Sargent Inge

Eberhard, Sao Thusandi; Prinzessin des Shan-Staates Hsipaw

Geb. Bad St. Leonhard im Lavanttal, Kärnten, 1932

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Oberförster.

LebenspartnerInnen, Kinder: 1. Ehe mit Prinz Sao Kya Seng, 2. Ehe mit Tad Sargent.

Ausbildungen: Studium in den USA.

Laufbahn: An einem Jännertag des Jahres 1954 legte die SS Warwickshire im Hafen von Rangun (Yangon) an. Das Schiff war schnell umgeben von begrüßenden Massen. I. wandte sich ihrem Mann zu: „Irgendjemand sehr Wichtiger muss wohl an Bord sein.“ Ihr Ehemann blickte sie an: „Es gibt etwas, das ich dir sagen muss, meine Liebe.“ Sie erfuhr, dass der Empfang ihnen galt, da ihr Gemahl Saopha ein Prinz des Shan-Staates Hsipaw im damaligen Burma (heute offiziell Union von Myanmar) war. Sie erwiderte darauf wie in einem kitschigen Roman: „Du hättest mir das sagen müssen. Ich bin nicht richtig angezogen.“ Die Szene findet sich in ihrem Buch „Zwielicht über Burma. Mein Leben als Sao Thusandi − Prinzessin der Shan“, das sie auf Betreiben ihres späteren Mannes Tad Sargent schrieb und das demnächst verfilmt wird. Sao Kya Seng, ihr Prinz, hatte offenbar befürchtet, sie könnte ihn aus falschen Beweggründen heiraten, und verheimlichte ihr seinen Status. Die 21-jährige I. E. aus Bad St. Leonhard im Lavanttal in Kärnten hatte in den USA studiert und dort den aus Burma stammenden Bergbauingenieurstudenten kennengelernt. Sie heirateten 1953. Die Tochter eines Oberförsters begab sich mit ihrem Mann in dessen Reich − Hsipaw, auf dem Shan-Plateau im Nordosten Burmas gelegen, nahe der chinesischen Grenze, entlang der aus dem Zweiten Weltkrieg bekanntgewordenen Burma-Straße. Heute ist Hsipaw eine 400 Jahre alte Stadt am Fluss Doat Hta Waddy mit 15.000 Einwohnern.

Der Shan-Staat, einst in 34 Fürstentümer, heute in 48 Shan-Bezirke aufgegliedert, strebt wie viele andere „teilautonome“ Staaten in Burma nach der einst versprochenen Unabhängigkeit. Entsprechend kritisch beäugt die Regierung die dortigen Vorgänge. Das betrifft auch die Erinnerungen an das letzte Prinzenpaar.

Der junge Prinz Sao Kya Seng war mit vielen neuen Ideen aus den USA zurückgekehrt und wollte das archaische Feudalsystem beseitigen. Er übereignete Reisfelder an Bauern und überließ ihnen sogar kostenlos neue Landwirtschaftsmaschinen, ging gegen Korruption vor und investierte Profite aus dem Abbau der immensen Bodenschätze in Weiterentwicklungen. I., die nun den Namen Sao Thusandi trug, führte in ihrer Rolle als Mitregentin (sie wurde 1957 offiziell zur Mahadavi, zur himmlischen Regentin, ernannt) viele positive Neuerungen ein, etwa eine dreisprachige Schule, eine Entbindungsstation und eine Kinderwohlfahrtsgesellschaft zur Senkung der hohen Kindersterblichkeit. Doch der Traum währte nicht lange. Viele Teilstaaten rebellierten schon längst gegen die Zentralregierung in Rangun. Es ging um das in der Verfassung garantierte Sezessionsrecht der Shan und Kayyah sowie der zugesagten Halbautonomie für die Volksgruppen der Mon und Rakhiner. Als zudem das christliche Volk der Kachin im Norden Myanmars zu den Waffen griff, um sich gegen die Einführung des Buddhismus als Staatsreligion zu wehren, beendete der Oberbefehlshaber der burmesischen Armee, General Ne Win, die separatistischen Bestrebungen gewaltsam und entmachtete mit einem Staatstreich am 2. März 1962 die Regierung sowie die Oberhäupter der verschiedenen Staaten. Auch Prinz Sao Kya Seng wurde verhaftet. Bis heute weiß man nicht, was mit ihm geschah. Die zahlreichen Briefe von I. S. und ihren Töchtern an die Regierung mit der Bitte um Informationen über den Verbleib von Sao Kya Seng blieben unbeantwortet. Nach seiner Verhaftung war I. S. unter Hausarrest gestellt worden, konnte aber 1964 mit ihren zwei Töchtern nach Österreich flüchten.

Dennoch blieb sie in Hsipaw unvergessen. In vielen Haushalten hängen wieder Schwarz-Weiß-Fotos des Prinzenpaares samt ihren beiden Töchtern. Später ging I. S. wieder in die USA, wo sie erneut heiratete.

Werke

„Dämmerung über Birma: Mein Leben als Shan-Prinzessin“ (2006)

Literatur / Quellen

L.: http://www.kleinezeitung.at/kaernten/…/wurde-inge-sargent.story, http://derstandard.at/…/Inge-Eberhard-Eine-himmlische-Regentin-aus-dem-Lavanttal

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