drei Jahre eine Höhere Töchterschule und anschließend für ein Jahr die Frauenakademie in München. Sie studierte Malerei in Wien und München.

Laufbahn: M. Sch. verdiente ihren Lebensunterhalt als Malerin in Wien. Ihr Atelier direkt über dem Theater an der Wien wurde ihr von ihrem Onkel, Joseph Simon, überlassen. Der Bankier führte die junge Künstlerin auch in die Wiener Gesellschaft ein und verschaffte ihr zahlreiche Kontakte. Die Sommermonate verbrachte man in Aussig und Leitmeritz wie auch in Bad Ischl, wo M. Sch.s Onkel und sein Schwager Johann Strauss jr. ein gemeinsames Haus besaßen. M. Sch. machte sich sehr bald als Malerin in Wien und Prag einen Namen. Von ihr stammen zahlreiche Porträts der Wiener und Prager Gesellschaft und der Kunstwelt (z. B. Max Pallenberg), insbesondere von jüdischen Familien der oberen Mittelschicht. Daneben malte sie Innenräume, wie beispielsweise das Boudoir von Katherina Schratt, der Geliebten von Kaiser Franz Joseph. Im März 1938 musste M. Sch. mit ihrer bereits betagten Tante Emma Richter, der Mutter des von den Nazis ermordeten Sozialistenführers Oswald Richter, ins tschechische Leitmeritz fliehen, wo ihr Bruder Robert als Richter tätig war. Dabei musste sie alle ihre Bilder zurücklassen. Nur etwa 30 Werke aus dieser Zeit sind wieder aufgetaucht, zwei davon wurden im Historischen Museum in Wien gefunden. Nach der Einnahme des Sudentenlandes wurde M. Sch. zuerst nach Prag vertrieben und 1942 von dort schließlich ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Auch im Lager setzte die mittlerweile von Krankheit gezeichnete Künstlerin ihr malerisches Schaffen fort und brachte mit Wasserfarben und Kohle heimlich Alltagsszenen des Lebens in Theresienstadt zu Papier. M. Sch. soll nach Auschwitz deportiert worden sein, weil sie sich geweigert hatte, einen Arzt, der mit den Nazis kollaborierte, zu porträtieren. Es gelang, ihre über 100 Bilder bis zur Befreiung des Lagers am 8. Mai 1945 zu verstecken. Heute befinden sich ihre Zeichnungen zum größten Teil im Kibbuz Lochamej haGeta’ot in Israel.

biograph. Mitteilungen, Hinweise: Ausstellung: Wiener Frauen aus Beruf und Gesellschaft.

Werke

Literatur / Quellen

Qu.: Archiv VBKÖ, Wien; DÖW-Opferdatenbank; Tagblattarchiv (Personenmappe).

Anmerkungen: Informationen von: Mag. Wolf-Erich Eckstein.

L.: Österreich 1918-1934, Fuchs 1976, http://de.wikipedia.org/, http://www.lrz-muenchen.de/, http://www.exil-archiv.de/

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